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Wirtschaft: Fab baut um

Der Onlinehändler aus New York entlässt mehr als 100 Mitarbeiter in Berlin – und sucht zugleich neue.

Berlin - Noch Anfang Juli war alles super: Um das neue Büro in Berlin einzuweihen, reisten die Fab.com-Gründer Jason Goldberg und Bradford Shellhammer sogar aus New York an. So weit die Flure! So hip das Interieur! Noch mehr Platz für noch mehr Kreativität! Shellhammer packte sich ein aufblasbares Lama unter den Arm und spazierte vergnügt zwischen den neuen Räume umher. Die Euphorie ist inzwischen verflogen.

Fab vertreibt exklusive Designmöbel und Einrichtungsgegenstände über das Internet. Mitte 2011 ging das Unternehmen in den USA online. Bereits im Februar 2012 übernahmen die Amerikaner das deutsche Start-up Casacanda und erschlossen sich so den deutschen und europäischen Markt. Rasch wuchs das Unternehmen hierzulande und mit ihm der Wunsch nach Vergrößerung. Im Frühjahr zog die 250 Mitarbeiter starke Berliner Belegschaft von der Skalitzer Straße in neue Räume in den Josetti-Höfe nahe der Jannowitzbrücke. Im Juni sammelte Fab weitere 150 Millionen Dollar von Investoren ein. Damit wolle man vor allem nach Asien expandieren, sagte Fab-Mitgründer Shellhammer bei seinem Besuch in Berlin. „Wir liebäugeln mit Japan.“

Doch nun, nur einen Monat nach dem Besuch der US-Chefs, kommen ganz andere Vorgaben aus New York. Mehr als 100 Mitarbeiter des Berliner Büros sollen das Unternehmen bis Jahresende verlassen, kündigte Fab-Chef Goldberg diese Woche in seinem Blog an. Fab ändere sein Geschäftsmodell. Bisher bot der Onlinehändler in sogenannten „Flash Sales“ ausgewählte Produkte in begrenzter Stückzahl über einen bestimmten Zeitraum an. Nun will das Unternehmen ein festes Sortiment von Design-Artikeln aufbauen. Aus Fab solle ein „umfassender Online-Lifestyle-Shop“ werden, der Branchengrößen wie Amazon oder Ikea Konkurrenz macht, schrieb Goldberg.

Weil die meisten Mitarbeiter in Berlin bisher für den Einkauf von Produkten für die „Flash Sales“ zuständig waren, trifft die Umstellung Berlin besonders hart. In Zukunft reiche ein kleines Team von Einkäufern – und das soll in New York sitzen. Auch insgesamt bringe das neue Geschäftsmodell eine Konzentration auf den Firmensitz in New York mit sich, sagte Katja Meincke, Sprecherin von Fab in Deutschland. So werde 36 Mitarbeitern aus Berlin ein Umzug nach New York angeboten, um dort in der Zentrale zu arbeiten. Wie das Angebot bei den Mitarbeitern ankommt, konnte Meincke nicht sagen.

Doch auch wenn in Berlin nun mehr als 100 Mitarbeiter gehen müssen, sucht Fab zeitgleich 70 neue Mitarbeiter für andere Aufgaben – vor allem in New York, aber auch im indischen Pune, in den Niederlanden und sogar in Berlin. Knapp 20 neue Leute sollen das Team von „Designed By You“ (DBY) verstärken. Das Subportal bietet Kunden die Möglichkeit, Möbel und Designobjekte individuell zu verändern – und sich die Produkte dann von Fab-Handwerkern anfertigen zu lassen. Dazu hatte Fab im April dieses Jahres das Hamburger Start-up Massivkonzept übernommen und seine Mitarbeiter nach Berlin geholt. Vom Stellenabbau seien diese nicht betroffen, sagte Meincke. Das Berliner Büro solle künftig vor allem DBY leiten.

Auch an der Eröffnung eines Ladengeschäfts in Berlin will Fab festhalten. Mit der Massivkonzept-Übernahme hatte der Händler bereits einen 70 Quadratmeter großen Laden in Hamburg eröffnet. Für Berlin, sagte Fab-Chef Goldberg, plane man mit einem deutlich größeren Geschäft noch in diesem Jahr. Marc Röhlig

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