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Bundesliga und Finanzkrise: Deutsche Fußballklubs können wieder mitbieten

In der Wirtschaftskrise zeichnet sich eine Kräfteverschiebung innerhalb des europäischen Fußballmarktes ab. "Streng genommen konnte der Bundesliga nichts Besseres passieren als die Krise", sagt der Marktforscher Hartmut Zastrow dem Tagesspiegel.

Zastrow ist Vorstand des Kölner Marktforschungsinstituts „Sport und Markt“. Den jüngsten Untersuchungen zufolge gewinnt die Bundesliga im internationalen Vergleich gerade Marktanteile zurück. Während die Wirtschaftskrise speziell in England und Spanien einige Vereine an den Rand des Ruins getrieben habe, seien die Indikatoren für die Bundesliga stabil bis steigend, sagt Zastrow: „Für die Bundesliga liegt in der Krise die Chance, den Abstand nach oben zu verkleinern. Die Struktur im deutschen Fußball stimmt.“ Als Beispiel nennt Zastrow die Situation auf dem Spielermarkt. Schon die Transferperiode im Winter habe gezeigt, dass es international immer weniger solvente Vereine gebe. So werden Profis der gehobenen Mittelklasse künftig eher in der Bundesliga zu sehen sein. „Für diese Spieler wird der deutsche Markt wieder interessant, weil hier pünktlich Gehalt gezahlt wird.“

„Die Bundesliga ist das Zukunftsmodell für den Fußball in Europa, weil die seriöse Finanzierung unserer Vereine ein langfristiger Wettbewerbsvorteil ist“, sagt Josef Schnusenberg. Schalkes Vorstandsvorsitzender spricht sich vehement für die Beibehaltung der sogenannten 50+1-Regelung aus und bezieht damit Stellung gegen Mehrheitsbeteiligungen fremder Investoren im deutschen Fußball. „Die Finanzkrise offenbart, dass die unüberschaubaren Finanzierungsinstrumente sehr gefährlich sind.“

Allerdings generiert die englische Premier League aus der Fernsehvermarktung immer noch deutlich mehr Geld als die Bundesliga: 676 Millionen Euro jährlich sind es auf der Insel ab 2010, in Deutschland können erste und zweite Liga zusammen mit 225 bis 250 Millionen Euro rechnen. Allerdings halten Experten wie Günter Netzer von der Sportrechte-Agentur Infront das englische System im Vergleich zur Bundesliga für anfälliger. Die Bundesliga könne es nur dann treffen, wenn die Krise länger andauere „und Sponsoren gezwungen sind, ihre Aktivitäten einzustellen“, sagt Netzer. Danach sehe es zumindest für die Spitzenvereine momentan nicht aus.

Im Vergleich zu den anderen Topfußballligen wie denen in England, Italien, Spanien, Frankreich und den Niederlanden sei die Bundesliga heute wirtschaftlich sehr viel ausgewogener aufgestellt, sagt Marktforscher Zastrow. Wegen relativ geringer TV-Erlöse hätten sich die Vereine zusätzliche Einnahmequellen aufgebaut. Daher sei die Bundesliga in Sachen Sponsoring und Merchandising heute führend in Europa. So ist aus einer einstigen Schwäche mittlerweile eine Stärke geworden.

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