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Bulle und Bär in Frankfurt.

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Vor Börsenbeginn: Deutsche Exporte stärker als erwartet - Dax vorbörslich erholt

Die deutschen Exporte sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Januar stärker gestiegen als erwartet. Die EZB hält weitere Zinsschritte für möglich. Der Dax zeigt sich vorbörslich erholt.

Von Andreas Oswald

Die deutschen Exporteure sind dank der anziehenden Nachfrage aus Europa besser ins Jahr gestartet als erwartet. Sie setzten im Januar 2,2 Prozent mehr um als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. “Ein stärkeren Anstieg gab es zuletzt im Mai 2012“, sagte eine Statistikerin. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 1,4 Prozent gerechnet, nachdem es im Dezember noch einen Rückgang um 0,9 Prozent gegeben hatte. Die Unternehmen verkauften Waren im Wert von 90,7 Milliarden Euro ins Ausland und damit 2,9 Prozent mehr als im Januar 2013. Besonders stark legten die Exporte in die nicht zur Euro-Zone gehörenden EU-Länder an, zu denen osteuropäische Staaten wie Polen sowie Großbritannien gehören. Hier gab es ein Plus von 9,1 Prozent. Die Ausfuhren in die Euro-Zone legten mit 3,2 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich zu, die Exporte außerhalb der EU-Länder schrumpften dagegen um 0,4 Prozent. Der Branchenverband BGA rechnet 2014 mit einem Wachstum von drei Prozent, nachdem die Exporte im vergangenen Jahr noch leicht geschrumpft waren. Die Importe zogen mit 4,1 Prozent zum Vormonat deutlicher an als die Exporte. Analysten hatten hier lediglich mit einem Plus von 1,3 Prozent gerechnet. Der Handelsüberschuss - die Differenz zwischen Aus- und Einfuhren - lag saison- und kalenderbereinigt bei 17,2 Milliarden Euro.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält weitere Zinsschritte für möglich

Angst vor einer Deflation im Euro-Raum: Die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich nach Worten von EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger weitere geldpolitische Schritte offen. “Wir haben noch Spielraum“, sagte Lautenschläger dem “Wall Street Journal“ in einem Interview. “Der Zinssatz für die Einlagefazilität könnte beispielsweise negativ werden.“

Vergangene Woche hatte sich die EZB trotz der politischen Risiken durch die Krim-Krise und der weiterhin mauen Konjunktur in der Euro-Zone entschieden, die Zinsen nicht weiter zu senken und auch nicht zu unkonventionellen Maßnahmen zu greifen. Wegen der niedrigen Inflationsrate in einigen südeuropäischen Ländern hatten manche Experten eine weitere Zinssenkung gefordert, um eine ruinöse Abwärtsspirale von Löhnen, Preisen und Investitionen zu verhindern.

Lautenschläger dagegen wies Befürchtungen zurück, die Zentralbank reagiere nicht entschlossen genug auf die schwache Teuerung. “Den Vorwurf der Sorglosigkeit kann ich nicht nachvollziehen“, sagte sie. “Wir werden handeln, wenn die Bedenken hinsichtlich mittelfristiger Preisstabilität zunehmen.“ Zugleich betonte Lautenschläger die Bedeutung des Stresstests für europäische Banken. “Das ist die letzte Chance zum Aufräumen“, sagte sie und fügte hinzu: “Ich denke schon, dass einige Banken ihre Kapitalausstattung verbessern müssen. Ich nenne hier keine Zahl, weil mir die nicht bekannt ist.“ Die EZB prüft dieses Jahr die 128 größten Geldhäuser der Euro-Zone auf Herz und Nieren. Die Institute müssen dabei unter anderem einen Stresstest bestehen und sich einen tiefen Blick der Aufseher in ihre Bilanzen und deren riskanteste Positionen gefallen lassen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor einer Deflation

