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Wirtschaft: Gasversorger verpflichten sich zu mehr Transparenz

Modellprojekt in NRW/Auch Gasag ist interessiert

Berlin - Im Streit um zu hohe Gaspreise zeichnet sich eine neue Lösung ab. So will die Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen mit den örtlichen Gasversorgern vertraglich mehr Transparenz bei der Preisgestaltung vereinbaren. Dabei müssen sich die Unternehmen verpflichten, sämtliche Preisänderungen bei Vorlieferanten offen zu legen und ohne zusätzlichen Gewinn an die Verbraucher weiterzugeben. Im Gegenzug verzichten die Verbraucherschützer darauf, Kunden zur Zahlungsverweigerung aufzufordern. Als erster Versorger haben die Stadtwerke Lünen einem solchen Transparenzverfahren zugestimmt. „Wir wollen so nachweisen, dass wir uns gegenüber unseren Kunden fair verhalten“, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens, Achim Grunenberg.

Die Gaspreiserhöhungen der vergangenen Wochen hatten bundesweit für Unmut gesorgt. So hat sich Gas beispielsweise in Berlin zum 1. Oktober um durchschnittlich zehn Prozent verteuert. Zwar begründeten die Versorger die Preissteigerungen mit höheren Bezugskosten – allerdings weigerten sie sich, ihre genauen Bezugsquellen und -preise bekannt zu geben. Daher blieb für viele Verbraucher das ungute Gefühl, die lokalen Versorger bereicherten sich an ihnen.

Das könnte sich durch das nordrhein- westfälische Modell jedoch ändern. „Mit unserem Vorschlag wollen wir den Blick auf die großen Ferngasgesellschaften lenken, die die kleinen Versorger mit Gas beliefern“, erklärte Helmfried Meinel von der Verbraucherzentrale NRW. „Diese sind die eigentlichen Profiteure des undurchsichtigen Geschäfts.“

Um Licht in das Dunkel zu bringen, sollen nun unabhängige Wirtschaftsprüfer die Preisanpassungen unter die Lupe nehmen. Anschließend will auch die Verbraucherzentrale selbst eine Kontrolle durchführen. Kommt bei den Prüfungen heraus, dass Teuerungen durch die Vorlieferanten plausibel in die Endpreise eingeflossen sind, kann sich der Versorger bei eigenen Preiserhöhungen öffentlichkeitswirksam auf die Verbraucherschützer berufen. Nach den Stadtwerken Lünen sollen noch 20 weitere Versorger in Nordrhein-Westfalen für das Projekt gewonnen werden.

Auch in Berlin stößt die Idee auf offene Ohren. „Das ist ein interessanter Vorschlag, den wir uns ganz genau anschauen“, sagte eine Sprecherin der Gasag dem Tagesspiegel. „Wenn die Verbraucherzentrale auf uns zukommt, setzen wir uns gerne zusammen.“ Zurückhaltender äußerte sich hingegen die andere Seite: „Wenn die Gasag alles offen legt, können wir darüber reden“, sagte Gabriele Francke von der Berliner Verbraucherzentrale. Derzeit strebe man aber zunächst einmal eine Sammelklage gegen das Unternehmen an. Problematisch sei auch, dass die Verbraucherzentrale Berlin nicht die Kapazitäten habe wie in NRW, um Kontrollen durchzuführen.

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