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Wirtschaft: Geschäftsklima-Index: Schlechte Stimmung bei deutschen Firmen

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist so schlecht wie seit August 1996 nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklima-Index für Westdeutschland sank im Juni auf 89,5 Punkte, im Vormonat waren es noch 90,8 Punkte.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist so schlecht wie seit August 1996 nicht mehr. Der Ifo-Geschäftsklima-Index für Westdeutschland sank im Juni auf 89,5 Punkte, im Vormonat waren es noch 90,8 Punkte. Der Wert für Ostdeutschland sank ebenfalls, und zwar von 125,4 auf 121,2 Punkte. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen für das nächste halbe Jahr seien schlechter beurteilt worden als im Mai, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut am Montag in München mit. Der Index sank im fünften Monat in Folge. Der Rückgang fiel deutlicher aus, als von Analysten erwartet. Der Ifo-Index gilt als eines der wichtigsten Barometer zur Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland.

Der Leiter der Ifo-Umfragen, Gernot Nerb, sagte, es spreche einiges dafür, dass der Tiefpunkt noch nicht erreicht sei. Enttäuschend sei vor allem, dass sich die Geschäftserwartungen in Ost und West weiter verschlechtert hätten. Insgesamt sei die Entwicklung aber nicht Besorgnis erregend. Zwar lägen die Details der Branchenuntersuchung noch nicht vor, es sei jedoch erkennbar, dass der Abwärtstrend in der Industrie anhalte. Die Stimmung im Einzelhandel scheine sich dagegen leicht gebessert und der Bau sich auf niedrigem Niveau stabilisiert zu haben.

In den neuen Ländern zeigte das Stimmungsbarometer nach einer kurzen Erholung im Vormonat wieder nach unten. Der Geschäftsklima-Index sank dort auf 102,1 Punkte. Im Mai waren es noch 104,7 Punkte. Besonders die aktuelle Lage wurde von den ostdeutschen Betrieben erheblich schlechter bewertet als noch vor einem Monat. Aber auch die Geschäftserwartungen wurden düsterer beurteilt. Hier gebe es in West wie Ost keine Signale für eine Trendwende. In den alten Bundesländern ermittelte das Ifo-Institut bei der Befragung der Unternehmen einen Index-Rückgang für die Geschäftserwartungen von 94,9 auf 93,6 Punkte. In Ostdeutschland gab der Indikator von 85,3 auf 84,1 Punkte nach.

Für den Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung befragt das Ifo-Institut jeden Monat 7000 Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe, Bau und Handel über ihre Einschätzung der konjunkturellen Lage und ihre kurzfristige Planung. Beide Werte zusammen ergeben den Geschäftsklima-Index, der 1991 mit 100 Punkten aufgelegt worden war.

Unterdessen kommentierte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, Klaus Zimmermann, die Konjunktureinschätzung des G 8-Regierungschefs verhalten. Wenn es auch einige positive Anzeichen für eine Erholung gebe, so sei die Schlacht noch nicht gewonnen, sagte Zimmermann dem ZDF-Morgenmagazin. Damit es mit der Weltkonjunktur aufwärts gehe, müssten vor allem die US-Konjunktur wieder anspringen und in Europa Zinssenkungen zur einer expansiven Geldpolitik führen. Ferner sollten die Gewerkschaften weiterhin mäßige Lohnforderungen stellen.

Prognosen werden überprüft

Auch weitere Experten beurteilen die Chancen skeptisch, dass es im zweiten Halbjahr 2001 wieder zu einer Konjunkturbelebung kommt. Die DGZ-Deka-Bank schätzt vorsichtig, nun sei mit einem schwachen zweiten Vierteljahr und keiner "überschäumenden Dynamik im dritten Quartal" zu rechnen. Die Deutsche Bank erwartet für das zweite Quartal eine Stagnation.

Willi Leibfritz, Abteilungsleiter Konjunktur des Ifo-Instituts, schließt denn auch nicht aus, dass die Institute ihre Wachstumsprognosen noch einmal nach unten revidieren müssen: "Sollte sich das Geschäftsklima in nächster Zukunft so entwickeln wie in den vergangenen Monaten, wäre die nächste Revisionsrunde programmiert", sagte er dem Handelsblatt. Die Konjunkturforschungsinstitute hatten in den vergangenen Wochen ihre Prognosen für das laufende Jahr deutlich nach unten korrigiert. Waren sie in ihrem gemeinsamen Frühjahrsgutachten noch von 2,1 Prozent Wachstum ausgegangen, so liegen sie nun deutlich darunter, so etwa das Ifo-Institut bei 1,2 Prozent. Ob das Ifo-Institut diese Prognose angesichts der neuen Zahlen aufrecht erhält, wollte Leibfritz mit Verweis auf eine Mitteilung des Instituts am Donnerstag nicht sagen.

wmu

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