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Erdgas: Gasprom halbiert den Gewinn

Die Zugeständnisse an zentralasiatische Staaten schlagen sich nieder. Die Quartalzahlen, die Gasprom am Montag veröffentlicht hat, sind nicht ganz so schlecht, wie der Markt befürchtet hatte.

Moskau - An russischen und westeuropäischen Börsen legten die Aktien des weltweit größten Gasförderers, dessen Deutschlandtochter ihren Sitz in Berlin hat, leicht zu, doch stolperten sie dem generellen Aufwärtstrend hinterher.

Ähnlich lief es für Gazprom schon seit einigen Tagen – und das aus gutem Grund: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank um 34 Prozent, und der Gewinn nach Steuern hat sich mit 305,8 Milliarden Rubel (7,1 Milliarden Euro) im ersten Halbjahr 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar nahezu halbiert. Die schlechte Nachricht traf Händler und Analysten allerdings nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Die Talfahrt des Monopolisten erklären sich die Experten vor allem mit der Wirtschaftskrise, durch die die Nachfrage nach Energie weltweit sank. Darauf verwies auch das Unternehmen bei der Präsentation des Reports am Montag in Moskau. Bewusst blendeten die Gasbarone dabei jedoch aus, dass sie und ihre Aktionäre jetzt die Drachensaat einer Politik ernten, bei dem der russische Staat versucht, seine Ex-Vasallen mit Hilfe staatsnaher Konzerne wie Gasprom auf Linie zu trimmen.

So hatte der politisch aufmunitionierte Streit Russlands mit der Ukraine um Preise für Moskaus Gaslieferungen an Kiew und die Mautgebühren für die Weiterleitung nach Westeuropa zu Jahresbeginn einem dreiwöchigen Lieferstopp geführt. Allein das hatte verheerende Folgen für die Gasprom-Zahlen.

Vor allem aber rächt sich jetzt, dass Moskau im vergangenen Jahr den Staaten Zentralasiens angeboten hat, deren Gas zu Weltmarktpreisen von 300 Dollar pro tausend Kubikmeter abzukaufen. Das entsprach einer Steigerung von 105 Prozent, obwohl sich ein Nachfragerückgang bereits abzeichnete. Doch Moskau wollte Nabucco verhindern, eine Pipeline, mit er sich die EU Zugriff auf die Vorkommen der Region unter Umgehung Russland sichern will.

Denn derzeit fungiert Gasprom als Zwischenhändler und hat sich den Löwenanteil der zentralasiatischen Gasförderungen durch Verträge mit einer Laufzeit von bis zu 25 Jahren gesichert. Auf eben die aber beriefen sich die Kaspi-Staaten, als Gasprom im Frühjahr versuchte, die Importe zu drosseln und die Preise zu drücken. Beides misslang und das erklärt, warum die Betriebsausgaben bei Gasprom im zweiten Quartal um 13,5 Prozent zulegten, während der Umsatz um 16 Prozent fiel.

Damit nicht genug. Erbost über die Tricksereien des staatsnahen Gasgiganten verweigern die Herrscher Zentralasiens Moskau zunehmend die Gefolgschaft. Davon profitieren bisher jedoch nicht die EU-Staaten, sondern China, das Westeuropa wie Russland zunehmend unheimlicher wird. Elke Windisch

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