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Wirtschaft: Euro-Zentralbank dürfte Zinsen im nächsten Jahr erhöhen

DÜSSELDORF (pw/HB).Der wirtschaftliche Aufschwung in Westeuropa wird in diesem und im nächsten Jahr anhalten.

DÜSSELDORF (pw/HB).Der wirtschaftliche Aufschwung in Westeuropa wird in diesem und im nächsten Jahr anhalten.In den Teilnehmerstaaten der Europäischen Währungsunion (EWWU) zusammen wird das Bruttoinlandsprodukt real um knapp drei Prozent wachsen, getragen vor allem von der inländischen Nachfrage.Die Arbeitslosigkeit wird im Euroland bis 1999 auf 10,3 Prozent zurückgehen.Das sind die ersten Prognoseresultate von fünf ökonomischen Forschungsinstituten aus Europa, die mit einem gemeinsamen Konjunkturreport Neuland betreten.

Im Projekt "European Business Cycle Analysis" haben sich hoch angesehene Institute zusammengefunden: das CPB Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis, Den Haag, das National Institute for Economic and Social Research, London, das Observatoire Français des Conjonctures Economiques, Paris, und das Prometeia in Bologna.Als deutsches Institut ist das Kieler Institut für Weltwirtschaft vertreten.

Die niedrige Inflationsrate, einige Wechselkurs-Anpassungen in Europa und moderate Lohnsteigerungen ließen für die meisten Länder einen glatten Übergang in die Zeit nach dem Wegfall der Wechselkurse in der EWWU erwarten, heißt es in dem ersten Bericht.Die kurzfristigen Zinssätze dürften sich bis zum EWWU-Start bei vier Prozent einspielen.Im nächsten Jahr aber könnte die Europäische Zentralbank (EZB) bei einer sich schließenden Produktionslücke und steigender Kapazitätsauslastung die kurzfristigen Zinsen leicht erhöhen, auch um Reputation bei den Marktteilnehmern aufzubauen.Das sei nicht als eine restriktive Politik zu verstehen, sondern als Anpassung an den normalen Pfad der Geldpolitik.

Hinter der Prognose für Euroland im ganzen verbergen sich ausgeprägte Unterschiede zwischen den Volkswirtschaften der Teilnehmerländer der EWWU.Die Nachfrage in Irland, Finnland, Portugal, den Niederlanden und Spanien wachse deutlich stärker als in Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich und Italien.Das ließe sich nicht nur auf einen generell stärkeren Wachstumstrend in den erstgenannten Ländern zurückführen.Diese Staaten seien auch im Konjunkturzyklus weiter vorangeschritten.Die Wirtschaftsforscher erwarteten nicht, daß sich die Konjunkturzyklen im Euroland auf absehbare Zeit voll angeglichen.Die EZB könne Unterschiede in Einkommen, Preisen und Beschäftigung in ihrer Politik nicht berücksichtigen.

Auf die wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Länder werde die einheitliche Geldpolitik der EZB unterschiedliche Auswirkungen haben: In einigen Volkswirtschaften werde sie stimulierend und in anderen bremsend wirken.Damit falle der Fiskalpolitik eine größere Rolle zu.In den meisten EWWU-Ländern seien weitere Anstrengungen nötig, um die strukturellen Staatsdefizite zurückzufahren und - ohne Verletzung des Stabilitätspakts - den automatischen fiskalischen Stabilisatoren der Konjunktur Spielraum zu verschaffen.

Das italienische und das französische Institut sind der Meinung, daß die Geldpolitik der EZB nicht völlig unabhängig von den fiskalpolitischen Autoritäten gefahren werden solle, um sich widersprechende Politiken zu vermeiden.Der Dialog der Finanzminister im Euro-11-Rat müsse im besonderen dazu dienen, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu koordinieren.Offensichtlich unterschiedlicher Meinung sind die Institute auch bei der Frage des Wettbewerbs der Steuerpolitiken und der Harmonisierung der Lohn- und Sozialpolitik, listen sie dazu doch lediglich unterschiedliche Positionen auf.Einer Meinung sind sie darin, daß eine Harmonisierung von Sozialstandards und Löhnen - wenn überhaupt - nur auf lange Sicht in Frage komme, um den Niedrigeinkommensländern in der EWWU die Chance zum wirtschaftlichen Aufholen zu lassen.

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