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Wirtschaft: Erste Schatten über der Grünen Woche

BERLIN (Tsp).Proteste und Kritik an der geplanten EU-Agrarreform im Rahmen der Agenda 2000 trübten gleich den ersten Tag der Grünen Woche in Berlin.

BERLIN (Tsp).Proteste und Kritik an der geplanten EU-Agrarreform im Rahmen der Agenda 2000 trübten gleich den ersten Tag der Grünen Woche in Berlin.So überraschten Bauern aus Mecklenburg-Vorpommern Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke während seines Rundganges am Freitag vormittag mit mittelalterlichen "Folterwerkzeugen".Die Peitschen, Ketten und Zangen sollte er EU-Agrarkommissar Franz Fischler bei der nächsten Verhandlungsrunde übergeben, forderten sie.

Die großen Betriebe in den neuen Bundesländern fürchten erhebliche Einkommenseinbußen durch die Reform.Den Vorschlägen der EU-Kommission zufolge soll es für die vorgesehenen Ausgleichszahlungen Obergrenzen geben - dies würde vor allem Großbetriebe treffen.Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, kündigte massive Protestkundgebungen in den nächsten Wochen an.Die Kritik richte sich nicht gegen die Reform an sich, sondern gegen das Übermaß an bürokratischen Vorschriften.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) warnte unterdessen am Freitag vor einer deutlichen Ausweitung der Massentierhaltung in Deutschland.Den Informationen der Umweltschützer zufolge liefen derzeit Genehmigungsverfahren für 56 Großanlagen, vor allem in Ostdeutschland."Die Massentierhaltung konzentriert sich vor allem auf die neuen Bundesländer, wo Genehmigungen offenbar leichter zu bekommen und die Proteste der Bevölkerung schwächer sind", sagte BUND-Sprecher Hubert Weiger.Seinen Angaben zufolge seien 33 Großanlagen für Schweine mit teilweise bis zu 10 000 Mastplätzen sowie 23 Anlagen für Legehennen und Masthähnchen geplant.Allein 34 der insgesamt 56 Vorhaben entfielen auf Ostdeutschland.In Wandersleben, Thüringen, und in Rheinland-Pfalz gebe es Pläne für Käfighennen-Batterien mit jeweils 1,2 Mill.Tieren.Weiger forderte die Bundesregierung auf, die Bestimmungen für die Massentierhaltung zu verschärfen.Er kündigte auch gemeinsame Proteste von BUND und Bürgerinitiativen vor Ort an.

Vertreter der Fleischwirtschaft setzten sich am Freitag gegen die Vorwürfe zur Wehr.Massentierhaltung müsse nicht gleichbedeutend sein mit "eingepfercht oder umweltschädlich", sagte der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Deutsches Fleisch, Franz-Josef Möllers.Moderne Technik und veränderte Haltungssysteme führten dazu, daß die Tiere heute besser untergebracht seien als in der sogenannten "guten" Zeit.

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