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Wirtschaft: Gerangel um das Geschäft mit der Dose

Nach Einführung des Pfands machen sich die großen Entsorger mit Recyclingkonzepten Konkurrenz

Berlin (fo/fw/nh). Unter den Entsorgungsfirmen ist ein heftiger Wettbewerb um das lukrative Recycling von Dosen und anderen Getränkeverpackungen entbrannt. Während der Handel die Einführung des Pfands bis zum Schluss blockiert hatte und deshalb zum Jahresbeginn nicht vorbereitet war, liegen bei den Wertstoffunternehmen längst Pläne für die Entsorgung und für ein Clearingsystem vor.

Bisher waren Dosen und Einwegflaschen mit dem grünen Punkt versehen und wurden über die gelben Tonnen der Haushalte entsorgt. Dafür zahlten Handel und Getränkeindustrie Lizenzgebühren an das Duale System (siehe Lexikon Seite 16). Der Grüne Punkt ist jetzt aber aus dem Geschäft und verliert durch das Dosenpfand rund 290 Millionen Euro an Umsatz. „Das Duale System darf nur die haushaltsnahe Entsorgung übernehmen, weil es sonst eine zu starke Monopolstellung hätte“, sagt eine Sprecherin das Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). Das Bundeskartellamt hatte einen entsprechenden Vorstoß des Dualen Systems ohnehin untersagt.

Jetzt muss der Handel die Entsorgung der zurückgenommenen Pfanddosen selbst organisieren. Bei den großen Einzelhandelsketten sammeln die Filialen Dosen und Plastikflaschen. Bei Rewe werden die Verpackungen ins Zentrallager geschickt, dann geht es zum Recycling. Auch die PlusFilialen schicken Dosen und Flaschen zunächst in eines der bundesweit elf Zentrallager.

In einer Übergangszeit können Dosen und Einwegflaschen nur dort zurückgegeben werden, wo sie auch gekauft wurden. Bis Oktober soll ein bundesweites System aufgebaut werden, das die Rückgabe in jedem Geschäft möglicht macht. Das haben Verbände und Bundesumweltminister Jürgen Trittin vereinbart. Voraussetzung ist dafür eine so genannten Clearing-Stelle: Sie sorgt für Ausgleichszahlungen der Pfandgelder zwischen Läden, die mehr Pfand von ihren Kunden eingenommen haben, und Geschäften, die mehr ausgezahlt haben. Einer zentralen Clearing-Stelle müsste aber erst das Kartellamt zustimmen.

Im seit Jahren bestehenden Pfandsystem für Mineralwasser- oder Bierflaschen gibt es keine solche Clearing-Stelle. Stattdessen werden Pfandwerte nicht über Geldzahlungen, sondern über den Austausch leerer Mehrwegflaschen zwischen den Getränkeherstellern ausgeglichen. Den entscheidenden Unterschied zum Dosenpfand nennt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe: „Im Gegensatz zu leeren Pfandflaschen will die Dosen eigentlich keiner haben.“ Während Brauereien und Mineralwasserabfüller pro Flasche dafür bezahlen, dass ihr Leergut zurückkommt, kann ein Großhändler, der einem Verwerter Dosen anbietet, kaum Geld dafür verlangen.

Unter den großen Entsorgungsunternehmen ist bereits der Kampf um das Geschäft mit den Einzelhandelsketten ausgebrochen. „Wir haben als bundesweite Partner bereits Lekkerland, Spar und Karstadt“, sagt Michael Viefers von dem Entsorger Rethmann aus Lünen. Dazu kämen regionale Kooperationen, zum Beispiel mit Metro. Das Ringen um vorläufige Verträge mit den Einzelhandelsketten ist der erste Schritt: wenn im Oktober das Recycling- und Clearingsystem startet, wollen alle großen Entsorger dabei sein. „Wir gehören zu den Bewerbern“, sagt Viefers. Auch die Alba-Gruppe, die sich in Berlin und Brandenburg die vorläufige Kooperation mit Aldi, Lidl, Plus, Walmart und Metro gesichert hat, will ein Stück vom Kuchen abhaben. Dazu hat sie sich an der „Trinkpack AG“ beteiligt, die ein bundesweites System zur Rücknahme aller von der Pfandpflicht betroffenen Einweg-Getränkeverpackungen entwickelt hat. Acht andere Entsorger sind Miteigner. Auch die Kölner VfW, steht in den Startlöchern. Mit mehreren Handelsunternehmen seien kurzfristig Entsorgungsverträge geschlossen worden und am 15. Januar will VfW sein Konzept für eine Clearingstelle vorstellen. Kundennamen wollte eine Sprecherin nicht nennen, wohl aber das vermutliche Investitionsvolumen für ein perfektes Rücknahmesystem in Deutschland: etwa 500 Millionen Euro.

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