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Filialschließung: Autoweller gibt in Berlin auf

Die Wellergruppe, einer der größten Autohändler Europas, schließt seine Berliner Filialen. Womöglich zieht jetzt VW-Winter zur Franklinstraße.

Berlin -  „Der Markt ab 2010 wird definitiv bitter“, sagte Firmenchef Burkhard Weller dem Tagesspiegel. Und da sein Unternehmen „eine zukunftsorientierte, mit dem Hersteller abgestimmte Marktregelung“ betreibe“, habe man sich zur Aufgabe der Häuser entschlossen. Ein weiterer Toyota-Betrieb in Großziethen wurde von Weller an die Motor Company Berlin verkauft.

Mit dem Ende der Abwrackprämie würden die Fahrzeugverkäufe deutlich schrumpfen, deshalb habe er entschieden „sich aus dem überbesetzten Berliner Markt mit den Marken Toyota und Lexus zurückzuziehen“, sagte Weller. Rund 20 Mitarbeiter im Autohaus an der Franklinstraße und 50 am Mehringdamm werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Erst vor anderthalb Jahren hatte Weller die „Flagshipstore“ genannte neue Hauptfiliale in der Franklinstraße eröffnet. Am Mittwoch standen die Kunden vor verschlossenen Türen. Ein Zettel informierte darüber, dass die Filiale geschlossen ist.

Für das Haus gibt es Weller zufolge zwei Interessenten. Favorit ist offenbar Eduard Winter. Das traditionsreiche Berliner Autohaus wurde vor einigen Jahren von VW übernommen und sucht einen alternativen Standort für die Filiale in Halensee. Dort, am oberen Ku’damm, gibt es neben dem Handel von Neu- und Gebrauchtwagen auch eine große Werkstatt. Dem Vernehmen nach muss Winter für das Gelände eine Monatsmiete von rund 1,2 Millionen Euro zahlen. Das ist beträchtlich, und deshalb wird seit langem über einen neuen Standort nachgedacht. Das Ende von Autoweller an der Franklinstraße kommt da gelegen, allerdings läuft der Mietvertrag am Kudamm noch bis Mitte 2012. Weller hat nach eigenen Angaben rund 20 Millionen in das Haus am Rande des Tiergartens gesteckt und wird sich einen Teil der Summe vom künftigen Nutzer zurückholen wollen.

Unternehmenschef Weller ist bei der Planung des Hauses vor einigen Jahren von einem Automarkt in Deutschland ausgegangen, der sich zwischen 3,2 und 3,6 Millionen Neuzulassungen im Jahr bewegt. Inzwischen wird für das kommende Jahr nur noch mit 2,8 Millionen Neuwagen gerechnet. Die Abwrackprämie hilft in diesem Jahr, der Zentralverband des Kfz-Gewerbes rechnet mit 3,2 Millionen Neuzulassungen. Trotzdem haben bereits Händler aufgegeben. Die niederländische Kroymans-Gruppe, die in Berlin vier Standorte unterhielt, ging im März in Insolvenz. Opel-Hetzer hat sich verkleinert und in der Szene gibt es Spekulationen, dass ein Audi-Zentrum von Berolina in Spandau und ein weiterer Berolina-Standort in Charlottenburg gefährdet seien.

Nicht nur die Stückzahlen bereiten den Händlern Sorgen: Der durchschnittliche Neuwagenpreis liegt nach Verbandsangaben in diesem Jahr um rund 20 Prozent unter dem Vorjahr. Statt 26 000 wird pro Fahrzeug gegenwärtig nur noch ein Verkaufserlös von knapp 21 000 Euro erzielt. Ferner gibt es enorme Probleme mit den sinkenden Restwerten der Leasingfahrzeuge, die von den Händler zurückgenommen werden.

Experten wie Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft (Ifa) an der Hochschule Nürtingen-Geislingen erwarten eine Konsolidierungswelle auf Kosten der Kleinbetriebe. Großen Handelsgruppen wie Weller, die eine Ifa-Studie auf Platz drei der großen Autohändler in Deutschland schätzt, wird dabei noch Wachstumspotenzial zugestanden.

Alfons Frese u. Alexander Visser

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