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Wirtschaft: Frankreichs schaler Sieg bei Aventis

Vergangene Woche wurde das Übernahmeringen um den Pharmakonzern Aventis entschieden. Das in Straßburg ansässige Unternehmen akzeptierte das Angebot des französischen Rivalen SanofiSynthélabo.

Vergangene Woche wurde das Übernahmeringen um den Pharmakonzern Aventis entschieden. Das in Straßburg ansässige Unternehmen akzeptierte das Angebot des französischen Rivalen SanofiSynthélabo. Der Entscheidung des Aufsichtsrates ging eine massive Intervention der französischen Regierung voraus, die stets eine „nationale Lösung“ bevorzugt hatte. Wenngleich dabei ignoriert wird, dass Aventis zum großen Teil deutsch ist – der Konzern ist selbst das Produkt einer Fusion von Frankreichs Rhône-Poulenc und Deutschlands Hoechst AG im Jahr 1999 – und dass die Aktienmehrheit in amerikanischer und nicht in französischer Hand liegt. Doch zumindest befindet sich der Hauptsitz in Frankreich, und nur das zählt in einem Land, das seinen Nationalismus mit der EU-Mitgliedschaft nicht abgelegt hat.

Zuvor hatte es auch eine Übernahme-Offerte des schweizerischen Novartis-Konzerns gegeben, allerdings mit der Auflage, dass Paris sich neutral verhalten müsse. Frankreich lehnte diese Lösung ab und provozierte den Protest der französischen Gewerkschaften gegen Novartis. Nach den EU-Richtlinien ist es Mitgliedsstaaten jedoch untersagt, ausländische Firmen bei Übernahmekämpfen zu behindern. Die Kritik seitens der EU-Kommission kommentierte Paris mit den Worten, man würde ein Gebot Sanofis zwar „politisch“ begrüßen, man werde sich „juristisch“ aber neutral verhalten.

Bien sûr. Doch selbst wenn der weltweit drittgrößte Pharmakonzern nun in Frankreich beheimatet sein wird, ist längst nicht kuriert, woran Europas Pharmaindustrie krankt. Während der letzten zehn Jahre haben US-Firmen ihre europäischen Konkurrenten sowohl im Bereich Forschung und Entwicklung als auch bei der Zulassung neuer Medikamente überholt. Novartis selbst hat den Schwerpunkt seiner Forschung von Europa in die USA verlegt, weil dort mehr Geld vorhanden ist. Preiskontrollen, starre Arbeitsmarktgesetze und hohe Steuern trugen dazu bei, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Europas Pharmafirmen litt. Die französische Regierung scheint ihren Kampf um Aventis gewonnen zu haben. Doch solche Fusionen werden nichts daran ändern, dass sich Frankreich und seine Nachbarn durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik aus einer Industrie herausmanövrieren, in der sie einst führend waren.

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