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Wirtschaft: Fusion: Shell tankt jetzt bei Dea auf

Die Mineralölkonzerne Shell und RWE-Dea haben ihren Zusammenschluss besiegelt. Tankstellen und Raffinerien beider Unternehmen werden ab 1.

Die Mineralölkonzerne Shell und RWE-Dea haben ihren Zusammenschluss besiegelt. Tankstellen und Raffinerien beider Unternehmen werden ab 1. Juli zusammengelegt, teilten Shell und RWE-Dea am Mittwoch mit. Mit 3200 Stationen entsteht Deutschlands größter Tankstellenbetreiber. Die Firma mit Sitz in Hamburg wird den Namen Shell & DEA Oil GmbH tragen und 7500 Mitarbeiter beschäftigen. 750 Arbeitsplätze werden abgebaut.

Im neuen Konzern sind beide Partner zunächst je zur Hälfte beteiligt. Die Vereinbarung eröffnet Shell jedoch die Option, ab 2004 durch Übernahme eines zusätzlichen Anteilsprozents das Unternehmen zu kontrollieren. Shell könnte dann alle Ölaktivitäten von RWE-Dea mit 1700 Tankstellen und zwei Raffinerien übernehmen. Das Abkommen steht noch unter Vorbehalt von Bundeskartellamt und EU-Wettbewerbsbehörde. Experten erwarten aber keine Probleme.

Shell und RWE-Dea versprechen sich vom Zusammengehen jährliche Einsparungen in Höhe von 150 Millionen Euro. Davon entfällt mehr als die Hälfte auf den Abbau von 750 Beschäftigten. Die unternehmerische Führung wird bei Shell liegen, den Aufsichtsratschef soll RWE-Dea stellen. Noch in dieser Woche will Shell nach den Worten von Adrian Loader, Präsident Shell Europe Oil Products, den Geschäftsführer benennen. Nach der Übernahme der Anteilsmehrheit im Jahr 2004 wird Shell auch im Aufsichtsrat das alleinige Sagen haben.

Der Termin 2004 wurde von RWE aus steuerlichen Gründen gewählt. Die Verkaufsoption sichert RWE einen bereits festgelegten Preis. RWE-Vorstandschef Dietmar Kuhnt wollte jedoch keine genauen Zahlen nennen. Branchenkenner beziffern den Wert des Downstream-Geschäfts der RWE-Dea auf zwei Milliarden Euro. Nach Abzug von Verbindlichkeiten und Pensionsverpflichtungen dürfte netto gut eine Milliarde Euro herausspringen. Damit hat RWE, wie Kuhnt bemerkte, "gut dabei verdient".

RWE hatte 1998 die Deutsche Texaco für gut eine Milliarde Euro übernommen. Mittlerweile wurde das Chemiegeschäft für schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro an die südafrikanische Sasol veräußert. Den weitgehend selbst aufgebauten und sehr ertragreichen Bereich Aufschluss und Gewinnung (Upstream) wird RWE weiterhin behalten.

Mit der Fusion entsteht ein neuer Gigant auf dem Mineralölmarkt. Mit einem Marktanteil von 24 Prozent liegt Shell & Dea deutlich vor dem bisherigen Marktführer Aral, der zum Düsseldorfer Eon-Konzern gehört. Die Raffineriekapazitäten belaufen sich auf 34,3 Millionen Tonnen pro Jahr bei einem Mineralölabsatz von 38,9 Millionen Tonnen. Vorgesehen ist eine Optimierung der Produktion bei den vier eigenen Raffinerien. Eine Stilllegung einzelner Standorte schloss Loader jedoch aus. Die Raffinerien befänden sich in einem exzellenten Zustand. Hinzu kämen künftige Exportmöglichkeiten nach Polen. Wie es in der Branche weiter heißt, sollen Mineralölprodukte in starkem Umfang nach Amerika exportiert werden. Dort sind bei Mangellagen attraktive Erlösmöglichkeiten gegeben.

Im Tankstellengeschäft wollen Shell und Dea ihre Marken beibehalten. Loader wollte sich nicht dazu äußern, ob bei Dea künftig die Payback-Rabattkarte erhalten bleibt und Dea damit künftig als "Billig"-Anbieter unterhalb des Preisniveaus von Shell operieren wird. Er sieht aber in einer Zwei-Marken-Strategie die Möglichkeit eines differenzierten Angebots, um unterschiedliche Kundenschichten zu halten. Der scheidende RWE-Dea-Chef Dieter Dräger betonte dagegen, Dea betreibe kein Discount-Netz. Beide Netze stellten hochwertige Vollpreismarken dar. Ein mögliches Problem des Zusammenschlusses könnten übrigens die 700 freien Dea-Händler werden, die sich in den letzten Jahren von Shell losgesagt hatten.

beu, ews, jsn

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