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Wirtschaft: Europawährung: Greenspans Therapie für den Euro (Kommentar)

Der Euro ist die große Enttäuschung. Alles Beten half nichts, alle konjunkturellen Freudenbotschaften blieben ohne Auswirkung: In der vergangenen Woche dümpelte die europäische Gemeinschaftswährung abermals in der Nähe ihres Tiefpunktes.

Der Euro ist die große Enttäuschung. Alles Beten half nichts, alle konjunkturellen Freudenbotschaften blieben ohne Auswirkung: In der vergangenen Woche dümpelte die europäische Gemeinschaftswährung abermals in der Nähe ihres Tiefpunktes. Die europäische Zentralbank (EZB), die am Donnerstag über eine mögliche Zinserhöhung berät, ist in einer wenig komfortablen Lage. Einerseits könnte ein neuer Zinsschritt - offiziell begründet mit der bedrohten Binnenstabilität der Währung durch aufregende Inflationszahlen - den Euro ein wenig stabilisieren. Andererseits aber läuft EZB-Chef Wim Duisenberg Gefahr, dann das Wachstum im Euroraum zu ersticken. Das Ifo-Institut wusste vor wenigen Tagen von nachlassendem Vertrauen in das künftige Wachstum in Deutschland zu berichten. Und ob eine Leitzinserhöung wirklich den Euro stärkt, ist längst nicht ausgemacht. Die Währungshüter bleiben machtlos; ihnen ist auch kein Vorwurf zu machen. Aber die europäischen Politiker täten gut daran, eine Rede nachzulesen, die der Chef der amerikanischen Notenbank Alan Greenspan am Wochenende in Wyoming gehalten hat. Die technologische Revolution treibt die US-Produktivität; die amerikanische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal um 5,3 Prozent. Doch Amerika habe auch die Bedingungen geschaffen, um Wachstum in Beschäftigung zu überführen, sagte Greenspan. Gegen das gängige Vorurteil habe zum Beispiel eine Lockerung des Kündigungsschutzes zu mehr Arbeitsplätzen geführt, weil dadurch das Risiko der Neueinstellung gemindert wurde. Orientierte sich Europa an solchem Vorbild, könnten auch die Devisenmärkte wieder mehr Vertrauen in den Euro fassen.

Rainer Hank

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