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Geldanlage: Wenn Frauen Männer schlagen

Die Analyse ist eindeutig: Anlegerinnen sind erfolgreicher als Anleger. Dabei haben sie nicht nur weniger Geld, sondern trauen sich auch weniger zu.

In Südkorea ist es bei älteren Ehepaaren üblich, dass die Einkommen der Männer automatisch auf das Konto der Ehefrau überwiesen werden – weil sie besser mit Geld umgehen können.

Das könnte auch ein Modell für Deutschland sein. Denn so weit die Länder und Kulturen auch auseinanderliegen: Eine Studie der DAB Bank kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen die besseren Anleger sind. Sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten erzielten die Damen nicht nur eine bessere Erfolgsquote als Männer, sondern schlugen auch den MSCI World Index deutlich (siehe Grafik) – und das, obwohl sie im Schnitt deutlich weniger Zeit für die Geldanlage aufwenden. Für die Studie hatte die Direktbank die Wertentwicklung von knapp 470 000 DAB-Portfolios in den Jahren 2007 und 2008 untersucht.

Börsenexperten sind angesichts des Ergebnisses nicht überrascht. „Das ist wie beim Autofahren“, sagt Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Frauen sind einfach rationaler.“ Und fahren deshalb vorsichtiger – auch an der Börse.

Umgekehrt neigen Männer dazu, die eigenen Fähigkeiten maßlos zu überschätzen – nicht nur auf der Straße. Auch am Geldmarkt geben sie sich der Illusion hin, das Geschehen unter Kontrolle zu haben. Psychologen sprechen von einer „Kontrollillusion“. Die Folge: Männer gehen mehr Risiken ein, kaufen und verkaufen an der Börse viel öfter als Frauen, wie auch andere Studien belegen. Doch das nützt nichts: Ihre Erfolgsquote bei der Geldanlage ist trotzdem viel geringer.

Die größere Risikobereitschaft zahlt sich also nicht aus. Besser schneiden laut DAB-Studie die insgesamt mehr auf Sicherheit bedachten Frauen ab. Finanzberaterinnen können das bestätigen. „Frauen nehmen sich viel Zeit, schauen sich die Optionen genauer an und lassen sich intensiv beraten, bevor sie kaufen“, sagt Sybille Schultebraucks von der Anlageberatung Frauen-Finanzen. „Zocker haben wir hier kaum.“ Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat in einer Studie ermittelt, dass Frauen weniger bereit sind als Männer, in riskante Vermögensanlagen zu investieren.

Diese Vorsicht spiegelt sich auch in der Anlagestrategie wider. Um das Risiko zu minimieren, ist das Depot von Frauen meist breiter aufgestellt. Während DAB-Anlegerinnen zum Jahresende 41 Prozent ihres Depotvolumens in Aktien investiert hatten, waren es bei Männern 48 Prozent. Bei den als relativ sicher geltenden Anleihen und Investmentfonds griffen Frauen öfter zu. Und erzielten trotz der geringeren Aktienquote eine höhere Rendite. „Sie treffen offenbar die bessere Auswahl bei ihren Investments“, heißt es in der DAB-Studie. Dabei war ihr Anlagevermögen im Schnitt deutlich kleiner als das von Männern, weil sie weniger Einkommen haben.

Der Sparkassen- und Giroverband sieht im geringeren Vermögen den Hauptgrund, warum Frauen bei der Geldanlage vorsichtiger sind. „Welches Produkt Anleger kaufen, ist nicht vom Geschlecht, sondern eher von der Einkommenssituation abhängig“, sagte Sprecherin Michaela Roth. Wenn Frauen mehr verdienten, würden sie ihr Geld genauso anlegen wie ein Mann in der gleichen Einkommensklasse, ist sie sicher.

Die Münchener Frauen-Finanzberaterin Constanze Hintze kann das aus ihrer Erfahrung nicht bestätigen. „Ich betreue Millionärinnen genauso wie junge Berufsanfängerinnen“, sagt sie. Aber höchstens bei erfolgreicheren Unternehmerinnen sei die Risikobereitschaft ebenso stark ausgeprägt wie bei Männern. Hintze ist Geschäftsführerin bei der Frauen-Finanzberatung Svea Kuschel + Kolleginnen, die seit 23 Jahren im Geschäft ist. Rund 15 Prozent der rund 4000 Kunden sind inzwischen Männer.

Wenn es eine Annäherung im Anlageverhalten der Geschlechter gebe, sagt die Beraterin, dann eher umgekehrt: Viele Männer würden vorsichtiger im Umgang mit Geld, weil sich ihr Lebenslauf dem von Frauen angleiche. Es gebe mehr Brüche. Bei Frauen seien diese Brüche – bedingt durch Geburt der Kinder, Trennung oder Tod des Partners – normaler. Die damit verbundene Unsicherheit zwinge sie zu größerer Vorsicht. Und die zahlt sich aus – zumindest beim Geld.

Maren Peters

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