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Wirtschaft: Fonds: Die Kurse sinken, die Gebühren steigen

"Von wegen früher war alles besser", sinniert Fußballexperte Günter Netzer in den Werbeanzeigen des Fondsanbieters DIT, einer Tochter der Dresdner Bank. Doch zwischen Werbung und Wirklichkeit liegen manchmal Welten - denn die Gebühren für den Anleger waren beim DIT früher durchaus besser.

"Von wegen früher war alles besser", sinniert Fußballexperte Günter Netzer in den Werbeanzeigen des Fondsanbieters DIT, einer Tochter der Dresdner Bank. Doch zwischen Werbung und Wirklichkeit liegen manchmal Welten - denn die Gebühren für den Anleger waren beim DIT früher durchaus besser. Unter der verschachtelten Verklausulierung "Vereinheitlichung und Anpassung der Verwaltungsvergütung an internationale Marktstandards" serviert der DIT deftige Gebührenerhöhungen. Pro Jahr müssen die Anleger der DIT-Regionen- und Branchenfonds künftig 1,25 Prozent und für die Schwellenländer-Aktienfonds sogar 1,75 Prozent als Verwaltungsgebühr berappen. Nach Angaben des Fachmagazins "Der Fonds" entspricht dies beispielsweise beim DIT-Technologiefonds einer Gebührenerhöhung von 100 Prozent.

Mit diesem Schritt befindet sich der DIT jedoch in bester Gesellschaft. Nach einer Umfrage des Magazins "Der Fonds" haben allein die vier größten deutschen Fondsgesellschaften in den vergangenen beiden Jahren die Verwaltungsgebühren für mehr als 120 Einzelfonds erhöht. Insgesamt gehen Experten davon aus, dass sich die jährlichen Verwaltungsgebühren bei Investmentfonds im vergangenen Jahr um durchschnittlich zehn Prozent erhöht haben. Betroffen sind auch Fondsklassiker wie der UniFonds (Union Investment) mit einer Gebührenerhöhung von 82 Prozent sowie Investa, Provesta und Eurovesta mit einer Erhöhung von 50 Prozent. Begründet wird der drastische Gebührenanstieg mit dem Verweis auf die Praxis der Kapitalanlagegesellschaften aus dem angelsächsischen Raum. "Zahlreiche Fonds ausländischer Wettbewerber werden noch erheblich teurer angeboten", rechtfertigt der DIT sein Vorgehen. Außerdem seien die Kosten für Aktienanalyse und Fondsverwaltung gestiegen. Recht dreist schiebt die Dresdner-Bank-Tochter einen Teil der Schuld für die gestiegenen Gebühren dem Anleger selbst in die Schuhe: "Nicht unbeträchtliche Kosten resultieren aus den Wünschen der Investoren nach zeitnahen und detaillierten Informationen."

Leider steigern höhere Verwaltungsgebühren nicht unmittelbar die Trefferquote der Fondsmanager. Noch immer schafft es die Mehrzahl der Aktienfonds nicht, langfristig besser als der Vergleichsindex abzuschneiden. Je mehr von der Verwaltungsgesellschaft für das Management abgezweigt wird, desto weniger Kapital steht den Fondsmanagern für Rendite bringende Investitionen zur Verfügung.

Zudem geben Experten zu bedenken, dass ein Anstieg der laufenden Verwaltungsgebühren bei langfristig orientierten Fondsanlegern stärker zu Buche schlägt als eine Anhebung des Ausgabeaufschlags. So summiert sich eine Erhöhung der Jahresgebühr um einen halben Prozentpunkt bei einer Anlagedauer von 15 Jahren auf insgesamt 7,5 Prozent. Wird darüber hinaus noch der Zinseszinseffekt für die entgangene Anlagerendite berücksichtigt, fallen die Kapitaleinbußen noch höher aus. Angesicht der anhaltend enttäuschenden Kursentwicklung an den Aktienbörsen stellt sich die Frage, ob ein mit hohen Nebenkosten belastetes Fondsinvestment derzeit Sinn macht.

Mittel- und kurzfristig orientierte Anleger sind meist besser beraten, Zinsanlagen wie Pfandbriefe, Banksparpläne oder Bundeswertpapiere zu wählen. Die Nebenkosten sogar auf Null drücken kann, wer etwa Bundeswertpapiere bei der Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg verwalten lässt. Wer in Aktien investiert bleiben will, kann sich als Alternative zu den teuren Fonds mit aktivem Management auch Indexfonds ins Depot legen. Die Verwaltungsgebühren dieser Fonds, die exakt den jeweiligen Aktienindex abbilden, liegen meist unter 0,5 Prozent pro Jahr.

Tom Schoenenberger

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