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Wirtschaft: Ergebnis der nordrhein-westfälischen Runde stellt keine Gefahr für die Zinsen dar

Die Märkte haben auf den Tarifabschluss in der nordrhein-westfälischen Metallindustrie mit Erleichterung reagiert. Die Einigung ist ein Signal, dass jedenfalls von den Lohnrunden in Deutschland kein zusätzlicher Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) ausgeht, die Leitzinsen weiter zu erhöhen.

Die Märkte haben auf den Tarifabschluss in der nordrhein-westfälischen Metallindustrie mit Erleichterung reagiert. Die Einigung ist ein Signal, dass jedenfalls von den Lohnrunden in Deutschland kein zusätzlicher Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) ausgeht, die Leitzinsen weiter zu erhöhen. Im Durchschnitt aller Branchen dürften die Lohn- und Gehaltserhöhungen in diesem Jahr unter denen der Metallindustrie liegen. Analysten rechnen mit einem Plus zwischen zwei und zweieinhalb Prozent. Damit drohen von der deutschen Tariffront keine Inflationsgefahren.

Freilich sind deutsche Tarifabschlüsse bestenfalls ein nachrangiges Entscheidungskriterium für die Zinspolitik der Frankfurter Währungshüter. Das gilt schon deshalb, weil die in weltweitem Wettbewerb stehenden Unternehmen eventuelle Arbeitskostensteigerungen derzeit nur schwer auf die Preise überwälzen können. Inflationsgefahren drohen, wenn überhaupt, von anderer Seite.

Die Zinspolitik der Eurobanker orientiert sich bekanntlich an der zu erwartenden Inflationsrate und an der Entwicklung der Geldmenge. Beide Größen befinden sich derzeit am oberen Rand dessen, was die EZB noch für tolerabel hält. Im Januar lag die Preissteigerungsrate in der Eurozone mit zwei Prozent erstmals genau bei dem Wert, den die Zentralbank gerade noch als mit Preisstabilität vereinbar ansieht. Und die Geldmenge M3 stieg im Februar im Vorjahresvergleich um 6,2 Prozent - deutlich über dem EZB-Referenzwert von 4,5 Prozent.

Mit ihren jüngsten Zinsschritten hat die Zentralbank bereits auf den Preisauftrieb der vergangenen Monate reagiert. Nichts spricht dafür, dass ihr Inflationsziel für 2000 ernsthaft in Gefahr ist. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Preissteigerungsrate unter zwei Prozent liegen. Der aktuelle Preisanstieg wird vor allem von den Rohölpreisen getrieben. Egal wie schnell sich die Opec auf ihrer Halbjahreskonferenz über höhere Fördermengen einigen: Es ist abzusehen, dass sich die Preisentwicklung bei den Mineralölprodukten im Laufe des Jahres beruhigt.

Ein spezieller Effekt wird auf alle Fälle zu einer niedrigeren Inflationsrate beitragen: Die Ölpreise sind seit Februar 1999 stark gestiegen. Der daraus resultierende Basiseffekt fällt nun zunehmend weg. Entfallen wird dann auch der Basiseffekt durch die erste Stufe der deutschen Ökosteuer, die die Teuerungsrate hier zu Lande bis März in die Höhe treibt. Der Preisbuckel, der sich in den vergangenen Monaten aufgebaut hat, wird also aller Voraussicht nach im Laufe des Jahres überwunden sein. Und auch die Geldmengenentwicklung legt - noch - keine überhasteten Zinsschritte nahe. Mit kurzfristigen zusätzlichen Zinserhöhungen wird sich die EZB schon deshalb zurückhalten, weil sie sich sonst zu Recht dem Vorwurf der Kurzatmigkeit ausgesetzt sähe.

Werner Mussler

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