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Finanzmarkt: Gegen den freien Fall

Hypothekenkrise, Inflation und Rezessionsgefahr – an den Finanzmärkten geht es zur Sache. Wie können Anleger ihr Geld in Krisenzeiten möglichst sicher investieren?

Von Andreas Oswald

Unter vielen Anlegern und Sparern geht die Angst um: Ist das Ersparte, das sie zum Beispiel für die Rente angelegt haben, sicher? 3,3 Prozent Inflation in Deutschland, vier Prozent im Euroraum, fünf Prozent in den USA. Dort wurde jetzt sogar eine Bank verstaatlicht, Rettungspläne auch für weitere Institute sollen das Finanzsystem retten. Viele Aktien haben seit dem letzten Hoch mehr als 25 Prozent verloren. Inflation, Finanzkrise, Rezessionsgefahr – da beruhigt es viele Anleger nur wenig, dass der Dax in den vergangenen Tagen ein wenig Boden gutgemacht hat. Von seinem Hoch bei 8151 Punkten im vergangenen Jahr war er vergangene Woche auf unter 6000 Punkte gefallen. Am Freitag rettete er sich auf 6382 Punkte. Der Ölpreis fiel auf unter 130 Dollar, nachdem er zuvor ein Hoch von 147,95 Dollar erreicht hatte.

Das bedeutet aber noch keine Entwarnung. Denn vor allem die Inflation bereitet Anlegern Grund zur Sorge. Experten befürchten, dass sich die Teuerung im Laufe des Jahres noch verstärken könnte. Wer da sein Geld mit zwei oder drei Prozent Zinsen angelegt hat, der ist einem realen Verlust seines Vermögens ausgesetzt. Auf der anderen Seite: Wer sein Geld in der Hoffnung auf hohe Renditen in Aktien oder Aktienfonds angelegt hatte, sah sich in den vergangenen Monaten einem deutlich höheren Verlust gegenüber, als diejenigen, die ihr Geld in sicheren Zinspapieren angelegt hatten.

Was also kann der Anleger tun? Manche Banken – vor allem ausländische – bieten derzeit für Tagesgeldkonten Traumrenditen von über fünf oder gar sechs Prozent an. Doch Vorsicht. Die Bankenkrise ist nicht vorbei. Wer sich auf solche Schnäppchen einlässt, sollte daher vorher sicher gehen, dass die Einlagen auch geschützt sind. Diese Vorsicht gilt auch bei deutschen Banken. Sparkassen und Raiffeisenbanken bieten in der Regel einen 100-prozentigen Schutz der Einlagen im Falle eines Konkurses. Aber bei den meisten anderen Banken ist dieser Schutz auf einen festen Betrag limitiert.

Riester-Sparer mit einem Banksparplan dürften trotz Inflation gut fahren, weil sie gleichzeitig Steuern sparen und eine Zulage erhalten. Außerdem ist ein Riester-Vertrag mit einer Sparkasse eine sichere Anlage. Riester-Verträge mit Aktienfonds könnten derzeit schon eher Probleme bereiten, und manchen in einen Banksparplan flüchten lassen.

Die vermutlich risikoärmste Anlage ist ein außergewöhnliches Angebot der Deutschen Bundesbank. Dieses wohl sicherste Finanzinstitut der Welt, bei dem die Einlagen zu 100 Prozent geschützt sind, bietet eine inflationsgeschützte Anleihe an. Sie garantiert eine Verzinsung, die 1,5 Prozent über der Inflationsrate liegt. Bei dieser Anleihe (ISIN DE0001030500) ergibt sich derzeit eine Jahresverzinsung von real sogar 2,02 Prozent. Also 2,02 Prozent über der Inflation. Dass dieser Wert deutlich über den versprochenen 1,5 Prozent liegt, hat unter anderem damit zu tun, dass die Zinsen täglich gutgeschrieben werden, was zu einem Hebeleffekt führt. Außerdem wird eine Inflationsrate zugrunde gelegt wird, die sich auf den Euroraum bezieht und deshalb höher ist als in Deutschland. Andere Staatsanleihen oder andere Anlageformen mit einem festen Zinssatz von beispielsweise 4,5 Prozent schneiden da deutlich schlechter ab. Zum Vergleich: Eine feste Verzinsung von 4,43 Prozent minus einer Inflationsrate von 3,6 Prozent ergibt nur eine Realverzinsung von 1,13 Prozent.

Inflationsgeschützte Anleihen nennt man „Linker“, weil sie an die Inflation „gelinkt“, also gekoppelt sind. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück dürfte das Thema Inflation mit gemischten Gefühlen sehen. Einerseits spült die Inflation Geld in die Staatskasse und reduziert die Staatsschulden, andererseits kosten ihn seine „Linker“ eine Menge Geld, wenn die Inflation steigt. Der Anleger sieht das umgekehrt: Bei steigender Inflation profitiert er von den „Linkern“. Sinkt die Teuerung dagegen, rentieren sich andere Zinspapiere mehr. Inflationsgeschützte Papiere werden teilweise auch von Banken angeboten. So bietet Morgan Stanley ein Zertifikat an, das im zweiten und dritten Jahr einen Zins in Höhe der doppelten Inflationsrate zahlt. Aber Vorsicht: Morgan Stanley ist eine US-Bank.

Wer Schulden zu einem festen Zinssatz hat, profitiert tendenziell von der Inflation, aber Schulden sind nicht die beste Grundlage für den Vermögensaufbau.Wer hingegen Schulden zu einem variablen Zinssatz hat, hätte sicher Vorteile, wenn er schneller von ihnen runterkommt. Vorsicht ist bei Gold geboten, das manchem fälschlicherweise als krisensichere Anlage gilt. Gold mag zwar von der Inflation profitieren, unterliegt aber extremen Wertschwankungen und ist eine hoch spekulative Anlage. Allein in diesem Jahr hatte der Goldpreis schon einmal einen 20-Prozent-Sturz hinter sich, bevor er sich dann wieder fangen konnte.

Eine Warnung kommt auch vom Deutschen Institut für Anlegerschutz: Manche Anlageberater empfehlen, die Lebensversicherung zu kündigen und das Geld profitabler anzulegen. Zwar ist eine Lebensversicherung keine besonders gute Kapitalanlage, aber die Kündigung kostet viel Geld. Besser sei es daher, so heißt es beim Institut für Anlegerschutz, die Lebensversicherung beitragsfrei zu stellen.

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