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Wirtschaft: Fehlfarben im Fotolabor

Hedgefonds bedrängen CeWe Color – auch in Berlin

Berlin - Bei CeWe Color in Berlin-Reinickendorf ist die Stimmung derzeit schlecht. Erst vor wenigen Tagen haben alle 68 Mitarbeiter des Fotoentwicklers ihre Kündigungsschreiben entgegengenommen, weil das Labor im März geschlossen wird. Es rentiert sich nicht mehr für das Oldenburger Mutterunternehmen. Das können die Berliner Mitarbeiter ja noch irgendwie nachvollziehen. Doch in der vergangenen Woche passierte dann noch etwas: Die CeWe-Color-Großaktionäre M2 Capital und K Capital Partners kündigten an, eine hohe Sonderausschüttung für die Aktionäre zu erzwingen.

„Unsere Betriebsschließung hat zwar nicht unmittelbar etwas mit den Forderungen der Investoren zu tun“, sagt Hubertus Waechter, Geschäftsführer von CeWe Color Berlin, „aber es ist vollkommen unverständlich, wie jemand auf der einen Seite mehr Geld fordern kann, wenn auf der anderen Seite Sozialpläne greifen.“ Auch aus der Oldenburger Zentrale vernimmt man Empörung. CeWe-Chef Rolf Hollander erklärte schon am Anfang der Woche: „Wir werden uns nicht erpressen lassen.“

Nach CeWe-Angaben verlangen die beiden Hedgefonds, die zusammen auf knapp 17 Prozent der Anteile kommen, eine kreditfinanzierte Sonderdividende von mindestens fünf Euro je Aktie: insgesamt bis zu 120 Millionen Euro.

„Wir haben aber gerademal 113 Millionen Euro Eigenkapital“, sagt CeWe-Sprecherin Hella Hahm. „Die Hedgefonds wollen offenbar unsere Firmenkasse plündern.“ Zudem brauche CeWe Color das Geld für Investitionen in die Zukunft sowie die Sicherung der verbleibenden Arbeitsplätze. Im vergangenen Jahr schlug vor allem die Schließung von vier Werken mit 6,2 Millionen Euro zu Buche. Derzeit sind bei CeWe Color 3000 Mitarbeiter beschäftigt, vor einem Jahr waren es noch 3700. Wegen des rückläufigen Geschäfts mit analogen Bildern ist das Unternehmen im Umbau.

Die Hedgefonds kritisieren Versäumnisse bei Investitionen. Öffentlich warf David Marcus, der Chef von M2 Capital, Vorstand und Aufsichtsrat Versagen vor und forderte ihren Rücktritt. CeWe habe die Chancen aus dem Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie nicht ergriffen, so Marcus. Andererseits erklärt der Investor die Forderung nach der Sonderausschüttung damit, dass CeWe „massiv unterbewertet und massiv überkapitalisiert“ sei.

Um die Sonderausschüttung durchzusetzen, hat der Hedgefonds gedroht, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die meisten Aufsichtsräte abzuwählen und den Vorständen das Misstrauen auszusprechen. „Damit werden sie nicht durchkommen“, sagt Hella Hahm. Die Erben des CeWe-Firmengründers, die 27,1 Prozent des Grundkapitals halten, stünden hinter dem Management. Der Fotoentwickler plant jetzt ein Aktienrückkaufangebot. Von Montag an könnten Aktionäre ihre Anteile zum Preis von 36,07 Euro je Aktie andienen, teilte das Unternehmen am Freitagabend mit.

„Wir brauchen noch etwa ein Jahr, bis wir den Restrukturierungswandel vollzogen haben“, sagt Berlin-Chef Waechter. Seinen Mitarbeitern wird das nicht mehr helfen. Ende Februar werden sie ihren Arbeitsplatz verlassen und von Transferagenturen betreut.

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