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Wirtschaft: Europas Chemiebranche atmet auf - Aktien werden zum Kauf empfohlen

In einer ungewohnten Rolle fanden sich am Mittwoch dieser Woche die Aktien der Chemiekonzerne BASF und Degussa-Hüls wieder: Völlig unerwartet mutierten die zuvor lahmen Werte zu Lokomotiven des Dax. Die Chemiebranche atmete durch.

In einer ungewohnten Rolle fanden sich am Mittwoch dieser Woche die Aktien der Chemiekonzerne BASF und Degussa-Hüls wieder: Völlig unerwartet mutierten die zuvor lahmen Werte zu Lokomotiven des Dax. Die Chemiebranche atmete durch. Erstmals standen ihre Aktien wieder im Vordergrund und waren nicht nur die Technologietitel begehrt. So richtig kann niemand der Marktbeobachter erklären, warum die Chemiaktien Ende vorigen Jahres abstürzten und danach ein lebloses Dasein fristeten. Das Tief dürfte nach Ansicht von Analysten jedoch überwunden sein: Sie raten bei den meisten europäischen Chemieaktien zum Kauf.

Zum einen, weil die Kurse als unterbewertet gelten und zum anderen, weil die Branche von der anziehenden Weltkonjunktur stark profitieren wird. Eine zusätzliche Konjunkturspritze sei derzeit der schwache Eurokurs: International ausgerichtete Chemiefirmen wie BASF, Degussa-Hüls und Bayer können ihre Produkte dadurch im Dollar-Raum vergleichsweise billiger anbieten. Zur Bremse der Gewinnentwicklung kann hingegen der zurzeit hohe Preis für Rohöl werden, dem wichtigsten Rohstoff der Branche: US-Chemiekonzerne wie DuPont oder Eastman spürten dies im 4. Quartal 1999 besonders, andere wiederum konnten die höheren Kosten über die Preise an Kunden weitergeben - so etwa der niederländische Chemiekonzern DSM. Für den niederländischen Konzern geben die meisten Analysten eine Kaufempfehlung: Der Titel sei billig und zudem gelte die Position von DSM als Hersteller von Vorprodukten für die Pharmaindustrie als attraktiv.

BASF ist der Favorit

Favorit in Bankenkreisen ist die Ludwigshafener BASF. Der Konzern hat sich von ertragsschwachen Geschäften wie Düngemitteln getrennt oder Joint Ventures wie im Polyolefinbereich gegründet. Damit gilt er als weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Derzeit profitiert BASF besonders vom hohen Ölpreis, weil sich der Konzern bei der Förderung des Rohstoffs eine starke Position geschaffen hat. Weiteren Schub dürfte die BASF-Aktie bekommen, wenn der Konzern sein vergleichsweise kleines Pharmageschäft verkauft, womit Beobachter rechnen. Einen Abschlag bei der Bewertung müssen die so genannten Chemie-PharmaKonglomerate hinnehmen - etwa der Leverkusener Bayer-Konzern oder die niederländische Akzo-Nobel. Sie verfügen über führende Positionen sowohl als Chemie- als auch als Medikamentenhersteller. Die Aktien beider Konzerne werden überwiegend zum Kauf empfohlen - allein, weil die jeweiligen Chemie- und Kunststoffsparten von der Konjunktur profitieren dürften. Im Bayer-Wert steckt zudem Fantasie: Bislang hat sich der Konzern dem Pharma-Fusionsfieber entzogen, obwohl er einen Partner sucht.

Bei Degussa-Hüls werden derzeit die ersten Früchte der Fusion sichtbar. Lange konnte der Frankfurter Konzern die hoch gesteckten Erwartungennicht erfüllen. Doch das Quartalsergebnis ließ aufhorchen, wo ein Gewinnplus von 40 Prozent bekannt gegeben wurde. Dennoch steht ein Fragezeichen über der Zukunft des Gesamtkonzerns: Im Zuge der Fusion von Veba und Viag wird sich die Veba-Tochter Degussa-Hüls mit der Viag-Tochter SKW Trostberg zusammenschließen. Derzeit ist die strategische Ausrichtung des künftigen Chemie-Riesen unklar - ein Grund, warum die Aktie bei mehreren Banken nicht auf der Topliste steht.

Bert Fröndhoff

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