zum Hauptinhalt
IKB

© AFP

Banken: Verdacht auf Insidergeschäfte bei IKB

In der Affäre bei der Mittelstandsbank IKB ermittelt die Justiz laut einem Medienbericht nun auch wegen möglichen Verstößen gegen das Wertpapierhandelsgesetz.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf geht dem Verdacht auf Insiderhandel nach, sagte Oberstaatsanwalt Arno Neukirchen dem Nachrichtenmagazin "Focus". Es bestehe der Verdacht, "dass es möglicherweise Insidergeschäfte gegeben hat". Der Börsenwert der IKB ist seit Jahresanfang von 2,9 Milliarden Euro auf rund 700 Millionen Euro gesunken. Von Insider-Geschäften wird gesprochen, wenn etwa Manager ihren Wissensvorsprung über die Lage ihres Unternehmens nutzen, um mit Aktien der Firma günstige Geschäfte zu machen.

Der von der Staatsbank KfW eingesetzte Interims-Vorstand der IKB lässt laut "Focus" zudem Ansprüche auf Schadenersatz prüfen. Ermittelt werde gegen sieben Beschuldigte, berichtete das Magazin unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Dabei wurden zehn Privatwohnungen durchsucht. Unter dem Verdacht der Untreue laufe ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-IKB-Chef Stefan Ortseifen, Ex-Finanzvorstand Volker Doberanzke, den ehemals für das Immobilien- und Auslandsgeschäft zuständigen Banker Markus Guthoff, den amtierenden Vorstand Claus Momburg sowie zwei Geschäftsführer der IKB-Tochter IKB CAM.

Finanzspritze von 350 Millionen Euro

Die IKB hatte sich mit riskanten Kreditgeschäften auf dem US-Immobilienmarkt verspekuliert und ist in Schieflage geraten. Die staatliche KfW als Hauptaktionärin der Düsseldorfer IKB hat bereits Risiken von 4,8 Milliarden Euro übernommen. Am Donnerstag hatte sich ein Pool mehrerer Banken unter Federführung der KfW nach zähen Verhandlungen zudem auf eine zusätzliche Finanzspritze von 350 Millionen Euro an die IKB verständigt. Nach Angaben von Steinbrück trägt die KfW davon 150 Millionen Euro, den Rest andere Banken.

Nach Angaben der "Financial Times Deutschland" (FTD) gaben die Banken ihre Zustimmung zu dem neuen Hilfspaket nur unter der Voraussetzung, dass der ohnehin geplante Verkauf der IKB beschleunigt wird. Mehrere Institute, darunter die Commerzbank, die DZ Bank, die schwedische SEB und die WestLB, gelten als Kaufinteressenten. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte am Freitag nach einer Krisensitzung des KfW-Verwaltungsrates, die Verkaufsgespräche für den 38-Prozent-Anteil der KfW sollten "so zügig wie irgend möglich geführt werden". Das Bestreben sei aber, "einen guten Preis zu erzielen". Es gebe keinen Mangel an Interessenten. Steinbrück nannte als wichtigste Voraussetzung für einen Verkauf die Vorlage eines testierten Halbjahresabschlusses. Dies dauere aber.

Eigenkapital soll gestärkt werden

Spekulationen über eine Schließung der IKB hatte die KfW zurückgewiesen. Steinbrück sagte, der Verwaltungsrat sei klar dafür, dass die Mittelstandsbank IKB am Markt gehalten werden solle. Daher müsse die KfW unterstützt werden bei der Risikoabschirmung. Bei Übernahme weiterer Risiken müssten aber auch die jetzigen IKB-Aktionäre beteiligt werden. Das IKB-Management sei aufgefordert worden, alle Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals zu treffen.

Es sei offen, ob die bisherige Risikoabschirmung ausreiche. "Das weiß keiner", sagte Steinbrück. Dies habe aber etwas mit den Marktentwicklungen zu tun. Dies sei auch kein IKB-Problem. Steinbrück stellte erneut klar, dass der Bund wegen der Belastungen für die KfW zu keiner Bürgschaft oder anderen Garantien bereit sei.

Steinbrück zufolge soll es künftig bei der Kfw einen Präsidial- sowie einen Prüfungsausschuss geben, um so "auch in diesen zugespitzten Zeiten beratungsfähiger zu sein". Einen entsprechenden Vorschlag werde er dem KfW-Verwaltungsrat am 10. Dezember vorlegen.

Steinbrück greift Bankvorstände an

Zuvor hatte Steinbrück die Banken scharf kritisiert. "Es gibt Bankvorstände, die der Komplexität dessen, was sie tun, nicht gewachsen sind", sagte er der "FTD". Einige Bank-Manager hätten die Bodenhaftung verloren: "Die Hochnäsigkeit der Manager, die wir mitunter gesehen haben - nach dem Motto: Wir sind cleverer als die anderen - endete in einem Desaster." Glos führte die IKB-Krise auf "sträflichen Leichtsinn" des Managements zurück. Er werde dies genau untersuchen lassen, sagte Glos im Bundestag.

Die KfW hatte am Dienstag mitgeteilt, dass sie wegen der IKB-Krise die eigene Risikovorsorge um 2,3 Milliarden auf 4,8 Milliarden Euro aufgestockt hat. Der mit 5,3 Milliarden Euro gefüllte KfW-Fonds für allgemeine Bankrisiken ist durch das Debakel der IKB somit bis auf 500 Millionen Euro aufgezehrt. Insgesamt sind jetzt IKB-Risiken von rund sechs Milliarden Euro abgeschirmt worden. Im August hatte der Bankenpool sich bereits mit einer Milliarde Euro an dem Stützungspaket über 3,5 Milliarden Euro beteiligt. (feh/dpa/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false