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Finanzprobleme: Lycos Europe gibt auf

Einst war Lycos Europe das größte europäische Internetportal. Doch nun ist das Unternehmen finanziell am Ende. Mindestens 500 der 700 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze.

Der Internetportal-Betreiber Lycos Europe steht nach Jahren der Verluste vor der Aufgabe. Das Domaingeschäft, das Geschäft mit Internet-Shopping sowie das dänische Portalgeschäft, die zusammen zwei Drittel des Umsatzes abbilden, sollen verkauft werden, teilte Lycos am Mittwoch in Gütersloh mit. Die restlichen Geschäfte Webhosting und Portal inklusive Sales will das Unternehmen "geordnet abwickeln". Mindestens 500 der 700 Mitarbeiter werden ihre Arbeitsplätze verlieren. Die notwendigen Beschlüsse sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 12. Dezember getroffen werden. Hauptaktionäre sind die Konzerne Bertelsmann und Telefonica.

Lycos war in den elf Jahren seines Bestehens operativ nie längere Zeit aus der Verlustzone gekommen, hatte aber durch gezielte Teilverkäufe immer wieder Einnahmen erzielt. In den ersten neun Monaten 2008 war ein Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 23 Millionen Euro bei einem Umsatz von 46,9 Millionen Euro eingefahren worden. Die Einnahmen aus dem Börsengang im Jahr 2000, der einen Nettoerlös von 641 Millionen Euro in die Unternehmenskasse gespült hatte, sind bis auf 130 Millionen Euro liquide Mittel geschrumpft. 50 Millionen Euro davon sollen die Aktionäre noch im Dezember ausgeschüttet bekommen, sagte eine Lycos-Sprecherin. Der Rest soll zunächst im Unternehmen bleiben, um laufende Kosten decken zu können.

Sozialplan für Mitarbeiter

Mit dem Betriebsrat sollen ein Sozialplan und ein Interessenausgleich verhandelt werden. Den Mitarbeitern will Lycos bei der Suche nach einer neuen Stelle helfen. "Obwohl Lycos Europe gemessen an der Reichweite zwischenzeitlich größtes europäisches Internet-Portal war, ist es uns nicht gelungen, unsere Geschäftsmodelle in steigendem Maße zu monetarisieren", sagte Lycos-Vorstandschef Christoph Mohn. Er bedauerte die Entwicklung, von der sowohl Mitarbeiter als auch Aktionäre negativ betroffen seien.

Im Sommer hatte Hauptaktionär Telefonica die häufig wechselnden Strategien des Managements angeprangert und das Geschäftsgebaren vor einem Gericht in Amsterdam überprüfen lassen. Gleichzeitig hatten die Hauptaktionäre Bertelsmann und Telefonica ihren Entschluss zum Verkauf des Unternehmens bekanntgegeben. Jedoch fanden sie keinen Interessenten. "Die Analyse hat ergeben, dass ein Komplettverkauf keine vertretbaren Alternativen bietet", sagte Mohn am Mittwoch. (feh/dpa)

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