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Ex-Infineon-Chef: Letzte Runde im Gerichtssaal

Der ehemalige Chef des Münchner Chipkonzerns Infineon, Ulrich Schumacher, steht von diesem Montag an in München vor Gericht. Die Anklage lautet auf Bestechlichkeit, Untreue, versuchten Betrug und Steuerhinterziehung.

Dem 51-Jährigen, der alles abstreitet, drohen mehrere Jahre Gefängnis, Schadenersatzklagen des Ex-Arbeitgebers Infineon und das endgültige Ende einer ehemals glanzvollen Karriere. „Wir gehen von einer Verurteilung aus“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung setzt dagegen auf Freispruch.

Mit Schumacher steht einer der früheren Börsenstars vor Gericht. Der Börsengang von Infineon im Jahr 2000 hatte einen Ansturm der Kleinanleger auf die Aktien der ehemaligen Siemens-Tochter ausgelöst. Schumacher fuhr am Tag der Erstnotierung an der Frankfurter Börse mit einem Porsche vor. Der bis auf 90 Euro gestiegene Aktienkurs brach zwischenzeitlich auf 50 Cent ein. Aktuell kostet die Aktie vier Euro.

Auf den ersten Blick sieht es vor dem Landgericht schlecht aus für Schumacher. Denn der Fall, der sich um Schmiergelder und Autorennen dreht, beschäftigt die Justiz nicht zum ersten Mal. Bereits zu vier Jahren Haft verurteilt wurde 2006 der frühere Infineon-Geschäftspartner Udo Schneider wegen Bestechung und Untreue. Der Ex-Infineon-Vorstand und Schumacher-Kollege Andreas von Zitzewitz hat inzwischen gestanden, Geld entgegengenommen zu haben. Er kam mit einem Jahr auf Bewährung und einer Geldstrafe davon. Schumacher will „nie auch nur einen Cent genommen“ haben. Sollte er dennoch verurteilt werden, sei kein mildes Urteil zu erwarten, sagen Experten.

Udo Schneider soll zwischen 1999 und 2004 Schumacher und Zitzewitz die Teilnahme an Autorennen finanziert haben, um im Gegenzug von Infineon mit Marketingaufträgen bedacht zu werden. Schumacher und von Zitzewitz hatten in einer Privatrennserie ihre Runden gedreht und die Kosten angeblich von Schneider bar erstattet bekommen. Allein 2003 habe Schumacher von ihm 300 000 Dollar erhalten, behauptet dieser. Sein Geständnis brachte Schneider ein mildes Urteil ein. Lange hatte er bestritten, Schumacher geschmiert zu haben. Dessen Anwälte wollen ein brisantes Dokument besitzen. Demnach hat Infineon Schneider zugesagt, ihn nicht wegen Schadenersatz zu belangen, falls er Schumacher belastet. „Es gibt viele Ungereimtheiten“, sagt ein Schumacher-Sprecher.

Der auf zwei Monate angesetzte Prozess dürfte in jedem Fall tiefe Einblicke in den an Intrigen reichen Chipkonzern geben. Infineon wartet seit Jahren auf einen Schuldspruch gegen Schumacher, um eine Schadenersatzklage gegen ihn einreichen zu können. 2,6 Millionen Euro Abfindung hat der Konzern 2004 an den Ex-Chef bezahlt, weitere 2,6 Millionen Euro nach einem Gerichtsstreit bereits zurückbehalten. Nun muss Schumacher fürchten, dass er auch für den Millionenschaden haften muss, der Infineon durch das Sportsponsoring entstanden ist. tmh

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