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© Universal Pict./image.net

Filmversicherung: The Oscar goes to – Allianz

Die amerikanische Tochter der Allianz, Fireman’s Fund, versichert über 80 Prozent aller Filme weltweit

Der rote Teppich vor dem Kodak Theatre in Hollywood ist ausgerollt, die Fotografen stehen bereit, das Schaulaufen der Filmstars Brad Pitt, George Clooney und Co. kann losgehen. „And the Oscar goes to“ – wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag diese magischen Worte zu hören sind, halten nicht nur die Nominierten und die Kinobegeisterten vor den Bildschirmen in aller Welt die Luft an. Auch Wendy Diaz fiebert mit. Sie ist Direktorin des Bereichs Entertainment des Versicherers Fireman’s Fund mit Sitz in Kalifornien. Nach eigenen Angaben versichert die Allianz-Tochter mehr als 80 Prozent der Filme weltweit – von kleinen Produktionen bis zum großen Hollywood-Starkino. „Wir wären sehr stolz darauf, wenn einer der von uns versicherten Filme einen Oscar gewinnt“, sagt Diaz.

Einer der Kandidaten ist Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“, der gleich in acht Kategorien nominiert ist – unter anderem als bester Film. Der Streifen, der teilweise vor den Toren Berlins in Babelsberg entstanden ist, enthält viele Kampfszenen, ein Feuerwerk an Explosionen und zahlreiche Stunts. „Viele Menschen sehen sich diese Filme gern an, aber die meisten wissen nichts über die Risiken, die mit den Aufnahmen verbunden waren“, sagt Diaz.

Je mehr Explosionen und je größer die Verletzungsgefahr, desto höher ist das Risiko für die Filmstudios. Auch andere Faktoren können die Kosten einer Produktion in die Höhe treiben. „Troja“ von Wolfgang Petersen war so ein Film, der viel teurer wurde als geplant. Er soll 200 Millionen Dollar gekostet haben. Zuerst zerstörte ein Hurrikan die Filmkulissen inklusive der 18 Meter hohen Stadtmauer aus 200 Tonnen Gips, dann verletzte sich Brad Pitt, der Darsteller des Achilles, genau an der Achilles-Sehne und der Dreh musste abgebrochen werden. Ein verlorener Drehtag kann hunderttausende Dollar kosten.

Fireman’s Fund versichert gegen solche Produktionsausfälle und gegen Schäden, die Dritten durch die Dreharbeiten entstehen und für die die Studios haften müssen. Auch Schauspieler, Filmmaterial, Kameras, Kulissen, Requisiten und Kostüme werden versichert.

Schon seit der Stummfilmzeit ist Fireman’s Fund in der Filmindustrie tätig. Mit vier der fünf großen Filmstudios arbeitet der Versicherer zusammen. „Herr der Ringe“, „Harry Potter“ oder „Twilight“ – all das hat die Allianz-Tochter versichert. Diaz schätzt, dass Fireman’s Fund 2009 allein in der Unterhaltungsbranche Prämien von mehr als 200 Millionen US-Dollar eingenommen hat. In der Regel macht die Versicherung zwei bis drei Prozent eines Filmbudgets aus. Wenn die Dreharbeiten besonders riskant sind, fällt entweder die Versicherungsprämie höher aus oder die Studios müssen sich stärker an den Schäden beteiligen.

Zum Alltag der Versicherungsexperten gehört es, von Anfang an potenzielle Risiken einzuschätzen und so klein wie möglich zu halten. Sie lesen die Drehbücher, sie treffen sich mit Produzenten und Regisseuren, begleiten sogenannte Locations Scouts, um bei der Auswahl der Drehorte zu beraten, und sind bei den Proben der Stunts dabei. „Unsere Experten achten dann genau darauf, dass alles gut organisiert ist, dass jeder weiß, was er zu tun hat, und dass genügend medizinisches Personal für den Notfall bereitsteht“, erklärt Diaz.

Sind bei einem Filmprojekt die Risiken für die Versicherung zu hoch, versuchen sie, einen Kompromiss zu finden. Für Außenstehende kann dieser durchaus kuriose Formen annehmen. In „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ sollte der Held mit Hut durch Katakomben klettern — allerdings nicht allein, im Drehbuch standen 2000 Ratten. Das Filmstudio wollte sich für den Fall versichern, dass die Nagetiere ausfallen. Durch Krankheit, durch einen Unfall oder vielleicht sogar durch Arbeitsverweigerung. Den Fireman’s-Fund-Mitarbeitern jedoch war das Risiko zu hoch, und so einigte man sich schließlich darauf, dass die Versicherung erst dann einspringt, wenn mehr als 1000 Ratten ausfallen würden. So weit kam es aber nicht.

Diaz und ihre Mitarbeiter haben schon vor der eigentlichen Oscarverleihung ihre Gewinner ausgemacht, in einer speziellen Kategorie, die es bei den richtigen Oscars nicht gibt. Sie haben die riskantesten Filme 2009 gesucht. Ihre Wahl fiel unter anderem auf „Inglourious Basterds“ – vielleicht ein gutes Zeichen für die Oscar-Nacht.

Svenja Markert

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