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Börse in Frankfurt.

© dpa

Vor Börsenbeginn: Schäuble will Schulden auf 60 Prozent des BIP senken - Dax vorbörslich unverändert

Bundesfinanzminister Schäuble will laut "Handelsblatt" die Schulden zügig auf 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts senken. Dieses Programm wolle das Kabinett beschließen. Der Dax ist vorbörslich unverändert.

Von Andreas Oswald

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist nach „Handelsblatt“-Informationen zuversichtlich, Deutschlands Schuldenstand zügig senken zu können. In seinem Stabilitätsprogramm für die EU-Kommission heißt es dem Blatt zufolge, „Ziel der Bundesregierung ist es, die Schuldenstandsquote innerhalb von zehn Jahren auf weniger als 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zurückzuführen. Das Programm, das das Kabinett beschließen will, liegt dem „Handelsblatt“ bereits vor.

Wolfgang Schäuble plant unter 70 Prozent des BIP bis Ende 2017

Demnach soll dem Progamm zufolge der Schuldenstand bis Ende 2017 auf unter 70 Prozent des BIP sinken, in zehn Jahren auf unter 60 Prozent. Für 2013 hatte die Bundesbank den Schuldenstand auf 2,15 Billionen Euro oder 78,4 Prozent des BIP taxiert - die in Europa zulässige Marke ist 60 Prozent. Nach Schäubles Berechnungen werden ab diesem Jahr alle Ebenen ausgeglichene Etats ausweisen. Für die kommenden Jahre bis 2018 erwartet er beim Bund einen „geringfügigen Überschuss“. Auch Länder und Gemeinden dürften ohne neue Schulden auskommen. Lediglich bei den Sozialkassen seien „leichte Defizite“ möglich, die aber aus Rücklagen finanzierbar seien.

Bundesregierung erwartet 2015 ein Wachstum von 2,0 Prozent

Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland wird sich nach Erwartung der Bundesregierung im kommenden Jahr weiter beschleunigen. “Für das Jahr 2015 erwartet die Bundesregierung eine reale Zunahme des Bruttoinlandsproduktes von 2,0 Prozent und damit erneut ein kräftiges Wachstumsplus“, heißt es im neuen Stabilitätsprogramm der Bundesregierung für die EU-Kommission. In dem Reuters am Dienstag vorliegenden Bericht rechnet die Regierung von 2016 bis 2018 mit einem durchschnittlichen realen BIP-Plus von etwa eineinhalb Prozent im Jahr. “In diesem Zeitraum wird sich die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt weiter fortsetzen“, heißt es in dem Stabilitätsprogramm, das das Bundeskabinett am Vormittag in Berlin verabschieden will. Für dieses Jahr erwartet die Bundesregierung ein reales Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. “Die Frühindikatoren zeichnen für das Jahr 2014 ein positives Bild“, heißt es in dem 46-seitigen Bericht, den die Mitgliedsstaaten der Euro-Zone jährlich in Brüssel vorlegen. Insbesondere die Stimmung der Unternehmen und Verbraucher habe sich mehrmals verbessert. “Zusammengenommen signalisieren die Wirtschaftsdaten sowie das sich verbessernde weltwirtschaftliche Umfeld, dass die gesamtwirtschaftliche Erholung in diesem Jahr in einen breit angelegten Aufschwung mündet“, heißt es in dem Bericht weiter.

Dax vorbörslich unverändert

Nach den schweren Verlusten vom Vortag ist der Dax vorbörslich unverändert. Die Börse in Tokio hat in der Nacht in Folge negativer Vorgaben der Wall Street deutlich nachgegeben. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte notierte zur Handelsmitte einen Abschlag von 167,24 Punkten oder 1,13 Prozent beim Zwischenstand von 14 641,61 Punkten. Der breit gefasste Topix büßte bis dahin ebenfalls deutlich um 19,46 Punkte oder 1,63 Prozent auf 1177,38 Zähler ein.

