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Expo 2010: Schanghai will alle Rekorde brechen

In zwei Wochen beginnt die Expo 2010 mit vielen Superlativen. Die Weltausstellung widmet sich dem Leben in Großstädten.

Peking - Wer in den letzten Monaten nach Schanghai reiste, kam auf die größte Baustelle der Welt. Überall wurde gebaggert und gehämmert. In rund zwei Wochen beginnt die Expo 2010. Je näher der Eröffnungstag der Weltausstellung rückt, desto betriebsamer geht es auf den Baustellen zu. Doch langsam lichten sich die Staubwolken über dem wirtschaftlichen Zentrum Chinas.

Die Weltausstellung verändert Schanghai. Die vergangenen acht Jahre hat die Stadt damit verbracht, sich feinzumachen. Nicht nur das gut fünf Quadratkilometer große Expo-Gelände soll Besucher aus aller Welt beeindrucken – auch der Rest der Stadt wurde für die Eröffnung der Weltausstellung am 1. Mai herausgeputzt. Der Bund, die berühmte Promenade am Huangpu-Fluss, wurde für über 500 Millionen Euro renoviert, verlängert und verbreitert.

Mit erwarteten 70 Millionen Besuchern soll die Expo 2010 die größte Weltausstellung aller Zeiten werden. Wie schon bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, spart China nicht an Superlativen. Einmal mehr möchte sich China mit einer internationalen Großveranstaltung offen und modern darstellen. Fast eine halbe Million Menschen erwartet die Expo pro Tag und würde so alle Rekorde brechen. Deren Besucher werden erleben können, wie sich die Ausstellungsmacher in Schanghai die Stadt der Zukunft vorstellen.

Auf dem Expo-Gelände, das sich auf beiden Seiten des Huangpu-Flusses erstreckt, wird es ein halbes Jahr lang um Zukunftsvisionen gehen. Die Ausstellung will Ideen und Lösungen liefern, wie die zunehmende Urbanisierung überall auf dem Globus in den Griff zu bekommen ist. Denn schon heute lebt jeder zweite Mensch in einer Stadt. Thematisiert werden Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung, wie zum Beispiel Verkehr, Umweltschutz, Energie, Müll und Abwasser.

Der Ort, um Lösungen für die drängenden Probleme der weltweiten Verstädterung zu suchen, könnte nicht besser gewählt sein. Jedes Jahr strömen 60 Millionen Menschen in Chinas Städte. Schon heute zählt das Land über 170 Millionenstädte. Sieben Metropolen haben die Einwohnergrenze von 10 Millionen überschritten. Auch Expo-Gastgeber Schanghai selbst ist ein gutes Beispiel dafür, wie dringend Lösungen für mehr Lebensqualität gebraucht werden. Mit rund 18 Millionen Einwohnern gehört Schanghai zu den zehn größten Städten der Welt. Die Metropole platzt aus allen Nähten. Auch die auf Stelzen in die Höhe gebaute Stadtautobahn kann die ständig wachsende Zahl an Autos nicht bewältigen, die für Chaos auf den Straßen und schlechte Luftqualität in der Stadt sorgen.

Rund 250 Länder und Organisationen werden auf der Expo vertreten sein und sich damit beschäftigen, wie man Urbanisierung nachhaltiger gestalten kann. „Schanghai ist bereit“, sagt Expo-Sprecher Xu Wei. Die Stadt mag bereit sein, die Ausstellung ist es nicht ganz. Noch sind nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen. Erst etwa 70 Prozent der Pavillons, Ausstellungen und Konferenzräume sollen bis zum Probelauf am morgigen Dienstag fertiggestellt worden sein. Dazu wird das Team des Deutschen Pavillons gehören. „Wir haben mittlerweile die Schlüssel von der Baufirma übernommen. Jetzt geht es nur noch darum, kleinere Mängel zu beheben“, sagt die deutsche Expo-Sprecherin Marion Conrady. 350 Menschen haben auf der Baustelle ihres Pavillons gearbeitet. Vor allen anderen hatten sie den ersten Spatenstich getätigt, um den futuristisch anmutenden Gebäudekomplex rechtzeitig fertigzustellen. Über 6000 Quadratmeter breitet sich das 20 Meter hohe Bauwerk aus. Ein Gerippe aus 1200 Tonnen Stahl wird mit einer silbrig glänzenden Membran bespannt.

„Balancity“ ist das Motto des deutschen Beitrags. Das Kunstwort, zusammengesetzt aus Balance und City, steht für eine Stadt im Gleichgewicht, was sich auch in der Architektur des Deutschen Pavillons widerspiegeln soll. „Er ist als Raumskulptur konzipiert, dessen vier große Ausstellungskörper erst im Zusammenspiel miteinander ein stabiles Gleichgewicht finden“, erzählt der Architekt Lennart Wiechell. „Es ist erstrebenswert, in einer Stadt zu leben, die sich im Gleichgewicht zwischen Erneuern und Bewahren, Innovation und Tradition, Stadt und Natur, Gemeinschaft und Individuum, Arbeit und Freizeit befindet“, sagt Kreativdirektor Peter Redlin von der verantwortlichen Agentur Milla & Partner.

Täglich 45 000 Besucher erwarten die Macher in der „Balancity“ – insgesamt acht Millionen. Die können dann auch die Attraktion des deutschen Auftritts bewundern, die „Energiezentrale“. In einem Raum, der einem Theater ähnelt, können die Besucher durch Klatschen und Rufen Energie erzeugen und so eine etwa 1000 Kilogramm schwere Kugel zum Schwingen bringen. Etwa 50 Millionen Euro kostet der deutsche Auftritt. Größer war noch kein Pavillon, mit dem Deutschland auf einer Expo aufgetreten ist. Dietmar Schmitz vom Bundeswirtschaftsministerium sagt, man wolle „die Kompetenz der Bundesrepublik als Wirtschaftsnation und Innovationsführer vermitteln“. Peer Junker

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