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Wirtschaft: Fonds schließen Anleger an die Dot.Com-Welt an

Internet-Fonds erzielen Traumrenditen - Gute Alternative zum DirektinvestmentSandra Schuffelen Bei Internetaktien scheinen die ökonomischen Gesetze außer Kraft zu sein. Selbst Unternehmen, die noch auf Jahre hinaus rote Zahlen schreiben werden, sind extrem hoch bewertet.

Internet-Fonds erzielen Traumrenditen - Gute Alternative zum DirektinvestmentSandra Schuffelen

Bei Internetaktien scheinen die ökonomischen Gesetze außer Kraft zu sein. Selbst Unternehmen, die noch auf Jahre hinaus rote Zahlen schreiben werden, sind extrem hoch bewertet. Skeptiker vergleichen die rasanten Kurssteigerungen mit starkem Schneefall - irgendwann müsse der zu einer Lawine führen, die beim Abgang ins Tal nichts stehen lässt. "Solche Kommentare hören wir seit Jahren. Doch wir teilen diese Ansicht nicht. Wir sehen nach wie vor große Chancen in diesem Sektor", entgegnet Volker Kuhnwaldt, Manager des Aktienfonds Nordinternet der Fondsgesellschaft Nordinvest. Rückblickend ist das Konzept der Hamburger voll aufgegangen: Der Nordinternet verzeichnet seit seiner Auflegung Anfang 1998 einen Wertzuwachs von rund 660 Prozent. Ist es angesichts der rasanten Entwicklung für einen Einstieg in Internetfonds nicht zu spät? Kuhnwaldt winkt ab. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es sich kaum lohnt, auf Marktkorrekturen zu warten. Systematisches Timing ist in diesem Segment so gut wie unmöglich."

Dass Internetaktien weiterhin gute Kurschancen bieten, sehen offenbar auch andere Fondsgesellschaften so. Allein seit Mitte vergangenen Jahres sind ein halbes Dutzend neuer Internetfonds auf den Markt gekommen. Bei solchen Branchenfonds müssen Anleger grundsätzlich mit hohen Kursschwankungen rechnen, auch wenn sich das Risiko bei einigen Fonds auf teilweise mehr als 100 Aktien verteilt. Die Gefahr von Kursrückschlägen lässt sich beispielsweise an der Entwicklung von April bis August vergangenen Jahres ablesen. In diesem Zeitraum verloren Internetaktien durchschnittlich 40 bis 50 Prozent ihres Wertes. Seitdem hat der Sektor jedoch erneut eine spektakuläre Hausse hinter sich.

"Es besteht kein Zweifel daran, dass einzelne Aktien wie zum Beispiel der US-Titel Freemarkets maßlos überbewertet sind", räumt Walter Price, Fondsmanager des Dresdner Internet Fund, ein. Dennoch biete die Internetbranche nach wie vor unvergleichliche Investmentchancen. "Wer von einer Spekulationsblase im gesamten Sektor spricht, der verkennt die Situation", ist Price überzeugt. Zu seinen Favoriten zählen JDS Uniphase (optische Kommunikationsprodukte), Realnetworks (Software zur Darstellung von Klang- und Videodateien), Freeserve (Service Provider), Exodus (Entwicklung von Netzwerk-Management-Lösungen) und Intuit (Finanzsoftware). Walter Price managt den Fonds von San Francisco aus. Die Nähe zum Silicon Valley sieht er als Wettbewerbsvorteil. "Wir haben hier den größten Risikokapitalmarkt der Welt direkt vor der Haustür. Dadurch sind wir viel versprechenden Firmen schneller auf der Spur."

Bei der Auswahl der Aktien gehen die Fondsmanager ähnlich vor. Sie bewerten das Produkt, die Marktanteile, den Geschäftsplan, die Qualität des Managements und die Markteintrittsbarrieren für die Konkurrenten. "Dabei kommt es darauf an, künftige Marktführer zu identifizieren", sagt Andreas Kraft, Manager des DWS-Fonds Internet-Aktien Typ 0. Für Internetfirmen sei es lebensnotwendig, schnell zu wachsen, Marktanteile zu gewinnen und die Geschäftsfelder auszuweiten. Nur durch eine hohe Kundenzahl seien überdurchschnittliche Margen zu erzielen. "The winner takes it all", bestätigt Walter Price.