Der Internationale Währungsfonds (IWF) bekräftigte nun seine Warnung vor einem Preisverfall auf breiter Front. “Das Risiko der Deflation, insbesondere in der Euro-Zone, besteht definitiv“, sagte IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard dem “Handelsblatt“. Das Argument von europäischen Ökonomen, dass Deflation den Krisenstaaten in Europa helfen würde, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden, sieht Blanchard kritisch. „Deflation in Ländern wie Spanien oder Portugal ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite würde es sicherlich die Wettbewerbsfähigkeit verbessern und dem Export helfen. Aber auf der anderen Seite würde es die Realzinsen und den Realwert der Schulden erhöhen, und damit die Binnennachfrage verringern“, sagte der 65-Jährige. Und er ergänzte: „Die Gefahr ist, dass der zweite Effekt den ersten dominiert, was zu niedrigerer Wirtschaftsleistung führt und weiterer Deflation. Allgemein werden längere Zeiten mit niedriger Inflation die notwendige Anpassung in der Eurozone erschweren.“

Japan hält an ultralockeren Geldpolitik fest

Die japanische Notenbank hält an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Die Währungshüter beschlossen am Dienstag einstimmig, durch den Kauf von Wertpapieren weiterhin jährlich 60 bis 70 Billionen Yen (bis zu 510 Milliarden Euro) in die Wirtschaft zu pumpen. Damit soll die Inflationsrate an die Marke von zwei Prozent gebracht werden. Japan verfolgt eine sehr lockere Geldpolitik, um aus der Deflationsspirale zu kommen, die jahrelang die Wirtschaft lähmte. Die Notenbank beurteilte am Dienstag allerdings die Export-Aussichten etwas zurückhaltender. Insgesamt blieb der Wirtschaftsausblick aber unverändert.

Dax vorbörslich auf leichtem Erholungskurs

Nach vier Verlust-Tagen in Folge wird sich der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge zur Eröffnung am Dienstag etwas erholen. Der Dax steigt vorbörslich bis an die Marke von 9300 Punkten. Am Montag hatte das Marktbarometer 0,9 Prozent im Minus auf 9265 Punkten geschlossen. Auslöser für die erneuten Verluste waren die anhaltenden Unsicherheiten um die Ukraine sowie enttäuschende Exportzahlen aus China.

Die Vorgaben aus Fernost sind heute allerdings besser. Der Nikkei-Index legt zu. Der unerwartete Einbruch der chinesischen Exportwirtschaft hatte den Händlern an der US-Börse dagegen die Kauflaune verdorben. Nachdem die vergangene Handelswoche mit einem Rekordhoch zu Ende gegangen war, zeigten sich die Indizes am Montag schwächer.

Zu den größten Verlierern gehörten die Aktien von Boeing, nachdem der Flugzeugbauer neue Probleme beim Dreamliner einräumen musste. Der Dow-Jones-Index schloss bei 16.418 Punkten 0,2 Prozent im Minus.

Telekom-Tochter in den USA heizt Fusionsspekulationen an

Die US-Mobilfunktochter der Deutschen Telekom hat Spekulationen über eine mögliche Fusion mit dem US-Konkurrenten Sprint weiter angeheizt. Es sei nur eine Frage der Zeit, wann sich T-Mobile US in welcher Form auch immer an einer Konsolidierung der Branche in den USA beteilige, sagte deren Finanzchef Tim Baxter am Montag auf einer Branchenkonferenz. T-Mobile US ist der viertgrößte Mobilfunker in den USA und damit zu klein, um große Gewinne einzufahren.

