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Wirtschaft: Es muss nicht immer Sylt sein

Strandkörbe stehen nicht nur am Meer. Inzwischen gibt es sie sogar beim Discounter

Wenn es denn sein muss, quetscht Mathias Fromholz auch eine ganze Fußballmannschaft in seinen Korb. Zugegeben, ein Sondermodell: Sechs Meter lang und 2,30 Meter hoch ist der Strandkorb, den der Chef der ältesten Strandkorbfabrik Deutschlands für seinen FC Insel Usedom geflochten hat. „Der steht jetzt im Stadion Bansin“, sagt Mathias Fromholz. Normalerweise lässt der Chef der Heringsdorfer Korb KG aber eine Nummer kleiner bauen: Ein-, Zwei- oder Dreisitzer, kariert oder gestreift die Markise, auf Wunsch mit Rollen, Radio, integriertem Massagegerät oder – für empfindliche Gesäße – auch schon mal mit Sitzheizung.

In Deutschland werden immer mehr Strandkörbe verkauft. Die meisten landen allerdings nicht mehr in Sichtweite des Meeres, sondern als Trendmöbel im Loft, im Garten oder auf dem Balkon. Entsprechend variabel sind die Hersteller bei der Ausstattung geworden. „Die Leute werden immer individueller“, sagt der Detmolder Produzent Gerd Müsing („Die Schatztruhe“, www.strandkorb-partner.de). In seinem Katalog listet er auf 132 Seiten unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten auf, seine Kunden können unter anderem zwischen 120 verschiedenen Markisenstoffen wählen. „Wir besorgen sogar Tigerstoffe“, sagt Müsing. Auch bei Rahmen und Flechtwerk gibt es schon lange Alternativen zu Kiefer und Weidenrute. Wer seinem Korb eine lange Lebensdauer gönnen will, dem rät der gelernte Holzkaufmann zu massivem Teakholz, Mahagoni oder Meranti (je nach Zusatzausstattung ab 2000 Euro). Mindestens genauso stabil sind Strandkörbe mit Alurahmen, die im Gegensatz zu Holz wartungsfrei und witterungsfest sind. Leichter als ein Holzkorb sind sie aber nicht. „Die müssen ja auch zwei Leute aushalten, die zusammen zwei Zentner wiegen“, sagt der Hersteller. Vorsichtshalber müssen daher auch die Alugestänge dick und stabil sein.

Wo schon Alu drin ist, kann auch ein Geflecht aus Kunststoff nicht verkehrt sein. „Das ist am pflegeleichtesten“, sagt der Strandkorbhändler. Wer aus Nostalgie trotzdem am Rattan hängt, darf ein bisschen schummeln und ein Kunststoffgeflecht „in Rattanoptik“ ordern. Merkt keiner, meint der Fachmann. Na ja, zumindest aus der Ferne nicht. Solide Mittelklassemodelle gibt es für rund 900 bis 1000 Euro.

Echte Freaks, die beabsichtigen, große Teile des Sommers im Korb zu verbringen, und entsprechend eigen bei der Ausstattung sind, müssen tiefer in den Geldbeutel greifen. Die Luxusklasse kostet um die 2500 Euro, höhenverstellbarer, extrabreiter XL- Sitz und automatischer Rückschnappmechanismus für die Rückenlehne inklusive. Hersteller Müsing hat auch schon mit Leder ausgeschlagene Modelle gebaut, bei denen allein die Stereoanlage 1000 Euro wert war.

Billigere Einsteigermodelle gibt’s inzwischen auch im Baumarkt (ab 399 Euro) und sogar beim Discounter. „Plus“ etwa bietet einen Strandkorb mit klassischer blau-weißer Markise und Kiefer-Sperrholz-Rahmen an. Das Ganze für 559 Euro.

Maren Peters

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