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Nach seiner Rede stieg der Euro auf 1,40 Dollar: EZB-Chef Jean Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt am Main.

© dpa

EZB: Trichet hilft dem Euro hoch

Die Europäische Zentralbank hält sich aus Währungskriegen raus und setzt nicht auf noch mehr billiges Geld. Der Leitzins bleibt unverändert bei einem Prozent.

Berlin/Frankfurt am Main - Europa will sich an dem weltweiten Währungskrieg nicht beteiligen. „Unsere Politik hat sich in den vergangenen vier Wochen absolut nicht geändert“, sagte der Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Der europäische Leitzins, der Zins also, zudem sich die Banken bei der Zentralbank Geld leihen können, bleibe unverändert bei einem Prozent. Andere Notenbanken, zuletzt die Bank of Japan, senken ihre Zinsen dagegen immer weiter, um ihre Wirtschaft zu unterstützen.

So lange die Finanzmärkte nicht wieder vollständig funktionierten, werde die EZB die Märkte zwar vorerst weiter mit ungewöhnlichen Maßnahmen stützen, sagte Trichet. Allerdings werde der Umfang der Geschäfte nach und nach zurückgefahren. Wie fast alle anderen Zentralbanken hatte die EZB nach der Krise billiges Geld in die Wirtschaft gepumpt, um eine langanhaltende Rezession zu verhindern. Analysten bewerteten die Aussagen des Zentralbankchefs jetzt als ein Zeichen dafür, dass die Währungshüter das Geld allmählich wieder einsammeln wollen. Von einer Zinserhöhung sind die Europäer zwar noch weit entfernt. Doch allein die Aussicht darauf hat den Wert der Gemeinschaftswährung gesteigert. Der Euro stieg erstmals seit acht Monaten wieder über 1,40 US-Dollar. Auch Gold stieg als Reaktion auf den schwachen Dollar auf ein neues Rekordhoch von über 1360 Dollar je Feinunze.

Damit hat der EZB-Chef kurz vor Beginn der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein deutliches Zeichen gesetzt. In Washington wird es am Wochenende vor allem um ein Thema gehen: den Abwertungswettlauf. Viele Länder klagen, dass manche Regierungen den Wert ihrer Währung künstlich niedrig halten. Sie helfen damit ihren Unternehmen, weil deren Produkte dann im Ausland günstiger zu kaufen sind. Es sei wohl so, dass mehrere Länder ihre Währung als Waffe einsetzten, sagte IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn am Donnerstag in Washington. „Und das geschieht bestimmt nicht zum Besten der Weltwirtschaft.“

Noch im Juni hatte ein Euro weniger als 1,20 Dollar gekostet. Es war die Zeit, als die Investoren Angst vor einer Pleitewelle in den südeuropäischen Schuldenstaaten hatten. Der Dollar aber konnte seine Stärke nicht behaupten, denn die amerikanische Wirtschaft kommt seit der Krise nicht mehr so richtig in Fahrt. Der Wert einer Währung aber misst sich nicht nur nach realwirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern ist auch politisch beeinflussbar. Zuletzt hat US-Zentralbankchef Ben Bernanke den Dollar mit seiner Ankündigung unter Druck gebracht, bei einer weiter schwachen Konjunkturentwicklung noch mehr Geld in die Wirtschaft pumpen zu wollen.

Vor allem Schwellenländer wie Brasilien leiden unter der Schwäche des Dollar. Seit Ende 2008 hat der Real im Vergleich zum US-Dollar fast 50 Prozent an Wert gewonnen. Es war der brasilianische Finanzminister Guido Mantega, der das hässliche Wort vom Währungskrieg in die Welt gebracht hatte. Aber auch Japan, dessen Wirtschaft extrem exportabhängig ist, wehrt sich mit allen Mitteln gegen den Höhenflug des Yen, gerade senkte sie die Leitzinsen auf null Prozent.

Die Vereinigten Staaten wiederum leiden darunter, dass der chinesische Yuan so schwach ist – und die chinesischen Produkte darum im Ausland so billig. Sie werfen den Chinesen vor, den Wechselkurs ihrer Währung künstlich niedrig zu halten. Unterstützung bekommen sie dabei aus Europa. So verwies EZB-Chef Trichet in seiner Rede am Donnerstag auch auf jüngste „wichtige“ Diskussionen mit der chinesischen Regierung in Peking. Es sei von großer Bedeutung, dass China die zugesagte Reform seines Wechselkursregimes vorantreibe. Auch IWF-Chef Strauss-Kahn griff China direkt an. Sollte die Volksrepublik ihre Währung nicht stärker aufwerten, könnte es zu einer neuen Krise kommen, sagte er der französischen Zeitung „Le Monde“. „Die Unterbewertung des Yuan ist die Quelle von Spannungen in der Weltwirtschaft, die dabei sind, zu einer Bedrohung zu werden.“

Strauss-Kahn betonte, dass der Weltwährungsfonds „der richtige Ort“ sei, um Währungsstreitigkeiten zu behandeln. Der IWF war 1944 mit dem Ziel gegründet worden, die Wechselkurse stabil zu halten. Die Mitgliedsländer koppelten ihre Währungen an den US-Dollar, dessen Wert wiederum an den Goldpreis gebunden war. 1973 wurden die meisten Wechselkurse wieder freigegeben. Strauss-Kahn schlug am Donnerstag eine „Art systemweite Stabilitätsinitiative“ vor. Details nannte der IWF-Chef nicht. Auch dämpfte er Hoffnungen auf schnelle Ergebnisse: „Dieses Problem wird man nicht in fünf Minuten lösen können.“

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