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Dax-Konzerne: Das Jahr der Dividende

Die Dax-Konzerne schütten 27,9 Milliarden Euro an die Aktionäre aus. So viel dürfte es so bald nicht wieder werden.

Trotz der Finanzkrise können sich Deutschlands Aktionäre in diesen Wochen über Rekorddividenden freuen. Allein die 30 größten börsennotierten Konzerne schütten für das abgelaufene Geschäftsjahr 27,9 Milliarden Euro aus, hat der Tagesspiegel errechnet. Das ist knapp ein Fünftel mehr als im Jahr davor – und so viel wie noch nie. Der Rekord der Dax-Konzerne dürfte eine Weile Bestand haben. „So gut, wie es 2007 gelaufen ist, wird es so bald nicht mehr werden“, sagt Lothar Gries von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). In den Zwischenberichten der Konzerne für das erste Quartal 2008 zeigen sich schon Einbußen, vor allem bei den Banken.

„Die Entwicklung wird im laufenden Jahr nicht so exorbitant gut sein wie 2007“, sagt auch Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Allerdings profitierten die Konzerne von der Unternehmensteuerreform, während die Aktionäre im kommenden Jahr durch die Abgeltungsteuer belastet würden. „Wir fordern, dass die Entlastung auf Unternehmensseite zu höheren Ausschüttungen für die Aktionäre führen muss“, sagt Hocker.

Absoluter Spitzenreiter bei den Ausschüttungen ist trotz ihrer vergleichsweise mäßigen Ertragslage die Deutsche Telekom, die 3,4 Milliarden Euro an die Aktionäre überweisen will und damit 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Das freut auch die Bundesregierung, denn direkt und über die KfW hält sie fast ein Drittel der Anteile. Die Kleinaktionäre sind trotzdem nicht glücklich und verweisen auf die schwache Kursentwicklung, die derzeit auch Gegenstand eines Schadenersatzprozesses in Frankfurt am Main ist. „Die Telekom versucht, ihre verprellten Aktionäre mit hohen Dividenden zu besänftigen“, mutmaßt Experte Gries.

Bei der Dividendenrendite kommt die Telekom auf 6,7 Prozent und wird nur von der Lufthansa mit 9,2 Prozent übertroffen, während das Gros der Dax- Werte bei zwei bis vier Prozent liegt. Doch ist diese Kennzahl von beschränkter Aussagekraft, weil die Dividende dabei mit dem aktuellen Aktienkurs in Beziehung gesetzt wird. Zum einen ist der Anleger häufig zu einem ganz anderen Kurs eingestiegen, zum anderen führt ein dramatischer Kurssturz rechnerisch zu einer besonders hohen Dividendenrendite.

Für Anleger macht es wenig Sinn, nur auf die Dividende zu schauen. Hohe Ausschüttungen werden in den Aktienkursen eingepreist, heißt es beim Deutschen Aktieninstitut (DAI). Letztlich sei es egal, ob der Anleger über steigende Aktienkurse oder hohe Dividenden an steigenden Gewinnen partizipiere.

Die Aktionäre haben von dem ertragreichen Jahr stärker profitiert als die Vorstände. Die Dax-Konzerne meldeten einen Anstieg der Gewinne nach Steuern um 18 Prozent auf insgesamt 73 Milliarden Euro – bei den 22 Vorstandschefs, die 2006 und 2007 ganzjährig im Amt waren, wuchs die durchschnittliche Gesamtvergütung um 8,7 Prozent auf 5,25 Millionen Euro, hat die Unternehmensberatung Towers Perrin jüngst errechnet. Der Anstieg war also nicht einmal halb so stark wie bei den Gewinnen oder auch bei den Ausschüttungen an Aktionäre.

Das Bild von den Raffkes in den Vorstandsetagen bestätigen diese Zahlen nicht gerade. Experte Hocker hofft darauf, dass die schlechtere Ertragslage in 2008 diesen Eindruck verstärkt: „Das wird sich in den Vorstandsgehältern niederschlagen – dann ist diese unsägliche Diskussion über angeblich zu hohe Managergehälter hoffentlich endlich vorbei.“

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