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Wirtschaft: Euro: Eine Intervention gegen die Märkte

Es hat funktioniert. Zumindest am Freitag.

Es hat funktioniert. Zumindest am Freitag. Die Notenbanken in Frankfurt, Tokio und Washington haben gemeinsam zugunsten des Euro interventiert. Denn der Euro - wer würde widersprechen - gilt als unterbewertet, zumindest mit Blick auf seine Kaufkraft. Die Folge der Intervention: Binnen kurzem war ein Dollar um 10 Pfennige billiger zu haben. Noch vor einer Woche, als die EZB einseitig Zinseinnahmen zum Kauf von Euro einsetzte, reagierten die Devisenkurse überhaupt nicht. Seither sind die Aufrufe noch lauter geworden, die EZB solle im Einklang mit den wichtigsten anderen Notenbanken der Welt Dollar-Reserven verkaufen. Zuletzt richten sich diese Stimmen auch an die Vereinigten Staaten. Denn die USA zeigten in Zeiten des Wahlkampfes zunächst kein Interesse, an einer Schwächung ihrer Währung mitzuwirken. Doch in den vergangenen Tagen hat sich auch dort das Blatt gewendet: Exportorientierte Unternehmen klagten darüber, ihre Produkte seien am Weltmarkt zu teuer. Kursverluste ihrer Aktien waren die Folge. Ob freilich die Märkte sich vom Eingriff der Notenbanken überzeugen lassen, ist ungewiss. Einiges spricht dafür, dass die Euro-Erholung nur von kurzer Dauer sein wird. Denn für eine Intervention müssen drei Bedingungen gegeben sein: Sie muss koordiniert und überraschend kommen - das war am Freitag der Fall. Aber sie darf nie gegen den Markt gerichtet sein. Anders gesagt: Die Märkte müssen die Intervention als ein Signal für einen Politikwechsel in den Ländern des Euroraums verstehen. Dafür gibt es bisher keine Signale. Aber womöglich war der Zeitpunkt gleichwohl günstig gewählt. Denn am Wochenende haben die Finanzminister der europäischen Länder in Prag die Chance, den Schritt zu weiteren Reformen zu tun. Von Montag an sind dann die internationalen Anleger wieder an der Reihe.

Rainer Hank

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