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Fluglinien: Bitte mit Kopilot

Billiglinien wie Ryanair oder Easyjet haben im unerbittlichen Preiskampf in der Branche den Komfort wegrationalisiert. Ryanair-Chef O’Leary will jetzt sogar den Kopiloten abschaffen. Wo soll das enden?

Fliegen war einmal so schön. Schon beim Einchecken wurde man von einer hübschen jungen Frau mit einem Lächeln begrüßt. Das verging ihr selbst dann nicht, wenn man zwei schwere Koffer aufs Band hievte und die Anzeige der Waage sich bedrohlich auf 50 Kilogramm zubewegte. Im Flugzeug begann die wahre Entspannung. Nicht nur waren Getränke umsonst, auch Alkohol floss in Strömen. Zwischen den Spielfilmen: Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Snacks. Dazu kostenlose Kopfhörer, Zahnpflegesets, aufblasbare Nackenstützen als Geschenk.

Und heute? Nachdem besonders Billiglinien wie Ryanair oder Easyjet im unerbittlichen Preiskampf in der Branche den Komfort wegrationalisiert haben, erfindet Ryanair-Chef Michael O’Leary immer neuen Sparvorhaben. Eine Toilettengebühr will er erheben, Stehplätze in Flugzeugen einrichten und jetzt sogar den Kopiloten abschaffen.

Dabei ist es schon heute schlimm genug: Die Computer sind an der Macht. Am besten checkt man online ein oder am Automaten. Für jedes aufgegebene Gepäckstück werden Gebühren fällig, für jedes extra Kilogramm auch, für die Zahlung mit Kreditkarte sowieso. Das Handgepäck muss in einen kleinen Kasten passen, und es darf nur ein Stück sein.

An Bord wird es dann richtig unangenehm. Bei Ryanair plärrt unentwegt ein Band, wie pünktlich die Fluglinie ist, dass es nun Rubbellose zu kaufen gibt und ein leckeres Chicken Sandwich für fünf Euro. Getränke und Essen gibt es also nur gegen viel Geld, geschenkt wird einem nichts.

O’Leary will uns nun nach dem Entzug des Komforts noch die wichtigste aller Illusionen beim Fliegen nehmen: das Sicherheitsgefühl. Eigentlich hoffnungslos ausgeliefert, in 10 000 Meter Höhe, fühlen wir uns gut aufgehoben, weil vorne zwei Männer sitzen, die wissen, was sie tun. Und sollte der Pilot einen schwachen Moment haben, ist da der zweite Mann, der Kopilot, der alles am Laufen hält. Geht alles glatt, kann er zumindest mit sonorer Stimme über die Sahara erzählen, die die Maschine gerade überfliegt. Auch das beruhigt.

O’Leary findet Kopiloten überflüssig. Er will die Behörden überzeugen, dass auf kürzeren Strecken ein Pilot ausreicht, weil der Computer mittlerweile die Hauptarbeit beim Flug übernehme. Bei Zügen gebe es ja auch nur einen Lokführer. „In 25 Jahren mit mehr als zehn Millionen Flügen hatten wir einen Piloten, der einen Herzinfarkt erlitt, und der hat das Flugzeug noch zum Landen gebracht“, sagte O’Leary der „Financial Times“. Natürlich wolle Ryanair damit ein „Heidengeld“ sparen.

Das Einsparen des Kopiloten ist der Anfang vom Ende. Bald fliegen uns rein computergesteuerte Jets um die Welt, ohne Stewardessen, dafür aber mit Robotern, die uns unentwegt Ryanair-Rubbellose andrehen wollen.

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