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Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg auf 0,02 Prozent.

© Getty Images/iStockphoto

Erstmals seit 2019: Deutscher Zehnjahreszins leicht im Plus

Die hohen Inflationsraten machen sich vermehrt an den Kapitalmärkten bemerkbar. Für Anleger ist der Zinsanstieg nur ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Lange hat der deutsche Staat dank negativer Zinsen mit Schulden Gewinne verbucht - Anleger mussten drauf zahlen, wenn sie ihm Geld borgten. Nun muss der Staat zumindest für zehnjährige Bundesanleihen wieder etwas Geld zahlen. Aus Sicht von Ökonomen hat die geknackte „Null-Marke“ aber eher symbolischen Wert. Aus Furcht vor baldigen Zinserhöhungen großer Zentralbanken fliegen Staatsanleihen aus den Depots.

Am Mittwoch war der Zins für zehnjährige Bundesanleihen erstmals seit knapp drei Jahren wieder leicht positiv. Die Rendite stieg am Vormittag bis auf rund 0,02 Prozent.

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Es ist das erste Mal seit Mai 2019, dass zehnjährige Bundesanleihen wieder eine positive Rendite abwerfen. Die Wertpapiere gelten an den Märkten als richtungsweisend.

Die steigende Inflation macht sich damit immer stärker an den Kapitalmärkten bemerkbar. Für Anleger ist der Zinsanstieg allerdings nicht mehr als ein kleiner Hoffnungsschimmer. Denn abzüglich der hohen Inflation von in Deutschland zuletzt mehr als fünf Prozent bringen die Papiere real, also unter dem Strich, Verluste ein.

Steigende Kapitalmarktzinsen eher schlecht für den Bund

Für Kreditnehmer wie Bauherren ergeben sich eher negative Konsequenzen, da die Kapitalmarktzinsen die Kosten von Baudarlehen beeinflussen.Steigen die Bundesrenditen, erhöhen sich auch meist die Hypothekenzinsen - allerdings ausgehend von derzeit sehr niedrigem Niveau.

Für den deutschen Staat bedeuten steigende Kapitalmarktzinsen eher schlechte Nachrichten. Denn der Bund finanziert einen Teil seiner Ausgaben über neue Schulden.

[Lesen Sie auch: „Sieben Prozent Inflation in den USA: Was hilft gegen immer schnellere Preissteigerungen?“]

Steigende Zinsen bedeuten für ihn wie auch für private Schuldner eine höhere Zinsbelastung. Allerdings ist die Staatskasse seit Jahren durch die extrem niedrigen und teils negativen Zinsen erheblich entlastet worden.

Auch dürften sich die Auswirkungen von Zinsen leicht über Null auf den Bundeshaushalt in Grenzen halten und keine allzu große Last sein. Auch hier bleiben nach Abzug der Inflation die Finanzierungskosten günstig.

Ausgangspunkt des Zinsanstiegs an den Kapitalmärkten sind die USA. Dort wird von der Notenbank Federal Reserve angesichts der hohen Inflation von derzeit sieben Prozent ein deutliches Gegensteuern erwartet.

An den Märkten wird für dieses Jahr mit bis zu vier Zinsanhebungen der Fed gerechnet. Aufgrund der hohen Bedeutung der US-Finanzmärkte setzt sich der Zinsauftrieb in vielen anderen Volkswirtschaften fort.

Experten erwarten weiter niedrige Kapitalmarktzinsen

In der Eurozone wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr allerdings noch keine Zinserhöhung erwartet.

Aufgrund der abwartenden Haltung der EZB rechnen Fachleute nicht mit einem starken Anstieg der Kapitalmarktzinsen in Deutschland. Solange die Währungshüter an ihrer Grundhaltung festhielten, dürften die Bundrenditen ihren US-Pendants nur mit gebremstem Tempo folgen, erwartet Anleiheexperte Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg.

In den USA beträgt der Zins für zehnjährige Staatsanleihen aufgrund der strafferen Haltung der Notenbank Fed bereits rund 1,9 Prozent. (dpa)

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