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Behörden schließen Indymac: Größter US-Bankencrash seit 1984

Die Panik der Anleger wegen der US-Immobilienkrise hat die größte Bankenpleite in den USA seit 1984 heraufbeschworen: Die kalifornische Indymac-Bank wurde am Freitag von der Bankenaufsicht vorübergehend geschlossen. Die Branche erwartet weitere Zusammenbrüche, der Senat sucht nach dem Patentrezept.

Mit dem Zusammenbruch der Hypothekenbank Indymac hat die Immobilien- und Kreditkrise einen neuen dramatischen Höhepunkt erreicht. Nach dem Ansturm besorgter Kunden auf ihr Geld musste die staatliche Einlagensicherungsbehörde (FDIC) die Kontrolle über die Bank mit Sitz im kalifornischen Pasadena übernehmen. Den Behörden zufolge handelt es sich um den zweitgrößten Banken-Crash in der Geschichte der USA und den größten seit dem verschärften Ausbruch der Finanzmarktkrise vor rund einem Jahr. Im Zuge der Turbulenzen mussten bereits Hunderte kleinerer Kreditgeber und Finanzierer dichtmachen.

Aus Angst um die Zahlungsfähigkeit der Bank hätten Anleger in den vergangenen elf Geschäftstagen mehr als 1,3 Milliarden Dollar (817 Mio Euro) abgehoben, teilte die für Indymac zuständige Bankenaufsicht am Freitagabend mit. Dies stürzte das Institut in eine Liquiditätskrise. Über die Einlagensicherung sind in den USA in der Regel Guthaben bis zu 100.000 Dollar je Anleger abgedeckt. Indymac hatte rund 19 Milliarden Dollar an Einlagen. Davon könnte rund eine Milliarde Dollar von insgesamt 10.000 Kunden den Angaben zufolge nicht abgesichert sein. Die FDIC rechnet mit einer Belastung von vier bis acht Milliarden Dollar durch den Zusammenbruch von IndyMac. Damit könnten mehr als zehn Prozent des FDIC-Sicherungsfonds verbraucht sein.

Senat billigt Rettungsplan für Hausbesitzer

Die Bank soll kurzfristig in Form einer Nachfolgeorganisation unter Führung der FDIC weiterbetrieben werden und am Montag wieder öffnen. In den nächsten drei Monaten soll nach möglichen Käufern gesucht werden - für die gesamte Bank oder jeweils für Einzelteile.

Der US-Senat billigte indes am Freitag einen Rettungsplan für Hunderttausende hoch verschuldete Hausbesitzer. Die mit großer Mehrheit angenommene Gesetzesvorlage sieht staatliche Garantien für Immobilienkredite in Höhe von bis zu 300 Milliarden US-Dollar (190 Milliarden Euro) vor. Dadurch soll Hauseigentümern mit zu großer Kreditbelastung eine Umschuldung zu günstigeren Bedingungen ermöglicht werden. Ziel des Plans ist, die rasant gestiegene Zahl von Zwangsvollstreckungen zu verringern.

Die Senatsvorlage wurde mit 63 zu 5 Stimmen angenommen. Sie muss nun innerhalb der nächsten zwei Wochen mit einer ähnlichen Version des Repräsentantenhauses abgestimmt werden, bevor die Senatoren abschließend über den Entwurf entscheiden. Nach Angaben der "New York Times" drohte Präsident George W. Bush allerdings bereits, das Gesetz mit seinem Veto zu Fall zu bringen, weil es seiner Auffassung nach auch verantwortungslosen Kreditgebern und "Spekulanten" helfe.

Hypothekenfinanzierer sorgen ebenfalls für Unruhe

Das "Wall Street Journal" sprach am Samstag vom "bisher aggressivsten Schritt" des Senats im Kampf gegen Zwangsvollstreckungen und den Verfall der Immobilienpreise. Der Entwurf sieht überdies Steuererleichterungen für bedrängte Hausbesitzer vor. Nach Schätzungen der Demokraten könnte das Gesetz bis zu 500.000 bedrängten Eigentümern aus der Kreditklemme helfen.

"Indem wir den Amerikanern helfen, ihre Häuser zu behalten, stabilisieren wir den Immobilienmarkt und tragen dazu bei, dass Wirtschaft und Kommunen die Krise überwinden", sagte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid. Die Bush- Regierung habe viel zu langsam auf die Krise reagiert, kritisierte er. Im Juni habe die Zahl der Anträge auf Zwangsvollstreckung 53 Prozent höher gelegen als im selben Monat des Vorjahres.

Erst am Freitag hatten die ausufernden Probleme der beiden größten Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac bei der US-Regierung die Alarmglocken schrillen lassen. Die Regierung erwägt laut US- Medien, eines oder gar beide Institute unter staatlichen Schutz zu stellen. Die Aktien der Gesellschaften erlitten heftige Verluste. (nim/dpa/AFP)

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