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Finanzkrise: Häfen leiden unter Umschlagsrückgang

Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise zeigt in den deutschen Seehäfen Wirkung. Der jahrelange Umschlagsboom ist vorerst Geschichte.

Häfen wie Hamburg und Rostock versuchen, mit Kurzarbeit der sinkenden Beschäftigung zu begegnen. Dagegen droht in den bremischen Häfen eine Entlassungswelle. Dort sollen bis Jahresende bis zu 1400 Arbeiter des Gesamthafenbetriebsvereins (GHB) ihren Job verlieren. Die ersten 200 Zeitarbeitsverträge seien bereits ausgelaufen, sagte GHB-Geschäftsführer Hubertus Ritzke am Montag. Nicht davon betroffen sind die fast 5000 Hafenarbeiter der BLG Logistics Group. Die Arbeitsplätze seien sicher, sagte ein Sprecher.

Der Bundestagsabgeordnete und Bremer SPD-Landeschef Uwe Beckmeyer forderte einen "Schutzschirm" für die gesamte maritime Wirtschaft. "Wir müssen darüber reden, wie wir das Arbeitsplatzproblem in allen Häfen lösen", sagte Beckmeyer. Es dürfe nicht nur über die Krise in der Exportwirtschaft geredet werden. Betroffen seien von dieser Entwicklung auch Speditionen, Werften und Umschlagsbetriebe. Das Thema müsse auf der Maritimen Konferenz am kommenden Sonntag und Montag in Rostock besprochen werden. "Die Personaldienstleister in den Häfen, die Beschäftigungsspitzen abdecken und Schwankungen ausgleichen, sind als erste betroffen, wenn die Ladungsmengen zurückgehen", sagte Klaus Heitmann, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS).

"Alle Zeitverträge laufen aus"

Die Gesamtzahl der Hafenarbeiter in den 16 bedeutendsten Seehäfen beziffert der ZDS für Ende 2008 auf 12.300. Zur Umschlagsentwicklung im laufenden Jahr gibt es nach Angaben des ZDS noch keine belastbaren Daten. Die Entwicklungen seien unterschiedlich. Seit Januar wird beim Gesamthafenbetriebsverein in Hamburg kurzgearbeitet. Im Containerumschlag gebe es ungefähr 40 Prozent weniger Beschäftigung als vor einem Jahr, sagte GHB-Geschäftsführer Jürgen Hildebrand. Die rund 1100 Mitarbeiter müssten Einkommenseinbußen hinnehmen.

Bei den Containerumschlagunternehmen HHLA und Eurokai sind dennoch keine Entlassungen geplant. Die Unternehmen gehen bislang davon aus, dass der Rückgang nur vorübergehend ist. In Bremerhaven verzeichnete der Containerbereich laut BLG ein Minus von 25 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres. Besonders kritisch ist derzeit der Autoumschlag. Dort haben sich die Quartalszahlen zum Vorjahr halbiert. "Wir haben uns entschieden, alle Zeitverträge bis zum Ende des Jahres auslaufen zu lassen", sagte GHB-Chef Ritzke. 2500 Mitarbeiter sind derzeit im GHB-Pool, davon rund ein Drittel befristet bechäftigt. Außerdem müssten bis zu 500 Festangestellte ausscheiden.

Duisburg bleibt unbeschadet

"Die Flaute dauert zu lange, unsere Kasse droht leerzulaufen." Kündigungen gebe es noch nicht. Wie viele es tatsächlich würden, entscheide sich in den nächsten Wochen. Im Rostocker Hafen gibt es seit Februar Kurzarbeit. Von der Krise seien hauptsächlich das Stückgut wie Metall oder Anlagenteile sowie der Fährverkehr betroffen, sagte der Geschäftsführer der Gesamthafenbetriebsgesellschaft, Rüdiger Kamrau. Dagegen verlaufe die Entwicklung bei Schüttgut wie Getreide- oder Düngemittel oder Flüssiggut wie Öl im Vergleich zu den Vorjahren überraschenderweise positiv.

Die niedersächsischen Häfen spüren die Auswirkungen der Wirtschaftskrise noch nicht so stark. "Betroffen ist ja vor allem der Containerumschlag und der findet in Niedersachsen kaum statt", sagte Werner Repenning von Hafenbetreiber Niedersachsenport. Dennoch geht auch er davon aus, dass es einen Rückgang bei den Umschlagszahlen geben wird - besonders bei Automobilen, Holz und chemischen Produkten. "Es gibt aber auch Bereiche, wo wir Zuwächse haben, zum Beispiel bei den Windkraftanlagen und Kohle." Weniger betroffen sieht sich auch Europas größter Binnenhafen Duisburg. Derzeit sei kein Arbeitsplatzabbau unter den rund 550 Beschäftigten geplant. Das Unternehmen sei breiter aufgestellt und biete unterschiedliche Dienstleistungen an. (mpr/dpa)

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