Fingerspitzengefühl ist auch bei der Gewichtung der Segmente gefragt. Als zukunftsträchtig schätzen die Fondsmanager den Bereich "Business to Business" (B2B) ein. Gemeint ist damit der direkte Handel zwischen Unternehmen per Internet. In den Portfolios der Fonds tauchen häufig dieselben Namen auf: zum Beispiel die amerikanische Internet Capital Group, die B2B-Unternehmen Wagniskapital zur Verfügung stellt. Oder etwa Commerce One, ein Unternehmen, das Software und Internetportale entwickelt. Als interessant werden die B2B-Aktien Ariba und Broadvision beurteilt. "Aussichtsreich sind auch Hersteller von Sicherheitssoftware für das Internet wie zum Beispiel Check Point Software und Verisign", ergänzt DWS-Mann Kraft. Als eher uninteressant schätzt er dagegen Handelsunternehmen ein, die Produkte über das Internet an den Endverbraucher vertreiben (Segment "Business to Consumer").

Das sieht Fondsmanager Andre Köttner von Union Investment ähnlich. Von Engagements beim Internetbuchhändler Amazon.com rät er beispielsweise ab. "Die Gesellschaft macht mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz und ist dennoch nicht profitabel", gibt der Fondsmanger des Unisector: Multimedia zu bedenken. In diesem Fonds liegt das Schwergewicht auf Internetaktien. Köttner hat vor kurzem rund 50 Firmen in den USA besucht. Gute Kursperspektiven räumt er Softwareunternehmen ein wie Inktomi Corporation. "In der Entwicklung des Internets geben die US-Firmen den Takt vor. Die Asiaten und Europäer werden sich auch künftig schwer tun, Standards zu setzen", ist Köttner überzeugt. Die Gesellschaft Nordinvest geht allerdings davon aus, dass die Asiaten den Rückstand schnell aufholen werden, und sehen dort besonders große Gewinnchancen. Prognosen zufolge werden allein in China im Jahr 2005 mehr Menschen im Internet surfen als in den USA. Nordinvest hat den Internetfonds Nordasia.com aufgelegt, der sich ausschließlich auf asiatische Titel konzentriert. Ein Produkt, das ankommt: Das Fondsvolumen beträgt bereits mehr als 1,9 Milliarden Euro. "Das hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen", räumt Fondsmanager Kuhnwaldt ein.

Um die Toptitel herauszufiltern, arbeitet der Fondsmanager eng mit internationalen Brokerhäusern und Investmentbanken wie Nomura, ING Barings und Goldman Sachs zusammen. Zu den größten Einzelpositionen im Fonds zählen unter anderem die Gesellschaft China.com sowie die japanische Beteiligungsgesellschaft Softbank. Walter Price sieht die Goldgräberstimmung in Asien hingegen mit Skepsis und hat diese Region im Dresdner Internet Fund untergewichtet. "Softbank zum Beispiel zählt mittlerweile zu den teuersten Internetaktien der Welt. Wir haben diese Fondsposition deutlich verringert", berichtet der Amerikaner. Gar nicht erst aufgenommen in das Portofolio habe er nach eingehender Prüfung den Hongkonger Börsenstar Pacific Century Cyberworks. Dieses Unternehmen will über ein satellitengestütztes Breitbandkabelnetz der größte Internetanbieter Asiens werden. Price hält die Aktie für überbewertet. Empfindliche Kurskorrekturen erwartet der Fondsprofi aber nicht nur bei asiatischen Aktien. Anleger müssten sich auch bei US-Titeln auf Rückschläge gefasst machen, warnt er. Seine Empfehlung lautet, schrittweise zu investieren - etwa über einen Sparplan. Das sei der beste Weg, um zu verhindern, zu überhöhten Preisen einzusteigen. Zudem zahle sich Geduld aus, denn auf lange Sicht sei der Siegeszug der Internetaktien nicht zu stoppen. Price: "Stellen Sie das Internet ab, und die Welt steht still."

Sandra Schuffelen

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