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Banken: Citigroup schrumpft zusammen

Die US-Bank will deutlich mehr Stellen abbauen als erwartet. Die Kosten sollen um 20 Prozent sinken.

Mit drastischen Sparmaßnahmen reagiert die US-Bank Citigroup auf die Finanzkrise. In nächster Zeit soll die Zahl der Stellen auf 300 000 sinken, teilte Vorstandschef Vikram Pandit am Montag in einer Rede vor Mitarbeitern mit. Das bedeutet einen Abbau von gut 50 000 Stellen. Im Vorfeld war mit einer Stellenkürzung von 35 000 gerechnet worden. Seit Jahresbeginn hatte Citi bereits 23 000 Jobs gestrichen. Mit den Sparmaßnahmen will die ehemals größte Bank der Welt ihre Kosten für 2009 um 20 Prozent auf rund 50 Milliarden Dollar drücken.

Citi ist stärker von der Krise betroffen als andere Geschäftsbanken. Ihr US-Privatkundengeschäft leidet unter steigenden Ausfällen bei Kreditkarten, Autofinanzierungen und Hypotheken. In diesen Bereichen war das Institut bis zum Ausbruch der Krise im Sommer 2007 mit besonders aggressiven Konditionen überdurchschnittlich gewachsen. Gleichzeitig leidet das Investmentbanking unter dem Zusammenbruch der Kreditmärkte. Seit Jahresbeginn hat der Konzern Verluste in Höhe von 20 Milliarden Dollar hinnehmen müssen.

Das Stellenabbauziel soll der Präsentation Pandits zur Folge bis zum zweiten Quartal 2009 durch Kündigungen, Fluktuation und auch durch den Verkauf von Konzernteilen erreicht werden. Beobachter erwarten, dass sich der Stellenabbau vor allem am Stammsitz New York abspielen wird. Damit erlebt die Wall Street, die 2008 bereits 129 000 Stellen verloren hat, erneut einen massiven Aderlass. Schätzungen zufolge wird die US-Finanzbranche bis Jahresende mehr als 200 000 Stellen durch die Krise eingebüßt haben.

Die Citigroup war 1998 durch die Fusion der Travelers Group mit der New Yorker Bank Citigroup entstanden und seither durch zahlreiche Zukäufe gewachsen. Seit langem monieren Kritiker, diese Zukäufe seien nie richtig integriert und viele Stellen doppelt besetzt worden. „Die Sparmaßnahmen sind sicher richtig, denn vor allem im Investment-Banking haben viele Leute derzeit einfach nichts zu tun“, sagte der Analyst eines Citi-Konkurrenten. Offen bleibe aber, wo die fehlenden Einnahmen künftig herkommen sollten.

„Ich kann nicht erkennen, womit Citi in den nächsten Jahren Geld verdienen will“, hatte die angesehene Bankenanalystin Meredith Withney von Oppenheimer & Co schon in der vergangenen Woche gesagt. Die Investoren sehen das wohl ähnlich. Der Kurs der Citi-Aktie, der sich seit Jahresbeginn bereits gedrittelt hatte, verlor am Montag zeitweise bis zu sieben Prozent auf weniger als neun Dollar. Damit ist das global aufgestellte Riesenunternehmen nur noch doppelt so viel wert wie die 25 Milliarden Dollar an Staatsgeldern, die es vor wenigen Wochen aus dem Rettungsfonds der US-Regierung erhalten hatte.

Citi-Chef Pandit war im Dezember 2007 als Sanierer gekommen. Trotz massiver Restrukturierungsbemühungen – unter anderem dem Verkauf der Deutschlandtochter – war es ihm nicht gelungen, den Abwärtstrend zu stoppen. HB

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