China will Zinsen freigeben

China treibt die Liberalisierung seiner Zinsen schneller als erwartet voran, so dass Spareinlagen attraktiver werden. „Ich persönlich denke, dass es sehr wahrscheinlich schon in ein bis zwei Jahren realisiert wird“, sagte Zentralbankchef Zhou Xiaochuan am Dienstag auf einer Pressekonferenz aus Anlass der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking. China werde auch die Konvertibilität seiner Währung vorantreiben. Die jüngste Abwertung des Yuan auf seinen niedrigsten Stand seit eineinhalb Jahren nannte Zhou Xiaochuan „normal“ und eher vom Markt getrieben. Der Zeitrahmen für die Zins-Liberalisierung ist konkreter als bisher genannte Pläne. Chinesen sind Weltmeister im Sparen, bekommen aber nur in einem engen Band festgelegte, sehr geringe Zinsen. Über die Jahre lagen die Zinsen weit unter der Inflationsrate. Banken hingegen profitierten von dem billigen Kapital. Mit der Ausweitung der neuen Anlagemöglichkeiten auch über das Internet wächst der Druck auf die Banken, künftig höhere Zinsen anzubieten.

Mit den neuen Geschäftsmöglichkeiten rechnet der Zentralbankchef damit, dass die Zinsen anfangs in die Höhe getrieben werden. Langfristig dürften sie sich aber mit Angebot und Nachfrage wieder zurück entwickeln, meinte Zhou Xiaochuan. Die Freigabe der Zinsen für Spareinlagen sei „der letzte Schritt der Liberalisierung der Zinsen“, die Teil weitreichender Reformen im Finanzsektor sei. Experten hatten eine Freigabe der Zinsen für Spareinlagen erst später erwartet. Chinas kommunistische Führung hatte im November entschieden, dem Markt eine „entscheidende“ Rolle einzuräumen. Angesichts hoher Schuldenberge, einem undurchsichtigen Schattenbankenwesen und versteckter Risiken im Finanzsystem wachsen auch in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt die Sorgen über finanzielle Instabilität.

Gefahr durch Schattenbanken in China

Der Chef der Bankenaufsicht, Shang Fulin, räumte „tatsächlich einige Risiken“ ein: „Aber die Risiken sind insgesamt unter Kontrolle.“ Die Vorkehrungen für faule Kredite seien ausreichend. Wie Zentralbankchef Zhou Xiaochuan sagte, sollen die Marktkräfte auch den Einsatz des Yuan als Abrechnungswährung im internationalen Handel vorantreiben. Die globale Wirtschaftskrise seit 2008 biete eine Gelegenheit, die Internationalisierung des Yuan zu fördern, weil Zweifel am gegenwärtigen Finanzsystem entstanden seien, sagte Zhou Xiachuan. Marktteilnehmer seien eher geneigt, mit Yuan abzurechnen. China müsse allerdings noch viele Hindernisse beseitigen. „Es muss noch eine Menge Arbeit geleistet werden.“ Es gebe „keinen Zeitplan“. „Für eine völlige Internationalisierung haben wir noch einen weiten Weg vor uns“, sagte er. Vage stellte Zhou Xiaochuan eine Lockerung der Kontrollen im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr in Aussicht. China werde die Internationalisierung des Yuan „nicht übermäßig vorantreiben“, aber das Vertrauen in seine Währung fördern. Am Ende werde es aber den Marktteilnehmern überlassen, ob sie sich für den Yuan entscheiden. „Wer ihn benutzen will, kann ihn benutzen.“ Obwohl Chinas Zentralbank nach Angaben von Händlern die Abschwächung der chinesischen Währung vorantreibt, beteuerte Zhou Xiaochuan, hinter der Fluktuation im Wechselkurs steckten Marktkräfte. Mit der Yuan-Schwäche will die Notenbank offenbar die Spekulanten verschrecken, die auf weitere Aufwertung setzten. Der seit Jahren ständige Wertzuwachs hatte viel „heißes Geld“ an den Kapitalkontrollen vorbei nach China fließen lassen. Das erschwert die Bemühungen, die Risiken durch den aufgeblähten Immobilienmarkt, das Kreditwachstum und Schattenbankenwesen einzudämmen. (mit Reuters und dpa)

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