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Wirtschaft: Erst kommt Potsdam, dann Schanghai

Die Porzellanmanufaktur KPM investiert in weitere Läden, schafft neue Stellen und will Touristen anlocken

Berlin - Für das Gipfeltreffen der wichtigsten Industriestaaten ist es nur eine Fußnote. Für die Königliche Porzellan Manufaktur in Berlin ist es ein Zeichen dafür, dass die Traditionsmarke wieder gefragt ist: Beim Dinner im kleinen Kreis tafelten die Staats- und Regierungschefs der G-8-Staaten von KPM-Geschirr, Service Kurland. „Das war eine sehr spontane Lieferanfrage“, sagt KPM-Inhaber Jörg Woltmann. „Offenbar war man in Heiligendamm der Meinung, dass unser edles Porzellan dem Anlass besser gerecht wird als das vorrätige Geschirr.“

Der Bankier hatte die KPM vor 15 Monaten gekauft und damit vor der Pleite bewahrt. Er will den Betrieb innerhalb von drei Jahren sanieren. Vor allem der Vertrieb muss ausgebaut werden. Kommenden Donnerstag eröffnet in Potsdam ein neuer KPM-Laden, direkt neben Brandenburger Tor und Touristeninformation. „Wer Potsdam besucht, interessiert sich für preußische Geschichte“, sagt Woltmann. „Die KPM ist Teil dieser Geschichte, daher wird der Laden dort sicher viele Besucher anlocken.“

Auch in Berlin sind neue Verkaufsstätten geplant, etwa ein neuer Laden auf dem Ku’damm. Schon im August wird am Unternehmenssitz in der Wegelystraße in Tiergarten die KPM-Erlebniswelt eingeweiht. Besucher erleben dann auf einem Rundgang, wie Porzellan entsteht, und sie lernen etwas über die Geschichte der preußischen Manufaktur, die einst Friedrich dem Großen gehörte. Um Touristenbusse unterbringen zu können, hat Woltmann ein 3000 Quadratmeter großes Nachbargrundstück gekauft, auf dem ein Parkplatz entsteht – eine weitere Millioneninvestition.

Die Belegschaft freut sich über die Aufbruchstimmung im Traditionsbetrieb. „Seitdem ich hier arbeite, gab es noch nie so viel Vertrauen in die Führung wie jetzt“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Bozana Kreische, die seit 27 Jahren als Gießerin bei der KPM arbeitet. Seitdem hat sie 19 verschiedene Geschäftsführer erlebt, die sich in dem früheren Landesbetrieb die Klinke in die Hand drückten. Die Zahl der Mitarbeiter sank von 500 Ende der 90er Jahre auf 165. Jetzt soll die Beschäftigung wieder ausgebaut werden: Acht bis zehn neue Stellen entstehen bis Ende des Jahres.

Entscheidend für den Erfolg der Sanierungspläne dürfte der Auslandsvertrieb sein, der in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt wurde. Dafür hat die KPM nun Verträge für die USA, Russland, die Emirate, Japan und China abgeschlossen. „Für diese wichtigen Märkte haben wir kompetente Partner mit Erfahrung im Verkauf von Luxusgütern gefunden“, sagt Woltmann. Schon im August soll in Schanghai der erste Laden Chinas eröffnen, der ausschließlich KPM verkauft. Interesse an Berliner Porzellankunst besteht in China offenbar bereits: Yongqing Liu, die Gattin des chinesischen Präsidenten Hu Jintao, der zum G-8-Gipfel nach Heiligendamm reiste, besuchte am Donnerstag die Preußenmanufaktur. Alexander Visser

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