Wall Street setzt Kursrutsch fort

Weitere Gewinnmitnahmen hatten den US-Aktienmarkt auch am Montag schwer belastet. Der Dow Jones Industrial sackte letztlich um 1,02 Prozent auf 16 245,87 Punkte ab. Der S&P 500 sank um weitere 1,08 Prozent auf 1845,04 Punkte und steht damit in diesem Jahr wieder auf Anfang. Beide Indizes waren bereits mit deutlichen Verlusten ins Wochenende gegangen, nachdem sie zuvor noch Rekordstände markiert hatten. Auch für die bereits am Freitag mit dem größten Tagesverlust seit November 2011 arg gebeutelten Technologiewerte ging es weiter abwärts. Der Nasdaq 100 verlor am Ende 0,89 Prozent auf 3507,75 Punkte, nachdem er zwischenzeitlich mit 3482 Punkten auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar abgesackt war.

Sorge um Wachstumswerte

Börsianer machen sich nach der zuletzt starken Kursentwicklung zunehmend Sorgen um das Bewertungsniveau der Wachstumstitel. Damit gehe vor der am Dienstag mit der Alcoa-Bilanz beginnenden Berichtssaison eine gewisse Risikoscheu einher, hieß es. Die Papiere des weltgrößten Alu-Herstellers büßten letztlich 1,27 Prozent ein.

Um fast drei Prozent nach unten ging es für Pfizer, die damit schwächster Dow-Wert waren. Börsianer begründeten dies mit Ergebnissen einer Testreihe mit dem Wirkstoff Palbociclib bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs. Manche Anleger hätten sich nach früheren Tests noch mehr versprochen, hieß es. Gegenüber der aktuellen Standardtherapie konnte die Zeit bis zum Fortschreiten der Krankheit zwar verdoppelt werden, aber nicht fast verdreifacht, wie erste Daten hatten hoffen lassen, so der Börsianer. An der Index-Spitze gewann Intel nach einer Analystenempfehlung 1,22 Prozent und holte damit die Verluste vom Freitag wieder auf. Die Papiere des Halbleiterkonzerns waren damit auch einer der besten Werte im ansonsten schwachen Nasdaq 100. Am Ende des Techonologiewerte-Index lagen die Aktien des Medienkonzerns Liberty Global mit minus fünf Prozent. Der Euro konnte seine Tagesgewinne halten und kostete zuletzt 1,3741 US-Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen bauten ihren Zuwachs vom Freitag etwas aus auf 100 14/32 Punkte, ihre Rendite ging auf 2,696 Prozent zurück.

USA fordern von Europa Konjunkturmaßnahmen

Die USA fordern von Europa stärkere Anstrengungen zur Belebung des Konjunktur. “Es muss mehr getan werden, um das Wachstum zu unterstützen“, sagte am Montag ein Vertreter des US-Finanzministeriums. Er gab Auskunft über die Positionen seiner Regierung beim bevorstehenden Treffen der 20 führenden Schwellen- und Industrieländer (G20) am Rande der Frühjahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Europa zeigten eine “chronisch niedrige Inflation und eine schwache Nachfrage“, mahnte er.
In der Euro-Zone wird derzeit heiß diskutiert, wie groß die Gefahr ist, in eine Deflationsspirale abzugleiten, die die Wirtschaft für längere Zeit lähmen könnte. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank (EZB) deutlich gemacht, dass sie bei Bedarf auch auf massive Wertpapierankäufe zurückgreifen könnte, um eine solche Entwicklung zu verhindern.
Der US-Regierungsvertreter ergänzte, seine Regierung werde bei den Treffen in dieser Woche auch darauf drängen, dass die europäischen Länder entschlossener bei der Stabilisierung des Bankensektors vorgehen. China rief er dazu auf, weitere Schritte für einen freien Handel mit der Landeswährung Yuan zu unternehmen. Deren jüngste Kursverluste schürten Befürchtungen, dass die Volksrepublik hier einen Rückzieher mache. In der Ukraine-Krise äußerte sich der US-Regierungsvertreter zufrieden mit den amerikanischen Sanktionen gegen Mitglieder der russischen Führung. Die Maßnahmen zeigten bereits Auswirkungen auf Russlands Wirtschaft. (mit dpa und Reuters)

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