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Finanzkrise: Firmen sehen schwarz und schwärzer

Das Geschäftsklima sinkt auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren. Die Ifo-Forscher rechnen nun auch mit Folgen für den Arbeitsmarkt.

Angesichts der drohenden Rezession werden die deutschen Unternehmer immer pessimistischer, was ihre aktuelle Lage und die künftigen Geschäftsaussichten angeht. Die Stimmung trübte sich im November zum sechsten Mal in Folge ein und ist inzwischen so niedrig wie seit mehr als 15 Jahren nicht mehr. Das geht aus dem Ifo-Geschäftsklimaindex hervor, den das Wirtschaftsforschungsinstitut am Montag in München vorlegte. "Insgesamt hat sich der konjunkturelle Abschwung verschärft und wird nun auch den Arbeitsmarkt erfassen", schreibt Ifo-Chef Werner Sinn. Auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln erwartet einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Mehr als ein Drittel der Unternehmen beabsichtigten einer Umfrage zufolge, im kommenden Jahr die Zahl ihrer Mitarbeiter zu senken, teilte das IW mit.

Der Leitindex Dax legte trotzdem um mehr als zehn Prozent auf 4554 Punkte zu. Börsianer erklärten das unter anderem mit der Ankündigung eines Konjunkturpaketes in den USA.

Der monatlich erscheinende Ifo-Index gilt als das wichtigste Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft. Grundlage ist die Befragung von 7000 Unternehmern in Deutschland. Im November fiel der Index von 90,2 Zählern im Vormonat auf 85,8 Punkte. Innerhalb eines Monats verschlechterte sich die Stimmung damit so stark wie zuletzt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Besonders besorgt sind die Unternehmer mit Blick auf die Entwicklung im kommenden halben Jahr: Die Aussichten bewerteten sie so schlecht wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr.

Vor allem im verarbeitenden Gewerbe hat sich das Klima deutlich abgekühlt, wie die Umfrage zeigt. Auch der Einzelhandel schätzt die Lage zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts schlechter ein und erwartet auch in den kommenden sechs Monaten eine Eintrübung.

Die Frage, wann die Rezession am Arbeitsmarkt ankommen könnte, wird von Ökonomen allerdings unterschiedlich beurteilt. Viktor Steiner vom Deutschen Ins titut für Wirtschaftsforschung (DIW), geht davon aus, dass der Wendepunkt bereits mit dem dritten Quartal erreicht ist. Die Zahl der offenen Stellen gerade in Ostdeutschland sinke bereits. "Das ist eine Art Frühindikator für den Arbeitsmarkt." Steiner erwartet daher einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in zwei bis drei Quartalen, also im Frühjahr 2009.

"Ich warne vor Panik", mahnt dagegen Werner Eichhorst, Vize-Chef des Instituts zur Zukunft der Arbeit in Bonn. Im kommenden Jahr werde es vielleicht 100.000 bis 200.000 Arbeitslose mehr geben. Einbußen seien aber vor allem bei Zeitarbeitern und Beschäftigten zu erwarten, die nach langer Arbeitslosigkeit wieder einen Job gefunden hätten. "Der Arbeitsmarkt ist insgesamt aber noch sehr stabil", sagte Eichhorst. Die Dienstleister wollen 2009 sogar 50 000 neue Stellen schaffen. Allerdings lasse die Dynamik im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren nach, teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag mit.

Maren Peters

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