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Wirtschaft: Fluglinien sollen Abgase reduzieren

Koalition will Emissionsrechtehandel auch im Luftverkehr. Ticketpreise steigen

Düsseldorf - Die schwarz-rote Koalition will den Flugverkehr möglichst rasch in den Handel mit Emissionsrechten einbeziehen. Flugtickets würden sich dadurch verteuern. „Auch beim Flugverkehr müssen wir mehr Effizienz und Sparsamkeit erreichen. Über den Emissionshandel können wir den entsprechenden Druck aufbauen“, sagte Ulrich Kelber, Fraktionsvize und umweltpolitischer Sprecher der SPD, dem „Handelsblatt“. Unterstützung erhält Kelber vom Koalitionspartner: „Der Flugverkehr muss in die Überlegungen zum Emissionshandel einbezogen werden“, sagte Katherina Reiche, Fraktionsvize und umweltpolitische Sprecherin der Union. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas sagte, er sei erfreut, dass die deutsche Seite das Thema vorantreibe. „Das System ist nur dann kohärent und fair, wenn auch die Fluggesellschaften Verantwortung für den Ausstoß von Treibhausgasen übernehmen.“

Zwar hat die Luftfahrt in den vergangenen Jahren unter Umweltgesichtspunkten erhebliche technologische Fortschritte erzielt. Das weltweit anhaltende Passagierwachstum – allein 50 Prozent in den vergangenen zehn Jahren – hat jedoch zu einer erheblichen Zunahme der Treibhausgasemissionen geführt. Zurzeit ist der Flugverkehr nur für drei Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emmissionen verantwortlich. Doch in den kommenden Jahren wird eine massive Zunahme erwartet.

Das Thema gewinnt in diesen Wochen an Aktualität. Spätestens zur Jahresmitte muss die Bundesregierung ihren Entwurf eines neuen Nationalen Allokationsplanes (NAP) bei der EU-Kommission vorlegen. Er gilt für die Emissions-Handelsperiode von 2008 bis 2012 und regelt, wie die Emissionszertifikate auf die Emittenten verteilt werden. Der Handel mit den Zertifikaten, der bislang etwa für Kraftwerke und bestimmte emissionsintensive Anlagen verpflichtend ist, belohnt Investitionen in klimaschonende Produktionsweisen.

Reiche und Kelber wollen verhindern, dass der Flugverkehr in der kommenden Handelsperiode außen vor bleibt. Zwar halten sie es nicht mehr für machbar, die Branche gleich zu Beginn der nächsten Periode 2008 zur Teilnahme zu verpflichten. Nach Ansicht Kelbers ist es jedoch realistisch, das Problem noch im Verlauf der kommenden Handelsperiode zu lösen. Fachleute teilen diese Einschätzung. „Es müsste möglich sein, 2010 zu beginnen“, sagte Umweltökonom Martin Cames vom Öko-Institut. Dimas strebt sogar 2009 an.

Die EU-Kommission will Ende 2006 einen Richtlinienentwurf für den Emissionshandel im Flugverkehr vorlegen. Geplant ist, dass alle Passagier- und Frachtflüge, die von einem Flughafen innerhalb der EU starten, in das System einbezogen werden. Dies soll auch für außereuropäische Airlines gelten. Nicht betroffen sind Flüge aus Drittländern in die EU. Die Emmissionsrechte sollen kostenlos an die Fluggesellschaften verteilt werden. Dabei sollen sie jedoch weniger Zertifikate erhalten, als sie für ihren bisherigen Kohlendioxidausstoß benötigen. Die Folge: Sie müssen Zertifikate kaufen, wenn sie ihre Flotte nicht umweltfreundlicher machen. „Der Branche muss klar sein, dass das auf jeden Fall etwas kostet“, sagte Unionspolitikerin Reiche. EU-Kommissar Dimas hat errechnet, dass der Ticketpreis für einen Langstreckenflug maximal neun Euro steigen wird, sollten die Airlines die Kosten voll auf die Kunden abwälzen.

Die Industrie fürchtet Wettbewerbsnachteile, solange der Emissionshandel auf Europa beschränkt bleibe. „Wir glauben zudem, dass es sehr viel bessere Möglichkeiten für den Klimaschutz gibt, etwa über eine Verbesserung der Luftfahrt-Infrastruktur“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. So vergeude der Konzern wegen Engpässen an Flughäfen jährlich mehr als 30 000 Tonnen Kerosin in Warteschleifen. In der Branche gibt es aber auch Befürworter, die meinen, der Luftverkehr müsse seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. str/ebe/huh (HB)

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