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Wirtschaft: Garant übernimmt sich mit Salamander

Schuhhändler meldet Insolvenz an. Der Verkauf geht vorerst weiter

Berlin - Der Einkaufsverbund Garant Schuh hat sich offenbar mit dem Kauf der Salamander-Schuhkette übernommen und ist zahlungsunfähig. Am Dienstag stellte Garant Insolvenzantrag beim Düsseldorfer Landgericht, teilte das Unternehmen mit. Gespräche mit den Banken über die Abwendung eines „kurzfristig eingetretenen Liquiditätsengpasses“ hätten überraschend kein Ergebnis gebracht. Den Geschäftsbetrieb will Garant aber fortführen. Die Aktie der Garant Schuh und Mode AG verlor zeitweise zwei Drittel ihres Werts und lag am Nachmittag noch mit 40 Prozent im Minus.

Garant ist eine Einkaufsorganisation, der europaweit rund 4900 selbstständige Fachhändler angeschlossen sind. Neben der Warenbeschaffung unterstützt Garant die Händler beim Marketing, bei der Finanzierung und berät sie in betriebswirtschaftlichen Fragen. Die Gruppe erwirtschaftete 2003 einen Umsatz von fast 1,3 Milliarden Euro. Um schneller zu wachsen und erfolgreichen Schuhketten wie Deichmann oder Görtz etwas entgegenzusetzen, übernahm Garant im vergangenen Jahr die Salamander-Schuhgeschäfte vom Energiekonzern EnbW. Nur die Markenrechte an der Kinderschuhmarke Lurchi behielt EnbW.

Bereits 2003 belastete der Kauf die Garant-Bilanz und drückte das Ergebnis mit 14 Millionen Euro ins Minus. Die Dividende fiel aus. Im Zuge der Übernahme wurde die Schuhproduktion von Salamander aufgegeben. Ein Werk in Ungarn wurde verkauft. Dennoch belastete die Schließung produktionsnaher Abteilungen von Salamander die Garant-Gruppe mit Restrukturierungskosten in Höhe von 24 Millionen Euro. Rund 100 Stellen wurden gestrichen.

Nach Angaben eines Sprechers habe die holländische Rabobank, eine von 18 finanzierenden Instituten, die Kreditlinien nicht verlängert. Die Gespräche mit den Banken würden fortgeführt, um die Finanzierung doch noch kurzfristig zu sichern. Sollte das gelingen, könnte der Insolvenzantrag innerhalb von drei Tagen zurückgezogen werden, betonte der Sprecher. Andernfalls solle der Geschäftsbetrieb im Rahmen eines Insolvenzverfahrens weitergeführt werden. Die Schließung von Geschäften drohe vorerst nicht.

Ein Grund für das Vorgehen der Rabobank könnte die niedrige Eigenkapitalquote von Garant sein. Die Quote sank 2003 nach der Auflösung von Rücklagen, die für den Kauf von Salamander eingesetzt wurden, von 18 Prozent auf nur noch 6,9 Prozent zum Jahresabschluss. Eine geplante Kapitalerhöhung kam nicht zustande. „Unser Kerngeschäft funktioniert“, sagte der Garant-Sprecher.

Trotz der Konsumflaute habe das Unternehmen gegen den Branchentrend in Deutschland ein Umsatzplus erzielt. Zudem mache Garant 70 Prozent seines Umsatzes im Ausland. In Deutschland sank der Umsatz mit Schuhen im gesamten Facheinzelhandel 2003 um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Konkurrenz machen den Fachhändlern vor allem die Discounter“, sagte Brigitte Wischnewski, Vorsitzende des Bundesverbandes des Schuheinzelhandels.

Maurice Shahd

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