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Wirtschaft: Erwartet wird eine turbulente Hauptversammlung, aber nach dem Rover-Verkauf auch Entlastung des Vorstands

Mit dem jüngsten Verkauf der maroden Verlust-Tochter Rover an das Phoenix-Konsortium ist den Gegnern von BMW-Chef Joachim Milberg zwar die Spitze ihrer Kritik genommen. Eine turbulente Hauptversammlung dürfte am heutigen Dienstag die Bayerische Motoren Werke (BMW) AG in München aber dennoch erleben.

Mit dem jüngsten Verkauf der maroden Verlust-Tochter Rover an das Phoenix-Konsortium ist den Gegnern von BMW-Chef Joachim Milberg zwar die Spitze ihrer Kritik genommen. Eine turbulente Hauptversammlung dürfte am heutigen Dienstag die Bayerische Motoren Werke (BMW) AG in München aber dennoch erleben. Als "reinsten Dilettantismus" hatte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS), Ulrich Hocker, noch vor einer Woche die Verkaufsbemühungen um Rover gerügt. Nach der jüngsten Wendung sei nun doch eine Entlastung des BMW-Managements zu erwarten, schätzte der Aktionärsvertreter die aktuelle Stimmungslage ein.

Bohrende Fragen und harsche Kritik dürfte es trotzdem hageln. Dazu tragen auch hartnäckige Spekulationen über die Zukunft des Mutterkonzerns BMW sowie neue Verluste im Zuge des Rover-Debakels bei. Die Dementis zum angeblichen BMW-Verkauf oder einer Ablösung Milbergs können nach der unverlässlichen Informationspolitik des Münchner Autobauers in letzter Zeit zudem nicht mehr jeden beruhigen. Andererseits hat der zusätzlich von einem Bandscheibenvorfall geplagte Milberg die Chance, vor der Hauptversammlung zu noch offenen Fragen endlich Klartext zu reden oder einen neuen Vertriebsvorstand zu präsentieren. Auch könnte die BMW-Hauptaktionärsfamilie Quandt das Wort ergreifen und sich Auge in Auge mit anderen Anteilseignern selbst klar zu ihrem BMW-Investment bekennen, was bislang immer nur über Sprecher der Fall war. Die Dominanz der Quandts, die mit 46 Prozent der BMW-Anteile faktisch über die Hauptversammlungsmehrheit verfügen, ist es auch, die Milberg und seine Kollegen letztlich vor großen Überraschungen zum Aktionärstreffen schützt. Auch die bislang ungebrochene Stärke der Stammmarke BMW ist ein Schild gegen allzu heftige Attacken diverser Aktionärsgruppen. Immerhin konnte BMW den heimischen Marktanteil in den ersten vier Monaten 2000 um ein halbes auf 6,7 Prozent steigern.

Doch Kleinaktionäre schwanken bei der Einschätzung zwischen Hoffen und Bangen. Er sei froh, wenn mit dem Verkauf der britischen Tochter Rover möglicherweise ein Ende der Verluste erreicht sei, sagte Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Die Überschätzung des Images von Rover und die Fehleinschätzung der Produkte habe BMW bislang rund zehn Milliarden Mark gekostet. Auch könne man nur hoffen, dass beim Verkauf alle Risiken berücksichtigt seien. Der SdK-Mann nannte die BMW-Haltung beim Rover-Engagement "hochgradig ärgerlich und kritikwürdig". Über Jahre habe es eine Verkettung von Managementfehlentscheidungen.

tmh

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