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Das neue Jahr wird für die Banken hart, warnt EZB-Chef Mario Draghi.

© dapd

EZB-Kredite: Ernüchterung nach der Milliardenspritze

Die milliardenschwere EZB-Aktion verpufft: Banken investieren zusätzliche Mittel nicht in Anleihen der Euro-Krisenländer, wie Italien oder Spanien.

Frankfurt am Main - Kaufe das Gerücht, verkaufe die Fakten – diese alte Börsenweisheit bestätigt sich in diesen Tagen mal wieder. Und zwar betrifft es die Euro-Krisenländer beziehungsweise deren Status an den Anleihemärkten. Die Hoffnung, dass Banken die Rekordsumme von 489 Milliarden, die die Europäische Zentralbank (EZB) ihnen am vergangenen Mittwoch geliehen hat, in die Anleihen aus Ländern wie Spanien und Italien stecken, hat sich nämlich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Am Mittwoch waren die Renditen, die sich gegenläufig zu den Kursen entwickeln, von spanischen und italienischen Anleihen deutlich gestiegen. Und am Donnerstag hielten sie sich allenfalls stabil.

Offiziell wollen die EZB und deren Präsident Mario Draghi mit der Aktion vor allem die Refinanzierungsnöte der Banken lindern. Dazu wird den Banken über drei Jahre zum Leitzins von derzeit einem Prozent so viel Geld geliehen, wie sie haben wollen. Denn die Banken der Euro- Zone, die im ersten Quartal des kommenden Jahres Anleihen über 250 Milliarden Euro refinanzieren müssen, kommen derzeit wegen ihrer naturgemäß engen Verflechtung mit den Euro-Ländern selbst kaum noch an Geld. Die Banken misstrauen sich gegenseitig. Also springt die EZB ein.

Inoffiziell steckt dahinter aber auch die Überlegung, dass die Banken so möglicherweise mehr Geld in die Anleihen der Krisenländer stecken. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy zum Beispiel hatte die Finanzwirtschaft mehr oder weniger direkt dazu aufgefordert, die äußerst günstigen Kredite für den Kauf weiterer Staatsanleihen zu verwenden. Die Logik dahinter: Die Banken kaufen hochverzinste Anleihen der Euro-Krisenländer und hinterlegen sie bei der Notenbank als Sicherheit für die günstigen Kredite. Im Ergebnis profitieren die privaten Banken von den Zinsunterschieden.

Im Vorfeld der EZB-Ausschreibung haben zumindest einige Banken dies auch gemacht. Denn seit der Ankündigung der EZB am 8. Dezember sanken die Renditen vor allem italienischer und spanischer Anleihen kräftig. Zum Beispiel auf unter fünf Prozent für spanische und auf 6,5 Prozent für italienische Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit. Am Donnerstag lagen die Zinsen für diese Papiere bei 5,3 und 6,7 Prozent. Das ist immer noch viel. Spätestens bei sieben Prozent ist die Zinslast kaum noch verkraftbar. Dennoch gab es eine leichte Entspannung.

„Die EZB-Ankündigung spielte dabei bestimmt eine Rolle, sie war aber nicht der einzige Grund für die zeitweilig große Nachfrage nach Anleihen aus Spanien und Italien“, meint etwa Gernot Griebling, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. Schließlich seien auch die Beschlüsse des EU-Gipfels vor zwei Wochen in Richtung Fiskalunion und strengerer Haushaltsdisziplin positiv für Anleihen gewesen. Wenn auch nur für kurze Zeit.

„Die Refinanzierungsrisiken für die Euro-Staaten gibt es auch nach dem EZB-Tender noch“, meinen dagegen die Experten der Royal Bank of Scotland (RBS). Hoffnung macht ihnen dabei allerdings, dass die EZB den Banken auch im Februar wieder Geld für drei Jahre leihen will. Das dürfte nach Ansicht der RBS etwas den Druck von den Euro-Ländern nehmen. An den Börsen hinterließ die jüngste Aktion der EZB ein bisschen Eindruck. In einem mäßigen Geschäft notierten die deutschen Aktien immerhin um ein Prozent höher, noch stärker konnten die Anteilsscheine von Banken sich verbessern. An den asiatischen Börsen hatte die milliardenschwere Geldspritze dagegen kaum die Sorgen im Zusammenhang mit der Euro-Schuldenkrise dämpfen können. Es überwiegt vielmehr die Angst vor einer Kreditklemme. Alles in allem gestaltete sich vor den Weihnachtsfeiertagen das Börsengeschäft in aller Welt eher zäh. Viele Marktteilnehmer haben sich bereits in die Ferien verabschiedet. Anfang Januar wird dann deutlich werden, wie wirksam die Politik der EZB wirklich sein wird. HB/mit Tsp

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