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© dpa

Börse: Frühjahrsputz für das Depot

Am Ende des Winters lohnt sich ein kritischer Blick auf die Finanzen – Was Anleger beachten sollten.

Was haben die Wohnung, das Auto und das Depot gemeinsam? Nein, hier soll nicht auf Pannen oder Unfälle angespielt werden. Es geht um den Frühjahrsputz. Denn wie man die eigenen vier Wände entrümpelt oder den Wagen zum Check in die Werkstatt fährt, bedarf auch das Depot regelmäßig einer eingehenden Prüfung. Dabei spielt weniger die Jahreszeit selbst eine Rolle. Experten zufolge sollten Privatanleger das Winterende eher als Anlass verstehen, die eigenen Investments mal wieder zu ordnen und das Depot auszumisten. Das gilt insbesondere nach unruhigen Börsenzeiten. „Nach den Marktturbulenzen der vergangenen zwei Jahre sollte sich jetzt jeder Anleger fragen: Passt das Depot noch zu meinen Zielen? Sind meine Investments so angelegt, dass ich ruhig schlafen kann?“, empfiehlt Andreas Wex, Börsenexperte der Commerzbank. Ein allgemein gültiges Rezept für ruhigen Schlaf gibt es indes nicht. Das hängt von jedem Anleger selbst ab.

ZIELE ÜBERPRÜFEN

Dafür gilt es zunächst, das Risikoprofil des Depots zu hinterfragen und mit dem Zweck der eigenen Geldanlage abzugleichen. Finanzberater nennen es, „das Dreieck aus Sicherheit, Rendite, Verfügbarkeit“. Will ich langfristig Vermögen aufbauen? Wie lange kann ich auf das Geld verzichten? Will ich zocken? Das muss sich jeder selbst beantworten.

Dabei kann sich die persönliche Perspektive auf das Dreieck durchaus ändern. Manch einen hat die Finanzkrise vielleicht viel Geld gekostet und entsprechend eingeschüchtert. Andere haben die Aktienrallye des vergangenen Jahres verpasst und möchten wieder mehr riskieren. Passt das Depot nicht mehr zur aktuellen Analyse, sollte man reagieren.

NEU MISCHEN

Als typischer Fehler, der Privatanlegern unterläuft, gilt eine unausgewogene Mischung im Depot, also ein zu gering gestreutes Risiko. Wer sein Investment auf mehrere Anlagen verteilt, sichert sich besser ab. Auch das gilt es beim Frühjahrsputz neu zu justieren. Wenn etwa die Börsen zuletzt gut gelaufen sind, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs. Dann ist eine hohe Aktienquote ein Risiko. Da kann es sich lohnen, in zusätzliche Rentenfonds zu investieren, um die Aktienquote zu senken.

AUF AKTUELLE TRENDS ACHTEN

Auch dabei gilt: Die Mischung macht’s. Andreas Wex zufolge sollte man zusehen, dass langfristige Trends wie etwa die steigende Bedeutung der Schwellenländer in den persönlichen Investments eine angemessene Rolle spielen. Doch auch wer die kurzfristige Entwicklung im Auge hat, profitiert. So kann man davon ausgehen, dass die Zentralbanken in den kommenden Monaten das Zinsniveau anheben werden. „Deshalb sollte man bei Rentenfonds im Moment zu lange Laufzeiten vermeiden“, rät Wex. Bei Aktien empfiehlt er, mit dem Einstieg auf leichte Schwächephasen der Märkte zu warten.

VERLIERER RAUSWERFEN

Für gewöhnlich tun sich Privatanleger schwer damit, sich von Verlustbringern in ihrem Depot zu trennen. Schließlich fällt es nicht leicht, sich eine falsche Entscheidung einzugestehen. Doch gerade dazu kann der kritische Blick beim Frühjahrsputz führen, getreu der alten Börsenweisheit: „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“. Auch Commerzbank-Experte Wex mahnt zu klaren Entscheidungen: „Privatanleger machen meist den Kardinalfehler, ihre Verlustbringer zu spät rauszuschmeißen.“ Das gilt keineswegs nur für einzelne Aktien. So kann man etwa auf der Internetseite der Stiftung Warentest, www.test.de, die Qualität einzelner Fonds überprüfen.

Die eigenen Geldanlagen in kürzeren Abständen kritisch zu hinterfragen, wird nach Ansicht von Experten künftig immer wichtiger. Die Commerzbank rechnet in den kommenden Jahren mit einer langfristigen Seitwärtsbewegung der Märkte mit deutlichen Ausschlägen nach oben und nach unten. „Anleger sollten deshalb ihr Depot regelmäßig überprüfen, um aktiv von den Schwankungen zu profitieren und Gewinne zu erzielen“, rät Wex. Eine Faustformel gibt es dafür nicht. Entscheidend sind auch hier die persönlichen Ansprüche. Wer zocken möchte, muss sein Depot häufiger prüfen als jemand, der auf die langfristige Perspektive setzt. Als nützlicher Rat können sich Stoppkurse erweisen, bei denen eine Aktie automatisch abgestoßen wird. Wer schwankungsanfällige Positionen hält, aber wenig Zeit zur regelmäßigen Kontrolle hat, kann sich so absichern.

Die Experten von Finanztest empfehlen, mindestens einmal im Jahr das eigene Depot anzupassen. Warum also nicht im Frühjahr?

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