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Wirtschaft: Ex-Botschafter Konrad Seitz spricht über Wirtschaft und Menschenrechte (Interview)

Konrad Seitz war von 1995 bis zu seiner Pensionierung Anfang 1999 deutscher Botschafter in China. Mit ihm sprach Klaudia Prevezanos.

Konrad Seitz war von 1995 bis zu seiner Pensionierung Anfang 1999 deutscher Botschafter in China. Mit ihm sprach Klaudia Prevezanos.

Herr Seitz, welches Gewicht haben die Menschenrechte, wenn es ums Geldverdienen in China geht?

Es wird oft kritisiert, westliche Firmen machten in China Geschäfte ohne Rücksicht auf Menschenrechte. Die Unternehmen wollen Geld verdienen und eine starke Position am chinesischen Markt haben. Aber genau dadurch werden sie zur stärksten Kraft, die die Menschenrechte voranbringt.

Wie?

Wenn deutsche Unternehmen in China investieren, holen sie Tausende von Chinesen zur Ausbildung nach Deutschland. Auch in den Firmen vor Ort werden die Mitarbeiter sehr gut behandelt und erfahren ein europäisches Bewusstsein, gerade hinsichtlich von Menschenrechten. Deutsche Unternehmen haben schon einige 10 000 Arbeitsplätze in China geschaffen.

Wann wird China ein demokratischer Rechtsstaat sein?

Erst in 20 bis 30 Jahren wird das Land politisch vergleichbar sein mit seinen Nachbarn Taiwan und Südkorea.

Warum so spät?

Dafür ist eine große Mittelstandsbildung und die politische Aufklärung der Landbevölkerung nötig. Der normale Chinese will noch immer einen Herrscher, der zum Wohle des Volkes regiert. Da spielt es keine Rolle, ob frei, gleich und geheim gewählt wird.

Der deutschen Wirtschaft ist das offensichtlich auch egal.

Es ist gut, dass die großen deutschen Unternehmen massiv in China investieren. Dadurch können sie den riesigen Markt künftig beliefern. Das Land ist eine Weltmacht ersten Ranges. Das wurde rechtzeitig erkannt.

Was ist mit dem Mittelstand?

Auch kleine Unternehmen haben den Sprung nach China schon gewagt. Gerade Firmen mit Spezialprodukten müssten über Investitionen dort nachdenken. Sie sollten aber sehr vorsichtig vorgehen. Es ist falsch anzunehmen, dass der Markt allein deshalb da sei, weil es 1,2 Milliarden Chinesen gibt. Der Vertrieb ist das größte Problem im Land.

Ist es ein Problem, dass chinesische Firmen in Joint Ventures Know-how abziehen, um anschließend die Deutschen zu unterbieten?

In der Tat. Die chinesischen Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums lassen sich noch nicht durchsetzen. Mittelständler sollten ein 100-prozentiges Tochterunternehmen für China gründen und sich chinesische Berater ins Haus holen, anstatt mit einem Partner vor Ort zusammenzuarbeiten.

Herr Seitz[welches Gewicht haben die Menschenrech]

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