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Milliardenbelastungen: Lehman-Pleite trifft Landesbanken hart

Die Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers kommt mehrere der sieben noch selbstständigen deutschen Landesbanken offenbar teuer zu stehen. Der Sparkassenverband hält sich bedeckt - zwei Landesbanken mussten aber bereits ihre Gewinnprognosen senken.

Die Nettobelastung aus dem Zusammenbruch des Instituts betrage ingesamt deutlich mehr als eine Milliarde Euro, berichtete das "Handelsblatt" am Freitag unter Berufung auf Branchenkreise. Entsprechende vorläufige Angaben hätten die Banken in dieser Woche dem Sparkassenverband DSGV übermittelt. Der DSGV wollte die Summe der Belastungen nicht bestätigen. Ein DSGV-Sprecher sagte lediglich, die Belastungen für die Institute bewegten sich "in absolut verkraftbarem Rahmen".

Dem Bericht zufolge trifft die Pleite die einzelnen Landesbanken sehr unterschiedlich. "Relativ unauffällig" blieben die Dekabank, die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), die NordLB und die WestLB, berichtete das "Handelsblatt" aus Landesbankkreisen. Deutlich stärker betroffen seien die HSH Nordbank, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die BayernLB. Die LBBW und die HSH Nordbank rückten bereits von ihren Gewinnprognosen für 2008 ab.

"Gegenstand umfangreicher Prüfungen"

Bei der BayernLB bestehe wegen der Lehman-Pleite ein Ausfallrisiko von bis zu 300 Millionen Euro, sagte ein BayernLB-Sprecher. Die möglichen Belastungen durch die Bank-Insolvenz seien "Gegenstand umfangreicher Prüfungen". Zwischen beiden Banken hätten wechselseitige Geschäfte bestanden. Die HSH Nordbank bestätigte Geschäfte mit Lehman Brothers, wollte jedoch keine Angaben zu deren Umfang machen. Ein LBBW-Sprecher sagte, die Landesbank sehe "kein Ausfallrisiko".

Die nordrhein-westfälische WestLB hatte Mitte der Woche ihr Engagement bei Lehman auf einen Betrag im "niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich" beziffert. Auch der landeseigenen Förderbank NRW-Bank drohen eigenen Angaben zufolge Verluste aus Engagements bei der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers. Zur Erfüllung ihrer Förderaufgaben müsse sich die NRW-Bank am Kapitalmarkt refinanzieren und habe "in diesem Zusammenhang in einem für eine Bank ihrer Größe normalen Rahmen auch in Produkte der US-Investmentbank Lehman Brothers investiert", teilte die Förderbank mit.

Angesichts der Turbulenzen auf den internationalen Kapitalmärkten könne "diese Investition zu einer Belastung führen", teilte die NRW-Bank weiter mit. Die mögliche Gesamtbelastung liege jedoch "in einem unproblematischen Rahmen", erklärte das Institut. Das Fördergeschäft werde dadurch nicht tangiert.

Linkspartei fordert Rücktritte

Der DSGV wollte zur Höhe der Belastungen für einzelne Landesbanken keine Stellungnahme abgeben. Die jeweilige Schadenshöhe hänge "von der Höhe des jeweiligen Engagements bei Lehman Brothers ab", sagte der DSGV-Sprecher. "Seriöse Angaben" zu tatsächlichen Verlusten der Landesbanken durch die Bank-Pleite ließen sich jedoch erst machen, "wenn klar ist, wie es mit Lehman Brothers weiter geht". Die Sparkassenverbände und Länder sind in der Regel Eigentümer der Landesbanken.

Angesichts der drohenden Verluste für die Landesbanken forderte die Linkspartei den Rücktritt der Finanzminister Baden-Württembergs und Bayerns, Willi Stächele (CDU) und Erwin Huber (CSU). Die Minister "sollten sich ihrer Verantwortung bewusst werden und schnellstmöglich" ihre Posten räumen, forderte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Ulrich Maurer. Noch vor Jahren hätten sich die unionsgeführten Landesregierungen in Bayern und Baden-Württemberg ihrer finanzpolitischen Kompetenz gerühmt. Heute müssten Huber und Stächele "kleinlaut zugeben, dass die von ihnen kontrollierten Landesbanken fahrlässig zig Millionen Steuergelder verbrannt haben", erklärte Maurer. (imo/dpa/AFP)

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