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Wirtschaft: Euro hat Tiefpunkt fast erreicht

DÜSSELDORF (Bernd Frank).Der in die fünfte Woche gehende Kosovo-Krieg lastet derzeit schwer auf dem Euro.

DÜSSELDORF (Bernd Frank).Der in die fünfte Woche gehende Kosovo-Krieg lastet derzeit schwer auf dem Euro.Stand sein Kurs gegenüber dem US-Dollar am Montag noch bei 1,0636 Dollar, rutschte er bis zum Donnerstag auf 1,0581 Dollar ab.Erst am Freitag formierte sich im Markt zunächst technisch bedingter Widerstand.Auch die gestiegenen Hoffnungen auf ein Kriegsende im Kosovo stützten die europäische Einheitswährung.Die Europäische Zentralbank legte schließlich einen Referenzkurs von 1,0634 Dollar fest.

Dabei hatte im Dezember 1998 die weit überwiegende Mehrheit der Fachleute einen starken Euro prognostiziert.Viele sahen die europäische Einheitswährung im Laufe des Jahres 1999 bei 1,25 Dollar, manche sogar bei 1,30 Dollar.

Vier Monate später schwächelt der Euro zehn Prozent unter seinem Startniveau.Von 1,17 bis 1,18 Dollar Anfang Januar ist er mehr oder weniger kontinuierlich im Verhältnis zur US-Währung gefallen.Die Konjunkturen im Euroraum und in den USA haben sich ganz anders entwickelt als erwartet: Anhaltend starkem Wachstum in den USA steht weiterhin eine verhaltene Eurokonjunktur gegenüber.Die Regierung des wirtschaftlich stärksten Euroteilnehmers Deutschland tut sich schwer mit den nötigen Strukturreformen.An die US-Finanzmärkte ist in den vergangenen Monaten offenbar deutlich mehr Anlagekapital als an die Euromärkte geflossen.Dazu kamen die Spekulationen über eine Zinssenkung in Europa, was dann auch eintrat.Und nun der sich in die Länge ziehende Kosovo-Krieg.

Die Zahl der für den Dollar positiven und für den Euro negativen Nachrichten läßt aber aufhorchen.Kann es noch schlimmer kommen? "Der Euro ist nahe an der Bodenbildung", meint Rainer Siegelkow, Volkswirt bei der WestLB in Düsseldorf.Bei weiter starken US-Konjunkturdaten und einer Verschärfung im Kosovo-Krieg könne der Euro zwar in den nächsten Wochen noch etwas schwächer tendieren."Aber dann ist der Eurokurs nach unten ausgereizt." Die fundamentalen Faktoren, die er als Begründung ins Feld führt, sind letztlich geblieben: Die Eurokonjunktur werde sich bis zur Jahresmitte stabilisieren und im Jahresverlauf tendenziell festigen.Dagegen werde sich das Konjunkturbild in den USA in einem halben Jahr nicht mehr so rosig darstellen.Dann werde auch das riesige US-Außenhandelsdefizit Wirkung zeigen - und ein niedrigerer Dollarkurs zur Verbilligung der US-Exporte von Politik und Wirtschaft in den USA gewünscht.Seine Prognose: Bis Ende des Jahres werde der Euro den Ausgangskurs von 1,18 Dollar erreichen.

Ähnlich auch Hans-Jörg Naumer, Chefvolkswirt der Société Générale in Frankfurt: "Wir bleiben trotz der starken Zinssenkung optimistisch für den Euro." Er rechnet ebenfalls damit, daß sich die Konjunkturtrends gegenläufig verschieben werden.Für die US-Konjunktur könne auch die sehr feste Wall Street zur Gefahr werden.Denn in den USA hängt der Inlandskonsum stark von den Kursgewinnen am Aktienmarkt ab.Kippt die Wall Street, wie manche Experten befürchten, hätte der Konsumboom ein Ende.

Gegen die Mehrheitsmeinung stellt sich dagegen der Merrill-Lynch-Devisenexperte Stefan Bergheim in Frankfurt: Die schwache Konjunktur im Euroraum sei hauptsächlich durch strukturelle Probleme bedingt, durch die geringe Flexibilität am Arbeitsmarkt und den hohen Staatsanteil.Das spreche gegen eine nachhaltige Erholung des Euros, sagt Bergheim.

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