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Wirtschaft: Geschenke von Peter Hartz

Ex-VW-Personalvorstand nimmt im Untreueprozess Schuld auf sich und stellt sich hinter Ferdinand Piëch

Braunschweig - Selbst das Christkind kann ihm nicht helfen. Obwohl der Weihnachtsmarkt rund um das Landgericht Braunschweig seit Tagen Besucher anzieht, obwohl Zimt und Glühwein verlockend duften, ist es im Inneren des Gebäudes nicht leerer geworden. Peter Hartz, Ex-VW-Personalvorstand, der nach seiner Verurteilung die Öffentlichkeit scheut, wollen noch immer viele Zuschauer sehen. Dafür lässt Hartz seine Aussagen am Donnerstag wie Geschenke auf die Prozessbeteiligten niederregnen: „Ich selbst kam auf die Idee, Herrn Volkert Sonderboni zukommen zu lassen. Herr Volkert hat mich nicht dazu angestiftet“, sagt Hartz. Und: „Dr. Piëch war darüber nicht informiert.“

Aus Peter Hartz, dem markanten Kanzlerberater, ist Peter Hartz, der großzügige Zeuge geworden. Der VW-Korruptionsprozess um Lustreisen und Sonderzahlungen für Betriebsräte hat ihn gezwungen, noch einmal an den Ort seiner größten Niederlage zurückzukehren. Hier, in Braunschweig, wurde er als Initiator der Betriebsräte-Schmierung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldbuße von rund 600 000 Euro verurteilt.

Hartz soll im Untreueprozess gegen Klaus Volkert aussagen, den Ex-VW-Betriebsratschef, der von ihm Sonderboni in Millionenhöhe gefordert haben soll und dessen Geliebte von VW ausgehalten wurde, sowie gegen den Cheforganisator der Lustreisen, Klaus-Joachim Gebauer. Justiz, Verteidiger und Öffentlichkeit erhoffen sich aber auch andere Erkenntnisse. Zur Rolle von VW-Firmenpatriarch Ferdinand Piëch etwa, den neue Beweise in Erklärungsnot gebracht haben. Wusste er von den Machenschaften?

Peter Hartz quält sich anfänglich. Er hält eine Rede, er liest vom Blatt ab, er sagt Sätze wie „Ich darf damit beginnen“ und schließt mit „Danke“. Ausführlich schildert er dann seine Beziehung zu Volkert („verlässlicher Partner, Ko-Manager“), den er in Sachen Sonderboni ausführlich entlastet. Volkert habe wie ein Top-Manager bezahlt werden wollen, erzählt Hartz, Piëch habe das befürwortet, und er, Hartz, habe Volkert daraufhin eigenständig „heimliche“ Sonderboni zugeschanzt. Piëch habe davon nichts gewusst und nicht nachgefragt. Auch Volkerts VW-Rente will Hartz allein erhöht haben. Piëchs Unterschrift auf der schriftlichen Zusage sei nur „routinemäßig“ erfolgt, ohne genauere Überprüfung.

Und dann hat Hartz auch für den Angeklagten Gebauer Entlastendes parat. Der habe im Auftrag gehandelt. „Ich selbst habe ihn angewiesen, die Veranstaltungen des Betriebsrats großzügig abzurechnen.“ Kritische Nachfragen von Gericht, Staatsanwälten und Verteidigern pariert Hartz schließlich mehr oder weniger holprig und mit Erinnerungslücken. Aber er bleibt dabei: „Mit anderen Vorstandsmitgliedern habe ich darüber nie gesprochen.“ Jan Keuchel (HB)

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