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Wirtschaft: Frischfleisch zum Discountpreis

Abgepacktes aus dem Kühlregal verdrängt Bedientheke/Aldi und Lidl planen offenbar Fleischangebot

Berlin (msh). Verbraucher können mit sinkenden Preisen für frisches Fleisch rechnen, sollten die Discounter Aldi und Lidl entsprechende Produkte in ihr Sortiment aufnehmen. „Steigen die Billigketten ein, kommt der Markt für Frischfleisch in Bewegung“, sagt Dierck Boie, Sprecher der Nordfleisch-Gruppe. Das abgepackte Fleisch der Discounter könne im Vergleich zur Frischfleischtheke im Supermarkt um zehn bis 15 Prozent günstiger angeboten werden. Nach Angaben aus der Fleischbranche wollen die führenden Discounter Aldi und Lidl Anfang des kommenden Jahres damit beginnen, abgepacktes Frischfleisch zu verkaufen. Eine Sprecherin von Aldi-Nord wies am Freitag einen entsprechenden Bericht des Handelsblatts allerdings zurück.

In den vergangenen Monaten profitierten die Billigketten von der Kosumzurückhaltung der Verbraucher. Während Supermärkte und Kaufhäuser wegen der schlechten Wirtschaftslage und der Diskussion um den „Teuro“ Umsatz verloren, legten die preisgünstigen Discounter deutlich zu. Schon seit Jahren bauen die Billigketten ihre Sortimente aus und entwickeln sich zu Komplettanbietern, die nahezu alle Waren des täglichen Bedarfs offerieren. Nachholbedarf haben die Discounter noch bei frischer Ware wie Gemüse, Obst, Milchprodukten und Fleisch, bei denen sie noch zulegen wollen.

Bereits im Sommer hatte Lidl frisches Geflügel in die Regale genommen. Die Preise für das abgepackte Hühnchen- und Putenfleisch lagen um bis zu 30 Prozent unter denen großer Verbrauchermärkte, sagt Westfleisch-Sprecher Helfried Giesen. Allerdings sei fraglich, ob Lidl die niedrigen Preise über die Einführungsphase hinaus halten werde. Als Vorbild gilt Lidl-Konkurrent Plus, der bereits seit zwei Jahren Frischfleisch im Angebot hat. Plus reagierte damit auf den Trend zu mehr Selbstbedienungsware (SB-Ware) bei Fleisch, der sich im laufenden Jahr fortgesetzt hat. SB-Ware ist Fleisch, das in kleine Portionen zerlegt, in Plastik verpackt und dann in der Kühltheke angeboten wird. Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) lag der Anteil abgepackter Frischware im ersten Halbjahr 2002 bei 29 Prozent. Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren es noch 25 Prozent. Durch den Einstieg anderer Discounter werde der Anteil der SB-Ware weiter steigen. Verlierer ist die Fleischtheke in Supermärkten und Fachgeschäften.

Grund für den Erfolg der SB-Ware ist vor allem der günstigere Preis. So kostet ein Kilogramm abgepacktes Schweineschnitzel aus dem Kühlregal nach Berechnungen der GfK rund 15 Prozent weniger als an der Fleischtheke. „Die Fleischtheke verschwindet langsam. Die Kosten für das Personal und die Pflege sind deutlich höher als bei SB-Ware“, sagt Nordfleisch-Sprecher Boie. Einen Qualitätsunterschied zwischer loser und abgepackter Ware gebe es nicht. Neue, hygienische Verarbeitungsverfahren ermöglichten es, sogar empfindliches Hackfleisch fünf bis sieben Tage frisch zu halten.

Die Kunden nehmen nach Angaben der Händler das günstige Angebot dankend an. „Viele Verbraucher schauen in diesen schwierigen Zeiten genau auf den Preis. SB-Ware läuft daher derzeit besser als Fleisch von der Theke“, sagt Rainhardt von Leoprechting, Sprecher von Deutschlands größter Verbrauchermarktkette Real. Trotzdem halte Real an seinen Frischetheken fest, um den Kunden ein Komplettangebot bieten zu können.

Zudem eignen sich nicht alle Fleischprodukte für eine Verpackung. „Der Schweinebraten oder die Lammkeule werden nicht so schnell den Weg ins Kühlregal finden“, sagt Boie. Branchenkenner vermuten, dass sich die Discounter auf einige, leicht zu verarbeitende Artikel wie Steaks, Schnitzel oder Gulasch konzentrieren werden. Bei Plus wird dieses Sortiment noch durch Saisonwaren wie mariniertes Grillfleisch im Sommer oder den Hasenrücken zu Ostern ergänzt.

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