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Wirtschaft: Gebildet, ohne Job – und gegen Hartz

Wissenschaftszentrum Berlin analysiert die Sozialstruktur der Montagsdemonstranten. Rechte außen vor

Berlin Der typische Montagsdemonstrant ist ein 50 bis 55 Jahre alter Mann aus dem Osten, arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht und politisch ziemlich links. Zu dieser Charakterisierung kommt das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) in einer Analyse der Montagsdemos vom 13. September in Berlin, Dortmund, Leipzig und Magdeburg. Der Bildungsstand der Demonstrierenden sei „deutlich höher als im Bundesdurchschnitt“, heißt es in der Analyse.

An jenem Tag wurden in den Städten 1025 Protestierende befragt, der überwiegende Teil davon (64 Prozent) war männlich. Wie das WZB am Dienstag in Berlin mitteilte protestiert vor allem die Altersgruppe zwischen 45 und 64 Jahren, „deren Integration in den Arbeitsmarkt am schwierigsten erscheint“.

Völlig durch sind die Regierungsparteien bei den Protestlern. Die SPD wurde bei den letzten Bundestagswahlen noch von 27 Prozent (Osten: 21 Prozent) der Demonstranten gewählt, heute gebe es noch 2,1 Prozent beziehungsweise 0,6 Prozent. Die PDS dagegen verbesserte sich im Osten von 44 auf 49 Prozent und im Westen von 22 auf 34 Prozent. Die NPD bleibt mit etwas mehr als zwei Prozent sowohl im Westen wie im Osten deutlich unter dem Ergebnis der Sachsen-Wahl. Überhaupt gibt die WZB-Studie im Hinblick auf die Rechte Entwarnung. „Sich ganz rechts platzierende Demonstranten fallen lediglich in Leipzig mit 3,3 Prozent ins Gewicht und fehlen in Berlin fast völlig.“ Dagegen sind die Linken stark vertreten. Ganz links ordnete sich mit 48 Prozent ein hoher Anteil der Demonstranten in Berlin ein, während die anderen Städte mit 23 bis 26 Prozent deutlich dahinter blieben. Weitere Ergebnisse: 40 Prozent der Befragten waren arbeitslos, 87 Prozent gaben an, dass jemand in der Familie oder im Bekanntenkreis von Hartz IV betroffen ist.

Unterdessen wurden erste Namen für den „Hartz-Ombudsrat“ gehandelt, der die Umsetzung der Sozialreform begleiten soll: Der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU), Ex-Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) und der frühere IG-Chemie-Chef Hermann Rappe.alf

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