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Der US-Automatenhersteller Diebold will seinen deutschen Konkurrenten Wincor Nixdorf übernehmen und bietet 1,73 Milliarden Euro - der Großteil soll bar bezahlt werden.

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Fusion der Geldautomaten-Hersteller: Diebold übernimmt Wincor Nixdorf für 1,73 Milliarden Euro

Der US-Automatenhersteller Diebold will seinen deutschen Konkurrenten Wincor Nixdorf übernehmen und bietet 1,73 Milliarden Euro - der Großteil soll bar bezahlt werden.

Die Nummern zwei und drei unter den weltgrößten Geldautomaten-Herstellern stehen vor einem Zusammenschluss. Der US-Konzern Diebold bietet 1,73 Milliarden Euro in bar und Aktien für den ähnlich großen deutschen Rivalen Wincor Nixdorf, wie beide Unternehmen am Wochenende mitteilten. Bereits vor drei Wochen seien die finanziellen Bedingungen der Fusion vereinbart worden, unter Dach und Fach sei sie aber noch nicht, betonten der Paderborner Konzern und sein Konkurrent aus dem US-Bundesstaat Ohio. Derzeit prüfe Diebold noch die Bücher von Wincor Nixdorf. Mit der Übernahme könnte Diebold zum Branchenführer NCR aufschließen. Diebold ist an der New Yorker Börse umgerechnet 1,9 Milliarden Euro wert.

Die Branche leidet unter den Sparmaßnahmen der Banken und Filialschließungen. Viele Unternehmen versuchen deshalb, den Sprung zum Software- und Dienstleistungs-Anbieter zu schaffen. Bei Wincor liegt der Anteil dieser Geschäftsbereiche bereits bei 60 Prozent.

Aktie von Wincor Nixdorf legt zu

Übernahmepläne haben den Aktienkurs von Wincor Nixdorf am Montagmorgen in die Höhe schnellen lassen. Die Papiere des MDax-Wertes gewannen um mehr als 16 Prozent an Wert auf mehr als 45 Euro. Die Übernahme ist aber noch nicht unter Dach und Fach. Der Paderborner Konzern kämpft seit Jahren mit einer schwachen Nachfrage vor allem nach Geldautomaten. Das Unternehmen hatte bereits ein Sanierungsprogramm gestartet. Dazu gehört auch ein Stellenabbau. Von rund 9200 Arbeitsplätzen sollen rund 1100 Jobs gestrichen werden, davon 500 in Deutschland.

Finanzkrise setzte Wincor Nixdorf stark zu

Noch im Juni, als es erste Berichte über eine Übernahme von Wincor durch Diebold gab, hatte Wincor-Chef Eckard Heidloff das Ansinnen der Amerikaner zurückgewiesen. Er halte es für einen Irrweg. „Ich persönlich glaube an die Eigenständigkeit von Wincor Nixdorf“, hatte Heidloff damals gesagt. Dabei hatte der westfälische Konzern schon im Frühjahr Investmentbanker gebeten, verschiedene Möglichkeiten für seine Zukunft auszuloten.

Den Sinneswandel führte bei Heidloff offenbar ein konkretes Angebot herbei: Diebold bietet den Wincor-Aktionären je Aktie 52,50 Euro. Das sind 35 Prozent mehr, als ihre Anteilsscheine zum Schlusskurs am Freitag wert waren. Der überwiegende Teil davon soll in bar bezahlt werden, sagten Insider, der Rest in Diebold-Aktien. Wie der fusionierte Konzern heißen soll und welche Rolle Heidloff darin spielen wird, steht offenbar noch nicht fest.

Das Unternehmen war seit der Finanzkrise nicht mehr richtig auf die Beine gekommen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 (per Ende September) hatte Wincor Nixdorf zuletzt mit einem Umsatzrückgang um drei bis fünf Prozent gerechnet. 2013/14 waren es knapp 2,5 Milliarden Euro. Heidloff hatte ein Sanierungsprogramm aufgelegt, das die Unabhängigkeit sichern sollte, aber zunächst 80 Millionen Euro kosten soll. Der operative Gewinn sollte daher 2014/15 auf 20 Millionen Euro schrumpfen. Wincor Nixdorf beschäftigt 9000 Mitarbeiter, 1100 Stellen sollen in den kommenden drei Jahren abgebaut werden.

Marktführer NCR steht möglicherweise vor Verkauf

Diebold ist mit 16.000 Beschäftigten weit größer, bietet aber nicht nur Geldautomaten, sondern etwa auch Scanner- Kassen für Supermärkte an. In Europa spielt Diebold allerdings kaum eine Rolle, hier ist Wincor besonders stark vertreten. Diebold war 1859 als Hersteller von Banksafes gegründet worden. Wincor Nixdorf war 1999 von Siemens abgespalten worden, führt aber den Namen des Paderborner Computer-Pioniers Heinz Nixdorf weiter, dessen Unternehmen in Siemens aufgegangen war.

Auch Marktführer NCR steht möglicherweise vor einem Verkauf. Der 1879 als Hersteller von Registrierkassen gegründete Konzern ist Insidern zufolge ins Fadenkreuz von Finanzinvestoren wie Blackstone geraten. Allerdings stocken die Gespräche. NCR steht unter Druck von aktivistischen Aktionären. (rtr,dpa)

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