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Wirtschaft: Gasprom will an die Endkunden

Russischer Staatskonzern fordert Zugang zur EU

Berlin - Der russische Gasmonopolist Gasprom möchte sich komplett neue Märkte erschließen. Das sagte der Vizechef des halbstaatlichen Konzerns, Alexander Medvedev, auf einer Energietagung des Handelsblatts in Berlin. „Wir möchten unsere Aktivitäten bis zum Endverbraucher erweitern“, erklärte er. Dieses so genannte Downstream-Geschäft wäre für Gasprom etwas vollkommen Neues. Bisher ist das Unternehmen vor allem upstream, also bei der Förderung von Gas, tätig.

„Um unser Ziel zu erreichen, brauchen wir Zugang zu den Märkten in der EU, in den USA und im asiatisch-pazifischen Raum“, sagte Medvedev. Als Gegenleistung sei Gasprom bereit, nichtrussische Firmen an der Förderung von Erdgas zu beteiligen. Gasprom schwebe dabei eine gegenseitige Verzahnung vor: „Es geht um einen Austausch von Unternehmensanteilen“, erklärte Medvedev.

Daneben möchte Gasprom auch in das Geschäft mit Flüssiggas einsteigen. Hier brauche das Unternehmen allerdings technologische Hilfe des Westens. Auch finanzielle Mittel von außen seien willkommen, um Gasproms Marktkapitalisierung zu erhöhen, sagte Medvedev. Dafür biete Gasprom Zugang zu den größten Gasreserven der Welt.

Der Chefvolkswirt der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol, warnte allerdings, dass sich Europa schon heute zu abhängig von russischem Gas gemacht habe. „Das ist ein inakzeptabler Trend.“ In Deutschland macht russisches Gas 35 Prozent am Gesamtverbrauch aus.

Unterdessen verringerten sich am Donnerstag die russischen Gaslieferungen nach Italien. Zuvor hatte auch Ungarn über eine Verknappung geklagt. Gasprom begründete dies mit einer Kältewelle in Russland. Deutsche Gasversorger erklärten, hierzulande bestehe kein Grund zur Sorge. Kurze Ausfälle im Winter seien normal. Während des russisch-ukrainischen Gasstreits waren auch Lieferungen nach Deutschland kurzzeitig unterbrochen worden. awm

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